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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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der Andrej als Handlanger abgelöst hatte, blieb wie angewurzelt stehen. Ich stellte mich neben ihn. Geradeaus vor uns war nichts Besonderes —einfach nur Wald. In dreißig Metern Entfernung wirbelte rechts von uns ein kleines Vogelkarussell das Laub vom Vorjahr auf.
    Das konnten wir ignorieren, es war viel zu weit weg.
    Linker Hand versteckte sich offensichtlich ein Gravitationskonzentrat — die Baumkronen zogen einander an.
    Etwas knackte unheilvoll im Waldinnern auf zehn Uhr. Aber auch dieses Geräusch kam von viel zu weit entfernt, als dass es uns hätte interessieren müssen. Irgendein großes Tier lärmte im Wald und bewegte sich auf der anderen Seite des Bernsteinsees. Hauptsache, es blieb uns vom Leib.
    Aber was verursachte diesen eisigen Knoten in meinem Magen, als hätte ich einen lebendigen Aal verschluckt? Warum überfiel mich Panik und schwappte über meinem Verstand zusammen wie die Brandung eines aufgewühlten Ozeans?
    „Zurück!", brüllte ich alarmiert, schnappte Sam am Kragen und zerrte ihn hinter mir her. Meine Jäger rannten instinktiv zurück. Sie waren vorsichtig — niemand wollte in eine Anomalie geraten. Mittlerweile wussten sie, wie viele tödliche Fallen es hier gab.
    Ein ohrenbetäubender, metallischer Klang ertönte, und unmittelbar vor uns am Boden tauchten — einer nach dem anderen — anderthalb Meter große, ovale Fußspuren auf. Es sah aus, als wäre ein unsichtbares riesiges, zweibeiniges Tier aus dem Nichts aufgetaucht, hätte unseren Weg gekreuzt und wäre schnell wieder verschwunden.
    Wir nannten dieses Ding „Onkel Mischa". Der Erste, der damit Bekanntschaft gemacht hatte, war Dron. Er wurde verrückt, nachdem der unsichtbare Gigant über ihn hinweg gestiegen war. Als man ihn gefragt hatte, was denn mit ihm passiert war, sagte er zitternd: „Onkel Mischa war da!"
    Wen genau er gesehen hatte, einen riesigen Bären oder einen schrecklichen Menschen, blieb ein Rätsel. Aber das Ding nannte man seither Onkel Mischa.
    Wahrscheinlich steckten Gravitationskonzentrate dahinter, die aufgrund der Anomalien an einer bestimmten Stelle auftauchten.
    Wir warteten einige Zeit ab — immerhin konnte Onkel Mischa zurückkehren. Dann setzten wir vorsichtig unseren Weg zum Stützpunkt fort.
    Kurz vor dem Dunklen Tal sah ich am Waldrand eine dunkle Verdichtung, und mein Herz begann erneut schneller zu schlagen.Diesmal beachtete uns der Mutant nicht. Möglich, dass uns der Chimer — der von vorhin oder ein anderer — gar nicht bemerkte. Er verschwand im Wald, und ich führte meine Gruppe so weiter, dass sich unsere Wege nicht kreuzten.
    Einige Minuten später irrte ganz nah bei uns ein Zombie vorbei, der sehr beschäftigt aussah und Zivilkleidung trug. Er lief zielstrebig nach Norden und schenkte uns keinerlei Aufmerksamkeit. Vielleicht lockte ihn der Ruf des Monolithen oder ein Befehl der Herren. Vielleicht wirkte er aber auch nur so eifrig und drehte in Wahrheit nur unzählige Runden um einen heißen Fleck.
    Wieder einige Minuten später überschritten wir die unsichtbare Grenze zum Dunklen Tal.
    Früher war diese Gegend einmal ziemlich lebensfeindlich. In den Niederungen sammelte sich der dichte, giftige Nebel. Man konnte das Tal nur mit Spezialausrüstung durchqueren. Aber es gab immer wieder Freiwillige, die sich hinein wagten, denn hier fand man so seltene Artefakte, dass Bubna die Taschen eines Stalkers, der damit antanzte, mit Geld vollstopfte.
    In den letzten Jahren war der Nebel Richtung Sarkophag abgezogen, und seither konnte man das Tal ohne Spezialausrüstung begehen. Trotzdem musste man höllisch aufpassen, kleinere Nebelschwaden sicherten immer noch das Territorium.
    Dass sich die Verhältnisse gebessert hatten, ging allerdings zu Lasten der Artefakte. Das Milieu, das sie geschützt hatte, gab es nicht mehr, und als das Tal nur noch so gefährlich war wie etwa die Mülldeponie, kamen jede Menge Stalker hierher und sammelten die Fundstücke ein. Neue wurden nicht mehr oder kaum noch erzeugt, sodass sie mit der Zeit immer rarer wurden.
    Endlich erreichten wir den Stützpunkt. Aus dem Gemeinschaftsfonds des Clans hatten die Jungs an einigen problematischen Stellen der Zone Arsenale mit Waffen und Ausrüstung eingerichtet. Genau dort, wo das Risiko am größten war, auch einmal ohne erforderliche Hilfsmittel dazustehen.
    Natürlich wussten nur die Clanmitglieder über diese Depots und ihren Inhalt Bescheid. Diesen Stützpunkt hier hatte ich zusammen mit Patogenitsch gebaut,

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