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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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noch das leise Wispern des Windes und ein leichtes Knacken im Geäst, das sich über unseren Köpfen in Richtung eines unsichtbaren Gravitationskonzentrates ausrichtete. Von der verlassenen Fabrik her hörte man gequältes Stöhnen, das von Stronglaw stammte. Er war bereits im Gebäude, und seine Laute hallten drinnen von den Wänden wider. Etwas machte auch den Blutsauger nervös.
    „Weiter", sagte ich endlich. Vom Rumstehen würde die Gefahr nicht weniger werden, eher umgekehrt. „Langsam. Mischa, bereithalten."
    Wir brachten weitere zwanzig Meter hinter uns, als ich aus den Augenwinkeln eine gleitende Bewegung an jener Stelle bemerkte, wo die Senke in eine simple Straße mündete.
    Ich stoppte die Jäger sofort und betrachtete die Büsche, bis meine Augen schmerzten. Doch ich ahnte längst, was ich gleich zu sehen bekommen würde. Und als ein schwarzes Büschel, das ich für einen Schatten hielt, in Bewegung geriet und an seiner oberen Hälfte zwei rote, hasserfüllte Augen aufleuchteten, bestätigte sich meine Vorahnung aufs Übelste.
    Chimer!
    Die gefährlichsten Tiere der Zone. Sie hatten die Größe von Tschernobylhunden. Nur waren Tschernobylhunde im Vergleich zu diesen Mörderninjas regelrechte Babys.
    Chimer töteten wahllos alles Lebendige, was auf ihrem Weg lag —obwohl ich noch nie sah, dass sie ihre Opfer auffraßen. Niemand wusste, wovon sie sich ernährten.
    Den Chimern folgten in gebührendem Abstand, um sich selbst nicht zu gefährden, stets große Rudel Blinde Hunde. Sie sammelten dann die Reste der zerfetzten Opfer auf.
    Es war äußerst schwierig, einen Chimer zu töten, und eine Waffe alleine reichte dazu nicht aus. Es handelte sich um eine Ballung von hoch konzentrierter Furcht, um einen schwarzen Klumpen Panik, der sich geräuschlos auf sanften Katzenpranken bewegte.
    Auf den niederen Ebenen gab es sie nicht. In der Militärzone und bei der Rostok-Fabrik erschienen sie aus den Tiefen der Zone, vom vierten Reaktorblock her. Warum sie kamen, wusste keiner. Und wo Unwissen herrschte, gediehen auch Gerüchte. Man munkelte, dass Chimer persönliche Boten der Herren seien und in deren Auftrag töteten.
    Momentan hätte ich es vorgezogen, mit einem Wildschwein oder Pseudogiganten zu kämpfen. Meine Chancen wären zwar auch gering gewesen, aber gegen den Chimer hatten wir überhaupt keine. Das Wildschein und der Pseudogigant hätten sich auch mit ein, zwei Leichen zufriedengegeben. Chimer gaben erst Ruhe, wenn alle tot waren.
    Meine Jäger drehten fragend ihre Köpfe und versuchten, herauszufinden, was mich aufhielt. Sie nahmen die Bewegungen des Chimers nicht wahr. Diese Biester bewegten sich blitzschnell — ruckartig und fließend zugleich. Als würde am anderen Ende der Wiese ein schwarzer Schmetterling flattern. Als würde kurz der Schatten einer vorbeiziehenden Wolke auf die Erde fallen. Oder ein Schweißtropfen über die Wimpern laufen, und nach einem kurzen Blinzeln war nichts mehr da.
    Nach jeder plötzlichen Bewegung erstarrte der Chimer kurz zu völliger Bewegungslosigkeit und löste sich im Gesamtbild auf. Man war sich nicht sicher, war es bloße Einbildung gewesen oder der Wind? Wenn man nicht wusste, nach was genau man suchen musste, riskierte man den Chimer erst zu entdecken, wenn er schon unmittelbar vor einem zum letzten Sprung ansetzte.
    Das schwarze Biest hob ruckartig den Kopf und sah mich unverwandt an.
    Habt ihr jemals dem Tod ins Auge geblickt? Nun, ich schon zum wiederholten Mal in dieser irren Woche.
    Die Augen des Todes waren stechend rot, lang gezogen, unbeweglich, katzenartig. Der Tod neigte den Kopf zur Seite und streckte gutmütig die Zunge heraus. Man konnte meinen, er lächele mich freundlich an, hätte ich nicht gewusst, dass diese Kieferhaltung ihm ermöglichte, sein Opfer in den Todesgriff zu nehmen. Der Druck des Kiefers entsprach in etwa dem einer Industriepresse.
    Danach glitt der Tod geräuschlos in unsere Richtung.
    Jetzt wurden auch die Touristen unruhig und verspürten Unbehagen. Die Nähe von Chimern verursachte bei Menschen eine Panikattacke, und je dichter diese seltsame Ausgeburt heranrückte, desto schwieriger wurde es, sich zusammenzureißen.
    Ich drehte mich um und holte bereits tief Luft, um "Zurück!" zu schreien, obwohl ich wusste, dass wir es nicht bis zu den Toren der Fabrik schaffen würden.
    Chimer bewegten sich um einiges schneller als Menschen, und in der Fabrik würden wir einen heißen Empfang erleben.
    In der nächsten Sekunde strauchelte

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