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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nur zur Hälfte verschüttet war.
    Ich wurde zunehmend nervöser. Wir bewegten uns auf unbekanntem Terrain. Die Karte der Katakomben befand sich auf Camachos Laptop, der von den kleptomanischen Zwergen mitgenommen worden war. Wir würden uns wahrscheinlich verlaufen und dem verrückten Stalker Gesellschaft leisten.
    Vor einem weiteren Tunnel machte ich langsam. Nein, nicht dorthin. Der schwarze Schlund dieses Ganges flößte mir mehr als Respekt ein. Ich empfand regelrechte Angst davor — was bei anderen Tunneln nicht der Fall war.
    Also begeben wir uns besser nicht da hinein. Man muss auf seine innere Stimme hören. Das Gefühl der Gefahr in der Zone ist mitunter fast greifbar und dann meist unfehlbar — mit der Zeit funktioniert der Instinkt wie ein Seismograph. Es ist ratsam, darauf zu hören.
    Ich führte meine Gruppe nach links.
    Allerdings war ich nach viertelstündiger Suche überzeugt, dass es keinen anderen Weg gab. Alle anderen Stollen waren entweder eingestürzt oder endeten in einer Sackgasse aus Laborräumen. Einige Male stießen wir auf verlassene Bürerlager — große, mit Müll überhäufte Räume. Dort war es fast unmöglich zu atmen, die Böden der Zimmer waren kniehoch mit getrocknetem Kot bedeckt. Wahrscheinlich wanderten die Stämme deswegen immer wieder an andere Orte.
    Wir blieben erneut vor dem angsteinflößenden Tunnel stehen, und ich konzentrierte mich auf die Geräusche.
    „Ärger?", fragte Donahugh.
    „Ruhe!", fiel ich ihm ins Wort.
    Stammte das weit entfernte Gemurmel von Bürern, oder gingen schon die Nerven mit mir durch?
    Ich schaute Martin an. „Ärger ist gar kein Ausdruck. Ich befürchte, da vorne ist ein ganzes Bürernest. Aber wir haben keine andere Wahl.Denkt dran: Schießt nie zuerst. Reagiert nur im Falle eines Angriffs.Wenn die Großen nicht zu Hause sind, besteht eine Chance, dass wir ohne Verluste rauskommen."
    Wir schritten langsam und vorsichtig vorwärts.
    Meine Befürchtungen bestätigten sich auf ganzer Linie. Das Gemurmel wurde stärker, je näher wir dem Gangende kamen. Der Raum,in den der Gang schlussendlich mündete, war ein Durchgangszimmer.Daran erinnerte ich mich, als ich mir die Karte ins Gedächtnis rief.
    Wir mussten da irgendwie durch.
    Ich überschaute rasch den vor uns liegenden Saal, wo sich tatsächlich ein Nest befand: Entlang der Wände hockten auf dreckigen Stoff und Papierfetzen Zwergfrauen mit widerwärtigen nackten Säuglingen auf den Armen. Sie sahen uns mit funkelnden, bösen Augen an und murmelten ohne Unterlass unverständliches Zeug — entweder sie berieten sich, oder sie brabbelten aus purer Gewohnheit. Einige kauten etwas, offenbar waren die von mir erschossenen Bürermänner hier doch noch von Nutzen. Etwas ältere Kinder spielten mitten im Müll. Es herrschte ein Gestank wie in einem Schweinestall.
    Zentral im Raum stand ein mobiler Altar, und um ihn herum lagen im kreativen Chaos verteilt verschiedene Gegenstände: eine alte Radkappe, ein paar verrostete Gewehre, eine Sauerstoffmaske, ein Papierstapel, ein Militärstiefel, irgendein auseinandergenommenes, wissenschaftliches Gerät ...
    Diese und andere Gegenstände waren mit Sorgfalt arrangiert worden, als wäre ein Avantgardekünstler am Werk gewesen.
    Offenbar hatten alle kampftauglichen Bürer den Tunnel fluchtartig verlassen, um einen Befehl der Herren auszuführen. Was darauf schließen ließ, dass es eine weitaus wichtigere Aufgabe gab, als uns aus unserem Versteck zu holen.
    Im Nest waren nur die Weibchen mit ihren Kindern zurückgeblieben; ihre mentalen Kräfte waren verhältnismäßig gering.
    Ansonsten gab es noch Verletzte — was mir gar nicht gefiel.
    Etwa zehn Gnome, die wir angeschossen hatten, lagen in der Ecke auf dem Boden. Manche hatten zertrümmerte Gliedmaßen, einem war der Kopf von einer Kugel fast abgerissen worden. Als sie uns sahen,wurden sie unruhig, fletschten drohend ihre Zähne und raunten Unverständliches. Stezenko legte instinktiv seine Waffe auf sie an.
    „Nicht schießen!", formten meine Lippen.
    „Was ist los?", fragte Stezenko.
    „Der Anführer!"
    Ein riesiger fetter Bürer kauerte mit dem Rücken zum Altar. Er war einen Kopf kleiner als ich, musste seinen Artgenossen aber gigantisch erscheinen. Sein Bauch erinnerte an ein Bierfass, sein fleischiges Gesicht, das man unter der Kapuze sah, bestand nur aus Falten — wie ein Bratapfel. Die widerlichen dicken Lippen bewegten sich lahm wie zwei fette bleiche Würmer.
    Der Anführer dieses Stammes

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