S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
dass die vergrößerte Zone Kiew schluckt und so viele Ukrainer wie möglich tötet. Zum Glück warnte unsere Gruppe Alvar rechtzeitig vor, und als er mit Mischa im Netz war, neutralisierte er die Codes und startete ein verseuchtes Programm. Wahrscheinlich wusste Mischa selbst nicht, welche Programme er verwendete und welche Auswirkungen das hat. Doch er schaltete auf stur und kappte Alvar den Systemzugang. Und man musste ihn töten, weil jede Sekunde zählte und keine Zeit für Erklärungen blieb. Das ist alles."
„Blödsinn", sagte Stezenko vorsichtig. „Eine sich ausbreitende Zone im Zentrum der Ukraine — das wäre gerade für Russland ein großes Problem. Camacho wurde als V-Mann eingesetzt und hatte die notwendigen Codes für die Herren dabei. Und ich bezweifle sehr stark, dass er das auf Weisung der Amerikaner tat. Jemand aus eurem Zentrum arbeitet für die Herren."
Ach so ist das! Tja, hätte Alvar auf Russisch gesprochen, wäre er jetzt vielleicht noch am Leben. Vielleicht hätte ich ihn dann gewarnt, dass hinter seinem Rücken ein heimtückischer Pilz sitzt.
„Also wieder eine Pattsituation", stellte ich fest. „Die Wahrheit können wir nicht mehr rausfinden. Jeder ist von seiner Version überzeugt und verdächtigt jeweils den anderen, ein Doppelagent zu sein."
„Nur, dass er meinen Kollegen umlegte und mich auch noch töten wollte und nicht umgekehrt", merkte Stezenko an; offenbar fürchtete er, dass die Amerikaner jetzt ihren Kollegen rächen würden.
„Ist schon gut", sagte Donahugh bedrückt. Er verstand tatsächlich, dass in der momentanen Situation keine völlige Klärung möglich war.
Im Falle eines Konfliktes hätte ich mich wahrscheinlich auf die Seite von Andrej gestellt. Egal, wie man es drehte und wendete, Camacho hatte sich selbst umgebracht, ohne Stezenkos Zutun.
Der Oberst stand auf und hob den Kopf von Pustelga, der immer noch am Tisch saß, leicht an. Aus dem Hinterkopf war ein Stück herausgerissen worden, und Blut besudelte die ganze Tastatur. Die Wunde in der Stirn sah akkurat aus, trotzdem war das Computergenie toter als tot. Toter als Camacho.
„Alvar arbeitete für die Nationale Sicherheit", sagte Martin, während er mit leerem Blick die Wand anstarrte. „Schon lange, seit zehn Jahren. Es war eine nützliche Symbiose. Die Leitung schaute bei seinen Extratouren weg, und wir erledigten ab und zu einige Aufträge in Krisenregionen der Erde. Und sie lösten alle bürokratischen Probleme vor Ort und statteten uns mit der notwendigen Ausrüstung aus. Die perfekte Tarnung für die Nationale Sicherheit: weltberühmte Abenteurer. Ich glaube, Edgar Allen Poe sagte einmal: Wenn du eine Sache verstecken willst, leg sie an die offensichtlichste Stelle.Wer sollte schon darauf kommen, dass diese seltsamen Abenteurer, romantische Nichtsnutze, etwas mit der Nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten zu tun haben? So sieht es aus ..."
„Verdammte Spione", sagte ich verzweifelt und setzte mich hinter den Schreibtisch. „Ich habe diese Spielchen satt! Und ich schätze, dass wir schon bald auf die Jungs hier ...", ich zeigte mit dem Kopf in Richtung der beiden Leichen, „... neidisch sein werden. Übrigens hättet ihr eurem Anführer mehr Geld bieten können, wenn ihr schon spioniert und diese Mission so wichtig für euch ist."
„Eine zu hohe Summe hätte nur unnötig Aufsehen erregt", erklärte Stezenko, der sich neben Mischa setzte. Ich merkte, dass er seine Nerven noch im Zaum hatte. „Du sagtest doch selbst, dass die Safari problemlos verlaufen wäre. Wir mussten uns unauffällig benehmen.Unter den Stalkern gibt es viele, die für die Herren arbeiten. Fast alle von ihnen denken, dass sie für die Sicherheitskräfte, für Wissenschaftszentren und für Universitäten irgendwelcher Länder arbeiten, die ihr Interesse an der Zone nicht publik machen wollen. Allerdings arbeiten sie in Wirklichkeit für die Herren, deren Anweisungen sie aus dritter oder vierter Hand bekommen. Die außerordentliche Aktivität auf diesem Territorium gibt uns in der letzten Zeit Anlass zu größter Sorge. Die Analytiker befürchten, dass der kollektive Verstand der Zone unsere Zivilisation als Bedrohung ansieht und sich auf einen gewaltigen Krieg vorbereitet."
„Keine grundlose Befürchtung."
„Zweifelsohne. Aber sie waren die Ersten, die in unser Territorium eindrangen und die Zone lebensfeindlich für Menschen machten. Versteh doch, Hemul, wir attackieren nicht, wir verteidigen
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