S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
an und öffnete den Mund, schaffte es aber nicht, etwas zu sagen, denn in diesem Moment ertönten von der Seite des Baggers metallische Geräusche. Etwas schob sich mit Macht aus dem Schrotthaufen heraus.
Sauerkopp sah verwundert zu den Überbleibseln des Baggers — er rechnete offensichtlich nicht mit dem unbändigen Willen des Blutsaugers, diese Schlacht zu gewinnen, und blickte sofort wieder zu mir. Als er nochmals zum Bagger schaute, balancierte dieser schon auf der Kabinenseite, und nur Augenblicke später krachte die schwere Maschine mit ohrenbetäubendem Lärm zur Seite. An der Stelle, wo sie eben noch gelegen hatte, richtete sich der schwerverletzte Blutsauger zu seiner vollen Größe auf.
Das Monster sah schlecht aus. Der abgestürzte Bagger hatte ihm den Schädel zertrümmert, und anstelle der oberen Kopfhälfte war dort jetzt nur noch eine blutig schwarze Masse zu bewundern. Der linke Arm war auf Schulterhöhe gebrochen, fast abgerissen und baumelte nur noch nutzlos hin und her. Die linke Körperseite war zerfetzt, gebrochene Rippen ragten heraus.
Das verbliebene Auge des Blutsaugers starrte uns an. An den schlaff herunterhängenden Fühlern rannen schwarze Blutschlieren abwärts.
Plötzlich aber stellten sich die Fühler auf.
„Die Waffe — schnell!", rief ich.
Sauerkopp hatte es nun mit zwei tödlichen Gegnern zu tun. Allerdings wäre es ein Lotteriespiel geworden, den Blutsauger, auch wenn er verletzt war, im Alleingang erledigen zu wollen. Und eine Kugel im Kopf war immer noch besser als ein qualvoller Tod mit gebrochenem Rückgrat in den Fängen des Mutanten.
Darum überlegte Sauerkopp nur einen Sekundenbruchteil. Ohne den konzentrierten Blick vom Blutsauger zu lösen, riss er die Automatik von der Schulter und warf sie mir zu. Ich fischte die Waffe gekonnt aus der Luft und lud geräuschvoll durch.
Im gleichen Moment griff der von den Geräuschen und Bewegungen angestachelte Blutsauger an.
Wahrscheinlich schickte Sauerkopp in diesem Moment Dankgebete zum Himmel, weil er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Denn der Blutsauger lief schnurstracks auf ihn zu, und alleine hätte er ihn niemals erledigen können.
Wir fingen gleichzeitig an, den Mutanten zu bearbeiten. Die Kugeln trafen seine mit einer Kruste überzogene Brust und stießen ihn nach hinten.
Der Blutsauger heulte nerven zerfetzend auf. Sein Kreischen wurde immer schriller. Ich pirschte mich an ihn heran, denn das Monsterwürde gleich versuchen in den Tarnmodus überzuwechseln. Tatsächlich fing der Blutsauger auch schon an, wie das Bild eines kaputten Fernsehers zu flimmern. Um vollkommen unsichtbar zu werden,fehlte dem Monster jedoch die Energie, zu sehr war ihm von unseren Kugeln und dem Bagger zugesetzt worden. Fetzen seines infizierten Körpers flogen durch die Luft. Mit jeder in ihn eindringenden Kugel wurde er mehr und mehr nach hinten geschleudert, bis er mit dem Rücken an die lehmige Wand der Baugrube stieß. Die Beine des Blutsaugers knickten ein. Er kippte nach vorne und begrub dabei den gebrochenen Arm unter sich. Sein noch verbliebenes Auge stierte blutig, während die Finger der gesunden Hand im nassen Boden Halt suchten. Zwischen den Fingern spritzte Dreck.
Aus den zerquetschen Fühlern trat übel stinkende Flüssigkeit hervor, die wenig an Blut erinnerte. Der mutierten Kreatur, die mir nun schon zum dritten Mal das Leben rettete, entwich ein langgezogenes Stöhn- oder Atemgeräusch, dann erstarrte sie in einigen Metern Entfernung vor uns.
Sauerkopp und ich richteten unsere Waffen gleichzeitig und ruckartig aufeinander, allerdings gaben beide nur ein dumpfes Klicken von sich — wir hatten bereits alle Kugeln für den gemeinsamen Gegner verbraucht.
Enttäuscht schleuderten wir unsere Gewehre zur Seite, schnappten nach den Messern und bewegten uns langsam aufeinander zu.
Sauerkopp war ein absolut austrainierter Nahkampfspezialist. Ich hatte ihn einmal in Aktion gesehen und musste zugeben, dass seine Fertigkeiten mit der Klinge den meinen in nur wenig nachstanden. Er hatte ein säbelartiges Kampfmesser, ein „Schajtan".
Es war noch nicht alles verloren, ich durfte den in die Enge getriebenen und von den jüngsten Ereignissen gezeichneten Gegner nur nicht unterschätzen.
Plötzlich bemerkte ich, dass die Klinge seines Messers seltsam aussah, stumpf und verrostet. Als die Messerscheide an seiner Hüfte in einem seltsamen lilafarbenen Schimmer, wie bei Schweißarbeiten,aufleuchtete und wieder erlosch, war
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