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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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gehört.
    Ein weiterer Windstoß fuhr durch meine Haare. Ich drehte den Kopf, um zu sehen, ob der Mutant, durch die Schüsse vom Turm aufgeschreckt, in unsere Richtung lief — und bekam eine Ladung Brandflaum genau in den Mund.
    Der Kontakt mit diesem Mist war äußerst schmerzhaft. Als ob einem ein Büschel Brennnesseln ins Gesicht schlägt und sich ihre Härchen langsam in die Haut bohren. Dabei überstieg die Schmerzzone bei Weitem die Fläche der eigentlichen Berührung.
    Zum Glück wirkte das Gift der Anomalie normalerweise nicht lange. Der Schmerz wurde nach einer Viertelstunde erträglich und verschwand nach anderthalb Stunden ganz. Allerdings hatte ich schon mal erlebt, wie ein Mensch ohne Schutzanzug bis zur Gürtellinie in Brandflaum geraten war. Er starb schließlich am Schmerzschock.
    So ein Mist! Gott sei Dank habe ich das Scheißzeug nicht in die Augen gekriegt. Mit zusammengekniffenen Augen suchte ich am Gürtel nach meiner Reiseapotheke und spritzte mir das Gegenmittel in den Kiefer. Das Wichtigste war, keine Entzündung zu bekommen. Dass ich dann ein paar Wochen lang mit entstelltem Gesicht herumlaufen musste war hingegen nicht so schlimm. Dinka würde es mir schon verzeihen ... Vielleicht.
    Das Knäuel aus Brandflaum zerfiel beim Aufprall auf mein Gesicht und trieb als Wolke zur Lichtung. Die Wolke bestand nun aus einzelnen Teilen, zwischen denen sich ab und zu ein winziger lilafarbener Blitz zeigte.
    Während ich mich verarztete, kletterte Yankel mithilfe von Chamsa auf eine Kiefer, setzte rasch sein Snipergewehr zusammen und errichtete sich dort eine Art Stützpunkt. Er stützte das lange Gewehr auf zwei Ästen ab und versuchte, den Kopf des verrückten Wächters,der ab und zu zwischen den Bäumen auftauchte, aufs Korn zu nehmen. Er berechnete den Wind mit ein, nahm letzte Korrekturen vor,hielt den Atem an und drückte in einer zügigen Bewegung ab.
    Die großkalibrige Kugel glitt durch das Metalldach des Turms wie eine heiße Messerklinge durch Butter. Blut, Schädelreste und Gehirnmasse des Wächters wurden über das Holz verteilt. Aus der Entfernung konnte man die Details nicht gut erkennen, allerdings wurde ich nicht zum ersten Mal Zeuge, wenn jemand durch ein Snipergewehr liquidiert wurde.
    Der Wahnsinnige verschwand hinter dem Holz. Sein Megaphon gab schreckliche Geräusche von sich.
    In der gleichen Sekunde rannten wir los. Wir liefen in kurzen Sprints, versteckten uns hinter den Büschen und kleinen Hügeln und erreichten schnell den Betonzaun, wo wir uns in einem nahen Graben auf die Lauer legten.
    Peps tauchte mit diabolischem Grinsen und blutverschmiertem Messer aus dem Gebüsch auf — offenbar hatte sich einer der Wächter in der Nähe des Zauns aufgehalten. Drossel hob anerkennend den Daumen hoch. Termite, der mit den Anführern der anderen Clans über PDA kommunizierte, bedeutete uns mit einer Handbewegung:Einer nach dem anderen — vorwärts!
    Belomor und Waschbär deponierten rasch eine knetartige Sprengstoffmasse am Zaun, die von ihrer Konsistenz und Farbe an Spachtelmasse erinnerte. Zu diesem Zeitpunkt gab das defekte Megaphon des Toten endlich Ruhe — wahrscheinlich hatte ein Kurzschluss es infolge Überlastung endgültig dahingerafft.
    Yankel kletterte vom Baum herunter, schloss zu uns auf und versteckte sich ebenfalls im Graben. Die schwere Sniperausrüstung ließ er fürs Erste im Wald liegen, nun war er nur noch mit Pistole und Messer bewaffnet.
    Die Jungs klebten ein schiefes Quadrat mit einer Kantenlänge von dreißig Zentimetern an den Zaun und ließen sich zurück in den Graben rollen. Belomor wartete das Signal von Termite ab und betätigte daraufhin den Fernzünder.
    Über unseren Köpfen knallte es gewaltig, und der zwei Meter hohe Zaun zerbröselte ins Innere des eben noch abgeschirmten Territoriums.
    Als wir inmitten einer Staubwolke durch die entstandene Lücke rannten, ertönte von der gegenüberliegenden Seite das gleiche Krachen, wie wir es gerade verursacht hatten — die „Schuldner" verloren offenbar keine Zeit.
    Rechts von uns ertönten vereinzelte Schüsse. „Sauberer Himmel" versuchte durch das halb zerstörte Eisentor und einen Schlagbaum zukommen. Das erwartete Gegenfeuer blieb aus.
    Wir rechneten damit, dass diese Fanatiker bis zum bitteren Ende kämpfen würden, allerdings trafen weder wir noch unsere Verbündeten auf nennenswerte Gegenwehr aus dem Inneren.
    Durch den Zaun gelangten wir auf den Hof. Im Wind klapperten die aufgebrochenen Türen der

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