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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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schiefen Holzbaracken. Das Tor zum Hauptgebäude sowie die Türen der Autogaragen standen sperrangelweit offen.
    Drinnen befanden sich keine technischen Geräte außer einem uralten „Niva", der schon so verrostet war, dass sich an einigen Stellen orangefarbener Staub löste.
    Der einzige Verteidiger, mit einer amerikanischen Automatik bewaffnet und mit einem „Sünder"-Stirnband, schlenderte ziellos über den Hof. Peps und ich schnappten ihn uns ohne Probleme, und Fliege schnitt ihm die Kehle durch.
    Der „Sünder" hatte sich seltsam benommen, als stünde er unter Hypnose. Er hatte keinen Versuch unternommen, sich zu verteidigen, hing in unseren Armen wie eine Marionette mit durchgeschnittenen Fäden. Einem Zombie glich er aber wenig.
    Wir verteilten uns über den Hof und inspizierten in aller Eile die Bauten. Es war keine Menschenseele da, nur in einer der Baracken kohlte noch eine Leiche in Soldatenuniform vor sich hin, und in der Nähe des Zauns fand Patogenitsch die halb verwesten undefinierbaren Überreste eines Menschen — es konnte aber genauso gut eine mutierte Kreatur gewesen sein.
    Obwohl wir stichhaltige Hinweise hatten, dass sich an diesem Tag sämtliche Anhänger der „Sünder" versammeln würden, präsentierte sich der Stützpunkt so gut wie verwaist. Das alles sah verdammt nach einer Falle aus, und allmählich wurden wir nervös.
    Finster blickte Termite auf sein PDA. Unsere Verbündeten kamen auch ohne auf Widerstand zu stoßen immer näher. Nur ein einziges Mal ertönte ein kurzes Automatikgeräusch von der Seite, wo „Jüngster Tag" angriff. "Zweiundzwanzig", sagte ich automatisch zu mir selbst. „Zweiundzwanzig."
    Die Basis war wie ausgestorben.
    An einer der Gebäudewände machte mich Drossel auf ein lokales Phänomen aufmerksam. Ein steinalter „Moskwitsch" hing in anderthalb Metern Höhe über dem Asphalt, als würde er auf einem unsichtbaren Gerüststeg stehen. Nur befand sich unter ihm kein Gerüst, weder ein sichtbares noch eine unsichtbares.
    Der Wind trieb, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, kleine Müllfetzen unter dem schwebenden Auto hindurch, und unter dem Fahrzeugboden wuchsen hässliche Büsche, die aus den Asphaltritzen kamen.
    Das Phänomen stellte womöglich keine Bedrohung dar, sonst hätten die „Sünder" wohl kaum ihr Hauptquartier hier errichtet.
    Obwohl — wer wusste das schon so genau? Irgendwo mussten sie ja letztlich geblieben sein. Und ich erlebte es nicht zum ersten Mal, dass scheinbar harmlose Phänomene nach wiederholten Blowouts plötzlich heimtückische Eigenschaften entwickelten.
    Aus der ehemaligen Kantine schlichen zwei mir unbekannte Stalker mit schwarzen Kopftüchern heraus. Solche Tücher waren im Allgemeinen ein Merkmal für Kämpfer aus einem der vier verbündeten Clans, die gegen den gemeinsamen Feind vorgehen wollten.
    Normalerweise trugen meine Leute und ich graue Kopftücher oder Stirnbänder, die „Schuldner" schwarze, „Himmel" blaue und die Mitglieder von „Jüngster Tag" weiße.
    Wenn es nicht möglich war, die Tücher über den Kopf zu streifen, band man sie sich um den Oberarm.
    Offen gestanden hatten wir für die heutige Operation die schwarze Farbe nicht aus der strategischen Erwägung für uns gewählt, weil die „Schuldner" die Initiatoren oder Anführer waren — sondern, viel banaler, weil wir eine große Zahl von Kopftüchern für den heutigen Einsatz brauchten und der schwarze Stoff leicht zu kriegen war.
    Ich tauschte Zeichen mit unseren Verbündeten in der stummen Sprache des Geheimdienstes aus. Ich erfuhr, dass auf der anderen Seite die gleiche Situation herrschte: nur verlassene Gebäude und kaum Gegner. Sie hatten jemanden erschossen, aber der Großteil der „Sünder" blieb wie vom Erdboden verschluckt.
    Ich hielt Termite, der gerade aus dem ersten Stock gesprungen war, an der Schulter fest und zeigte mit der Hand nach unten. Termite nickte, sagte aber leise: „Ist vielleicht eine Falle."
    Klare Sache. Die Tatsache, dass wir uns in enge, unterirdische Tunnel begeben mussten, beunruhigte auch mich, den chronischen Klaustrophoben.
    Schon bald traf auch von den restlichen Verbündeten die Nachricht ein, dass sich auf der Basis keine Feinde mehr befanden. Es blieben zwei Möglichkeiten der Erklärung: Entweder hatten sich die „Sünder" eine Stunde vor unserem Eintreffen selbst evakuiert und nur ein paar miserable Wachen zurückgelassen — oder sie hatten sich kollektiv unter die Erde begeben.
    Aber wozu? Fragte ich mich.

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