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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wie er durch die Gesichtskontrolle gekommen war, blieb sein Geheimnis.
    Wäre interessant, rauszufinden, wie in unsere heiß geliebte Bar, die eigentlich für unseren Clan reserviert ist, alle möglichen Fremden reinkommen.
    „Hier ist besetzt", knurrte ich.
    In meiner Stimme schwang deutlich die Botschaft: Im Moment bin ich zu faul, aber wenn du es drauf anlegst, kannst du was erleben.
    Ich hoffte, dass es auch so ankam. Allerdings beeindruckte es den Unbekannten überhaupt nicht. Er tat so, als hätte er mich gar nicht verstanden.
    „Ich werde Ihnen nicht viel von Ihrer wertvollen Zeit stehlen", versicherte er. „Sie sind doch Hemul?"
    „Besetzt", wiederholte ich geduldig.
    „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen."
    Was ist denn hier los, Jungs? Habt ihr euch abgesprochen, mir den ganzen Abend über Vorschläge machen zu wollen? Ich bin doch kein Mädel im heiratsfähigen Alter, Gott sei Dank nicht.
    „Besetzt", sagte ich und fing an, die Geduld zu verlieren.
    „Sie gehen doch in die Zone?", fragte der Unbekannte weiter.
    „Sie irren sich, Verehrtester" Ich verlor endgültig die Geduld. „Wissen Sie denn nicht, dass das Überschreiten der Grenze strengstens verboten ist? Ich bin Flüchtling, genau so wie die Mehrzahl der Leute hier. Ich arbeite als Maschinist im Kesselhaus. Sie verwechseln mich mit jemandem." Aus den Augenwinkeln sah ich Patogenitsch aus der Toilette kommen. „Übrigens, da ist auch schon derjenige, dem dieser Platz gehört. Geh zurück zu deinem, Kumpel, sonst muss der Barkeeper gleich ganz viel Blut von der Theke wischen."
    Der Unbekannte grinste schief, stand auf und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Patogenitsch inspizierte seinen Platz und sah dem Kerl mit Sorgenfalten im Gesicht hinterher.
    „Alles in Ordnung?", fragte ich.
    „Alles in Ordnung", sagte Patogenitsch, „habe mich noch nicht mal dreckig gemacht. Was wollte der denn?"
    „Ich weiß es nicht. Komische Sachen wollte er wissen. ,Geben Sie zu, sagte er, dass Sie jede Woche die Grenze überschreiten? Könnten Sie das bitte gleich in ein Mikro sagen? Unter unseren Richtern gibt es Schwerhörige, wissen Sie?"'
    „Ah, ja", sagte Patogenitsch konzentriert.
    Plötzlich richtete er sich auf wie eine Sprungfeder und folgte dem Unbekannten.
    „Hey", sagte mein Kollege und legte dem Unbekannten die Hand auf die Schulter. Als dieser sich umdrehte, drosch ihm Patogenitsch genüsslich mit der Faust zwischen die Augen. Der Unbekannte stolperte einige Schritte nach hinten und fiel zusammen mit Flieges Tisch um.
    „Langweilig", sagte ich, als ich mich zu Barkeeper Joe umdrehte. Den Geräuschen nach zu schließen ging hinter meinem Rücken ein Handgemenge los. „Langweilig ist es bei euch geworden, Joe. Keine Möglichkeit, sich kulturell zu amüsieren. Wie viel kriegst du von mir?"
    „Ja, langweilig", pflichtete mir Patogenitsch bei und ließ sich auf seinen Stuhl nieder. Während ich bezahlte, pustete er melancholisch auf seine geschwollenen Handknöchel. „Hey, Joe! Und für mich das Gleiche noch mal." Er tippte mit dem Fingernagel an sein Glas. „Und Chips. Und fang an, den Schaden auszurechnen, ich zahl dann."
    „Bruder", sagte ich vertrauensvoll, „so nah bei der Zone darfst du kein Bier trinken. So nah bei der Zone sollte man Spiritus, Wodka oder — wenn es gar nicht anders geht — trockenen Rotwein trinken. Weil diese Flüssigkeiten zuverlässig die Radionuklide aus deinem Körper ausscheiden."
    „Steck dir deine Radionuklide sonst wohin”, sagte Patogenitsch würdevoll. „Ich hab heute meinen Biertag,und wenn ich Spiritus saufen möchte, saufe ich Spiritus."
    „Respekt", sagte ich und tätschelte seine Schulter. „Wir sehen uns."
    „Klar, was denn sonst."
    Als ich auf dem Weg zum Ausgang war, konnte ich es mir nicht verkneifen, für ein paar Sekunden stehen zu bleiben und zu beobachten, wie der zufällig in die Schlägerei geratene Fliege auf den zusammengekrümmt daliegenden Unbekannten eindrosch. Um sie herum herrschte ein für solche Situationen typisches Chaos — jemand verprügelte jemanden, einige schlugen mit Geschirr um sich oder kippten Tische um, und Goblin warf mit Gebrüll jeden Besucher raus, der in das Zentrum der Schlägerei geraten war.
    Ich zuckte die Schultern, verließ die Bar und ging zu Dinka, wollte nur noch auf der Couch liegen und an die Decke spucken.

3.
    DER ALTAR DES GROßEN WURMS
    Ein kalter Wind wehte durch die Zone, stöhnte zwischen den Ästen und ließ die Baumwipfel hin und her

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