S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
ihr Ziel und zerstörte sich selbst in der Ferne.
Indessen näherten sich die Gegner und benutzten ihre Panzerfäuste. Die beiden Hubschrauber schwebten über den Hügeln und sahen aus wie zwei riesige Wespen, die einiges miteinander zu klären hatten.
Noch eine Rakete verfehlte ihr Ziel und detonierte über der Zonengrenze. Ein Scherbenregen fiel vom Himmel herab.
Dann kam bei den beiden etwas in Gang. Ich konnte ihre Manöver nicht richtig einschätzen, da ich mich im Luftkampf nicht auskannte, doch plötzlich verfolgte die Nummer 021 die Nummer 014 über die Hügel. Sie rasten über den Himmel, als wären sie durch eine Kette miteinander verbunden.
Ich verstand noch nicht einmal annähernd, worauf das Ganze hinauslief, als ein lauter Explosionsknall ertönte und aus Nummer 014 ein wirbelnder Feuerball wurde, von dem schwarze Rauchsäulenaufstiegen. Das Gehäuse sowie die Rotoren brannten und fielen zu Boden.
Ich schaute schweigend zu und konnte nicht glauben, was ich da sah.
Kann mich mal jemand kneifen, und zwar so richtig?
Haimaul hatte gerade zwei seiner Kollegen liquidiert und flog jetzt eine weite Schleife über dem Wald. Schließlich nahm er Kurs auf den Flugplatz, der sich bei Tschernobyl-5 befand. Binnen weniger Sekunden verwandelte die Maschine sich in einen Punkt und verschwand dann vollends aus meiner Sicht.
Nicht schlecht! Welches Gras rauchen die Kampfpiloten, bitteschön, dass sie sich gegenseitig während ihrer Einsätze abmurksen?
Ich kehrte zu meinen Touristen zurück. Der Luftangriff hatte nur wenige Minuten gedauert, und sie waren schlau genug gewesen, ihre Verstecke nicht zu verlassen.
„Was ist da los?", fragte Martin Donahugh, der unter einer riesigen Tanne hervorgekrochen kam.
„Alles in Ordnung", sagte ich. „Die Hubschrauber werden uns nicht mehr stören. Los geht's!"
Ich hatte nur eine Erklärung für das seltsame Verhalten von Nummer 021 — die Einmischung eines Kontrolleurs. Aber ich konnte mir in der Schutzzone keinen Kontrolleur vorstellen. Keines dieser Wesen würde jemals die erste Grenze überschreiten und sich selbst damit gefährden. Für einen Kontrolleur waren er selbst und seine Gesundheit das wichtigste Gut.
Obwohl — einst war ich ebenso davon überzeugt gewesen, dass es einem einzigen Kontrolleur niemals gelingen könnte, einen ganzen Clan zu manipulieren ...
Wie marschierten weiter über den letzten Grenzabschnitt, durch hohes Schilf, kniehohes Brackwasser und über einen Acker, der seit Jahrzehnten nicht mehr bearbeitet wurde und jetzt einer verwilderten Wiese glich.
Wir schritten durch ein verlassenes Dorf mit schiefen, halb vergammelten schwarzen Holzhütten. Ich versuchte die Hügel, wo die Überreste des Hubschraubers immer noch glühten, weiträumig zu umgehen. Für alle Fälle.
Unter einem der Hüttenfenster lagen frisch geleerte Konservendosen — wahrscheinlich hatten hier ein paar Plünderer ein Picknick veranstaltet. Stalker versuchten niemals Spuren so nah an der Grenze zu hinterlassen. Den Plünderern hingegen war es egal — sie waren frei wie die Vögel, immer in Bewegung, heute hier, morgen dort. Heute erschossen sie einen Vagabunden wegen seiner Habseligkeiten, morgen bekamen sie selbst eine Kugel in den Schädel. Bescheuerte Banditenromantik.
Vor uns verdichteten sich die Wolken zu einem düsteren Zonenhimmel. Ich hatte das Gefühl, dass viele physikalische Gesetzte nach der zweiten Tschernobylexplosion nicht nur am Boden außer Kraft gesetzt worden waren, sondern auch hoch in der Luft. Unabhängig vom Wetter, das in der Nähe der Zone herrschte, war der Himmel über ihr meist wolkenverhangen; es regnete oft, und dann und wann wurde ein Polarlicht gesichtet oder andere Phänomene, die für unsere Breitengrade eigentlich eher untypisch waren. Der Zonenhimmel veränderte sich ständig, verschiedene Luftschichten flossen ineinander, trennten sich wieder, prallten erneut aufeinander. Der Himmel sah aus wie das Gemälde eines Surrealisten — düster und unheilvoll, aber auch unglaublich schön.
„Stalker, kannst du uns endlich erklären, was hier los ist?" Stezenko hielt es nicht länger aus, er musste die Frage, die ihm auf den Nägeln brannte, einfach stellen, als ich schließlich Erbarmen zeigte und eine fünfminütige Rast unterhalb eines Zaunes erlaubte.
„Alles in Ordnung", sagte ich. „Wir sind fast in der Zone."
Lass mich bloß mit deinen Fragen in Ruhe, Andrej. Ich verstehe selbst gerade verdammt wenig. Und wenn ich
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