S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
der Lage, ich musste noch nicht einmal nachhelfen. Der Lärm einer Panzerfaust reichte aus, um Adrenalin durch die Adern zu pumpen. Das hatte schon meine Oma immer gesagt.
Wir erreichten die zweite Schutzlinie im Sprinttempo und passierten drei Reihen von Stacheldraht in sechseinhalb Minuten — eine gute Zeit, wenn auch nicht gerade rekordverdächtig.
He-He durchtrennte den Stacheldraht schnell und professionell. Danach bogen He-He und ich den Zaun an der durchgeschnittenen Stelle auseinander, sodass die Safariteilnehmer bequem hindurch-klettern konnten, ohne Kleidung oder Ausrüstung zu beschädigen. Der Draht war verdammt hart. Er konnte Stoff sehr schnell zerfetzen oder mit seinen Widerhaken im Körper stecken bleiben. Klettern konnte der Jagdtrupp nicht sonderlich gut, was aber verständlich war,wozu auch?
Wir hatten keine Zeit, die Spuren zu beseitigen, deshalb beließen wir das Loch im Zaun, wie es war, auch wenn es gegenüber anderen Stalkern nicht fair war. Aber wir hatten auch so schon genug Aufmerksamkeit erregt, obwohl wir keine Schuld daran trugen.
Alvar schaffte es, sich mit dem Stacheldraht an einer Stelle am Hals zu verletzen, wo keine Kleidung ihn schützte. Sofort murmelte er im Laufen halblaute russische und spanische Flüche, bis ich ihm befahl, still zu sein.
Dem Dunklen Stalker sei Dank, war dieser Abschnitt des Geländes sehr ruhig und wurde deswegen kaum kontrolliert. Die Blauhelme hielten es für viel effektiver, ihre Beobachtungen aus der Luft oder von der Straße aus vorzunehmen, anstatt hier ständige Posten und Wachtürme einzurichten.
Das war auch logisch, denn wenn die Zone sich ausbreitete und langsam vorwärts kroch, mussten die verseuchten Posten früher oder später aufgegeben und neue errichtet werden.
Demgegenüber waren im Nordwesten die Posten einer neben dem anderen platziert. Dort ging es nicht anders. Dort befanden sich die Sümpfe und das Todestal, von wo ständig Zombies und andere Mutanten ausbrachen, als würden sie fast magnetisch von etwas in den Norden gezogen. Die Grenze wurde an dieser Stelle täglich bis zu viermal durchbrochen. Dort kämpften angeheuerte Slawen — Ukrainer, Weißrussen und Russen — gegen die Ausgeburten der Zone, und man verminte nicht nur den Bereich um die Zäune, sondern auch die vierzig Meter breite Kontrollzone. Es patrouillierten Kampfroboter,die wie riesige Metallhühner aussahen und auf alles schossen, was lebendig war oder sich bewegte.
Gelobt seist du, du ruhiger zweiter Abschnitt des Geländes in fünfzehn Kilometern Entfernung von Tschernobyl-4.
Die UN-Leute schliefen ganz offensichtlich nicht. Als wir die letzte Stacheldrahtreihe passierten und ich meine Truppe über freies Feld zum Wald trieb, hörte ich bereits vom Horizont her das Geräusch der Hubschrauber.
Ich trieb Mischa Pustelga an, der hinkend Letzter war. Im Laufen blickte ich über die Schulter und sah drei Sky Fox-Hubschrauber, die von Tschernobyl-5 aus direkt auf uns zuhielten. Es war ein verdammt unangenehmes Gefühl, zu sehen, wie drei Militärmaschinen auf einen zukamen. Zwei von ihnen änderten plötzlich die Richtung und bogen nach Westen zu den Hügeln ab. Auf ihren dunklen Oberflächen konnte man deutlich die Bordnummern erkennen: 018 und 021. Die spitze Front von 021 war kunstvoll als aufgerissenes Haimaul bemalt. Einige Augenblicke später, als wir bereits den Wald erreichten und uns unter den ausladenden alten Tannenbäumen versteckten, hörten wir von der Hügelseite Explosionsgeräusche. Die Hubschrauber bearbeiteten das Terrain methodisch mit Raketen. So wie es aussah, würden diejenigen, die uns die Falle gestellt und die UN-Wachen angegriffen hatten, nicht entkommen.
Der Schatten des dritten Sky Fox schlich wie eine Schlange durch die Blätter über uns. Wir bekamen es mit Nummer 014 zu tun.
„Runter mit dir!", fuhr ich Mischa an und zog an seinem Bein.
Mischa legte sich rechts von mir auf dem gelben Nadelboden hin. Links von mir lag Stezenko, der von dem schweren Rucksack nach unten gedrückt wurde und sein Hopeful zitternd umklammerte. Die Amerikaner hatten sich zehn Schritte vor uns mit den Gesichtern nach unten hingelegt und schützten ihre Köpfe mit den Händen. Einen Augenblick später ergoss sich aus dem Himmel ein Metallhagel.Aufgrund der Äste und Blätter waren Raketen nicht so wirkungsvoll, darum entschied sich der Pilot, ohne lange zu fackeln für ein großkalibriges Geschütz.
„Was sollen wir tun, Kommandant?," schrie
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