S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Baustamm, auf dem wir es uns gemütlich machten.
Zum Lunch gönnten wir uns Martins Fleischkonserven aus den selbst erhitzbaren Dosen. Der Inhalt schmeckte wirklich gut. Auf den Deckeln befanden sich diese Öffnungsringe, ähnlich wie auf den Pepsidosen, an denen man ziehen musste. Sie ließen sich nur schlecht handhaben, aber wenn man es schaffte, ertönte ein unglaublich lautes Zischen und der Deckel rollte sich zusammen. Anschließend erhitzte sich die Dose vierzig Sekunden lang bis zu einer Temperatur, dass man sie nicht mehr in den Händen halten konnte. Im Innern der Dose befanden sich — wie Mischa, der Dolmetscher, hinlänglich erklärt hatte — doppelte Wände, zwischen denen vor dem Öffnen ein Vakuum herrschte. Dieser Zwischenraum war mit einer dünnen Schicht aus Metallpulver, Aktivkohle, Kochsalz und speziellen Elementen gefüllt. Sie reagierte mit dem Sauerstoff.
Ich deutete mit dem Finger auf seine Dose und erklärte ihm, dass die Pause nur kurz sein würde und es auch für ihn besser wäre,zuerst zu essen und dann Gespräche zu führen.
Ich hatte nicht vor, meine Touristen ranzunehmen wie eine Spezialeinheit, was bedeutet hätte: schneller Marsch über fünfundzwanzig Kilometer in voller Militärausrüstung. Und so hatte jeder Zeit, seine Portion aufzuessen, eine zu rauchen und sich zu erleichtern.
Sam wollte zum Ufer laufen und sich die Hände waschen. Aber He-He erklärte ihm mithilfe von Mischa, dass er das auf keinen Fall tun sollte, wegen der Radioaktivität. Sam kontrollierte das nahe Wasser mit dem Detektor, der in sein PDA eingebaut war. Und obwohl dieser einen Wert, der in der Norm lag, anzeigte, riskierte er es trotzdem nicht. Stattdessen reinigte er seine Hände, die mit Fett beschmiert waren, mit einem Taschentuch.
Ich ordnete an, die Dosen zu vergraben und die Löffel in den Rucksäcken zu verstauen. Danach kletterte ich erneut auf die Anhöhe und verschaffte mir einen Überblick über die Umgebung. Es sah so aus, als hätte unser plötzliches Ausweichmanöver mit ausgeschalteten PDAs zu den mit Anomalien verminten Feldern die Verfolger abgeschüttelt. Vielleicht waren wir aber auch gar nicht verfolgt worden.
„Hemul!" Donahugh stand vom Baumstamm auf und zeigte in Richtung See. „Ein Mensch! Was macht er da?"
Etwa hundert Meter vom Ufer entfernt lief ein braungebrannter Typ in Tarnjacke über die Dächer der Autos. Seine Schuhe sogen bei jedem Schritt eine Menge Wasser auf. Er trug ein gelbes Band. Von hier aus sah man die versunkenen Autos unter seinen Füßen nicht und so schien es, er würde über das Wasser laufen wie einst Jesus persönlich.
„Das ist kein Mensch", sagte He-He. „Eine Hülle ..."
Als wollte er die Worte meines Kollegen unterstreichen, machte der Zombie einen Schritt neben die Autos und verschwand unter Wasser.
„War das einer von den Unglücklichen, die von einem Kontrolleur gelenkt wurden?", fragte Sam interessiert.
„Nein", antwortete ich. „Die Kontrolleure mögen den Bernsteinsee nicht, sie können sich hier nirgends verstecken. Die Stalker, die versuchen am anderen Ufer die Felder mit der erhöhten Anomalieaktivität zu begehen, werden von etwas Unbekanntem kontrolliert.Irgendein Wesen oder eine sehr starke Anomalie, vielleicht eine alte Vorrichtung für Bewusstseinskontrolle, die hier getestet wurde und immer noch aktiv war. Die Menschen gehen zur Mitte des Sees —und danach weiß man nichts mehr von ihnen. Vielleicht ertrinken sie auch einfach. Es gibt Gerüchte, dass in der Mitte des Sees eine Öffnung existiert, durch die die Zombies zu einer anderen Ebene gelangen. Dort werden sie von rätselhaften Kreaturen versklavt und müssen in den Steinbrüchen Marmor gewinnen, aus dem die Paläste der Kreaturen gebaut sind. Es herrscht wohl nie Unterbesetzung, weil es immer genügend Neugierige gibt, die ans andere Ufer gelangen wollen. Dort befinden sich schließlich sehr seltene und kostbare Schätze. Allerdings kommt von zehn nur einer zurück und das meistens ohne Ausbeute. Es gibt Plätze am anderen Ufer, an denen die Konzentration der Anomalien so hoch ist, dass das Gehirn in deinem Schädel anfängt zu kochen. Per PDA haben wir von dort die grausamsten Meldungen über Tode anderer Stalker erhalten. Die meisten Jungs sind allerdings einfach spurlos verschwunden."
„Der Satellit kann diese Zone nicht erkennen", sagte Alvar, während er seinen Monitor betrachtete. „Sehr dichter Nebel, da gehen weder Wärmestrahlen noch Ultraschallwellen
Weitere Kostenlose Bücher