Star Trek – Deep space Nine
Vorstellung der körperlichen und psychologischen Grausamkeiten, die in diesem entlegenen Winkel des Universums geschehen sein mussten. Wie viele Leben hatte diese Haftanstalt verschlungen? Wie viele Personen hatten hier ihre letzten Atemzüge getan und dabei von den fernen Sternen ihrer Heimat geträumt? Seine gesamte Sternenflottenkarriere hindurch hatte Vaughn mit dem Risiko gelebt, durch eine fehlgeschlagene Mission an einem Ort wie diesem zu landen. Nun, da ihn jeder verstreichende Augenblick weiter von der Sonne entfernte, begriff er mit morbider Ironie, dass es genau so gekommen war.
Das Neuroimpuls-Gerät hing noch immer an seinem Gürtel. Er hob es an, wollte seine Hand an das Gewicht gewöhnen. Es war flach, ähnelte in der Form einem Stundenglas und verfügte nicht einmal ansatzweise über die Zielgenauigkeit eines Phasers.
Ich hoffe, das Ding funktioniert
. Vaughn weigerte sich, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen eine Gehirnwaffe auf einen ohnehin schon entfesselten Jem’Hadar im schlimmsten Fall haben mochte.
Und was, wenn es funktioniert?
, fragte er sich.
Was sage ich ihm, damit er mich nicht tötet?
Er wollte Taran’atar nicht anlügen. Es wäre eine Beleidigung seiner Intelligenz, so zu tun, als hätte das, was er Kira und Ro angetan hatte, keinerlei Konsequenzen. Nicht einmal der mildernde Umstand der Gehirnwäsche würde das Vertrauen der Besatzung von Deep Space 9 in ihn wiederherstellen können.
Ich bin da keine Ausnahme
, gestand sich Vaughn ein.
Was macht es schon, dass er fremdbestimmt ist? Er war klar genug, um eine Strategie zu entwickeln, oder? Beherrscht genug, Prynn zu entführen. Konzentriert genug, mich in die Falle zu locken, sie zu töten. Soll ich ihm all diese Sünden vergeben, weil er einem neuen Teufel dient?
Vaughn wollte Taran’atar lebend. Er wollte beweisen, welche Rolle Intendantin Kira bei dem Angriff auf Captain Kira und Lieutenant Ro sowie dem Massaker im bajoranischen Dorf Sidau gespielt hatte. Mehr als hundert Lebensjahre hatten ihn gelehrt, nicht an seinem Zorn festzuhalten, er vergiftete nur die Seele. Doch der Teil von ihm, der noch immer tobte und sich im Schmerz suhlte, der trauernde Vater in ihm, schenkte der Vernunft kein Gehör. Vaughn konnte nur hoffen, dass er, wenn er Taran’atar endlich einholte, stark genug war, seinen Zorn im Zaum zu halten. Mutig genug, nach dem Neuroimpuls-Gerät zu greifen, statt nach dem Phaser.
Gut eine Minute, nachdem die untere Plattform in den ersten Ausläufern des dichten Nebels im unteren Bereich des Schachtes verschwunden war, wurde auch Vaughn gänzlich von diesem Meer wabernder Gase verschlungen. Sein Vorsprung gegenüber der Person in dem oberen Lift betrug, so schätzte er, mindestens vier Minuten.
Er sicherte das Neuroimpuls-Gerät an seinem Gürtel und hob das Phasergewehr. In diesem Labyrinth würde er Taran’atar auf die altmodische Weise jagen müssen.
Zitternd und rumpelnd kam der Lift zum Stehen. Die Gittertür des Sicherheitskäfigs glitt rasselnd auf.
Die Distanz zu den Landepunkten der anderen Kabinen betrug grob eins Komma sieben Kilometer. Vaughn konnte nicht sagen, welche Richtung Taran’atar nach seiner Ankunft eingeschlagen hatte. Er konnte genauso gut in eine Falle rennen – hier unten mochten Dutzende Feinde auf ihn warten.
Den Blick auf die Umgebung gerichtet, duckte sich Vaughn so tief, wie er nur konnte, und zog los, das Gewehr schussbereit.
Lieutenant Quin Heins hatte noch nie an einer schlechten Idee festgehalten, wenn sich eine bessere bot. Als das Team plötzlich von oben unter Beschuss genommen wurde, gab er den Befehl, weiter in die Einrichtung vorzudringen, um dort Deckung zu suchen.
Schüsse begleiteten das Team bei jedem seiner Schritte.
Heins mühte sich um Vorsicht, doch Moore preschte unbeirrt vor, feuerte in alle Richtungen und vertraute auf die FFK seiner Waffe, die verhinderte, dass er versehentlich einen Gefährten betäubte. Aufgrund des Störfelds im Innern der Einrichtung konnten sich die Zielsensoren ihrer Schusswaffen nicht auf Ziele einrichten, doch Moore war auch auf die altmodische Weise – also mit scharfem Auge und viel Geduld – zu Treffern fähig.
Heins erreichte eine Metallbarriere und duckte sich dort neben Minecci und Stov. Ihm schwindelte von dem Zickzack-Sprint. Der Vulkanier behandelte stoisch eine Disruptorwunde, die er sich am Fuß zugezogen hatte. Minecci sah über die Kante ihrer Deckung und gab einen weiteren Schuss in die Richtung ab,
Weitere Kostenlose Bücher