Star Trek – Deep space Nine
erhellte das Dunkel mit gleißendem Licht.
Rechts vor ihr plätscherte es. Ein letzter Schuss.
Dann war er wieder da, landete in der Hocke. Seine riesige graue Linke entriss ihr die Pistole mit nahezu komödiantischer Leichtigkeit. Seine Rechte prallte gegen ihren Solarplexus und drängte sie zurück. Prynn schlug rücklings auf den Boden, ging halb unter, und schnappte nach Luft wie ein Zackenbarsch, den die Flut angespült hatte.
Taran’atar stand zwischen ihr und Vaughn und sah ruhig von einer zum anderen. Tödliche Verachtung lag auf seinen ansonsten undeutbaren Zügen. Am Ende des Ganges lag Vaughn zitternd im kalten Wasser, halb noch im Schock gefangen, und umklammerte seinen gebrochenen rechten Unterarm. Prynn konnte nur raten, wie sie selbst aussah. Ihr Gesicht war blutüberströmt, ihre Uniform durch und durch verdreckt und ihre Handgelenke waren wund von den Fesseln.
Plötzlich drang eine herablassende weibliche Stimme, die Captain Kiras unheimlich ähnelte, aus Lautsprechern, die Prynn nicht sehen konnte:
»Hast du das Hypospray gefunden, das ich für dich hinterlassen habe?«
Taran’atar nickte. »Ja«, antwortete er und sah auf, als spräche er nicht mit einer körperlosen Stimme, sondern mit einer Göttin.
»Und der Signalgeber?«
Er griff in seine Tasche und zog ein handtellergroßes Gerät hervor, dessen Display sich Prynns Blicken entzog. »Ich habe ihn«, verkündete Taran’atar.
»Dann ist es Zeit.«
»Gehorsam bringt den Sieg«, sagte er. »Und der Sieg ist das Leben.« Dann begann er, das Gerät in seiner Hand zu programmieren.
Vaughn keuchte heiser. »Der Captain ist nicht tot.«
Taran’atar zögerte kurz und sah auf. Er wirkte gedankenverloren, arbeitete nach einem Augenblick aber konzentriert weiter.
»Sie hatten Prynn die ganze Zeit, oder?«
Er sah abfällig zu Vaughn. »Ja.«
Wieder tippten seine Finger auf das Gerät ein. Prynn wusste nicht, was ihr Vater vorhatte. Sie schaffte endlich einen schwachen Atemzug, was ihre Panik ein wenig besänftigte.
Vaughn klang zuversichtlicher als noch vorhin. »Und Sie zögerten auf dem Steg. Sie warteten, bis ich mich umdrehte.« Taran’atars nahezu frenetisches Tippen wurde langsamer und stoppte schließlich. Abermals blickte er zu Vaughn. »Prynn und ich sind unbewaffnet«, fuhr er fort. »Geschlagen … Sie könnten uns hier und jetzt töten.«
Die kalten bernsteinfarbenen Augen sahen von Vaughn zu Prynn und zurück. Ein letztes Mal berührte Taran’atar das Gerät. »Sie sind nicht meine Gegner«, sagte er.
Dann umhüllte ihn ein Wirbel aus Raumzeit, verzerrte sein Abbild in eine strahlend goldene Silhouette, ein Negativ – und als der Wirbel verschwand, nahm er Taran’atar mit. Als das Licht verging, blieb nur leere Dunkelheit zurück. Wasser strömte dorthin, wo eben noch der Jem’Hadar gestanden hatte.
Prynn kämpfte um jeden Atemzug. Ihr schwindelte zu sehr, als dass sie hätte aufstehen können. Halb kroch sie, halb humpelte sie durch das niedrige lauwarme Wasser, ignorierte das Scheuern des harten Betons an ihren Knien und schleppte sich an die Seite ihres Vaters.
»Dad …« Mehr brachte sie nicht heraus, bevor sie erneut nach Luft schnappen musste. Tränen stiegen ihr in die Augen, als er die linke Hand hob und ihr sanft über das nasse, schmutzige Gesicht strich. Die kleine Geste elterlicher Fürsorge, gestern noch unvorstellbar, rührte sie zutiefst. Auch Prynn hob die Hand und ergriff die seine. Sie atmete langsam aus und ließ neue Luft in ihre Lunge.
»Wir müssen hier raus«, sagte Vaughn. »Hilf mir auf.«
Sie legte sich seinen guten Arm um die Schultern und stemmte sich aus den Knien hoch. Er schob mit seinen Beinen nach. Ein paar unbeholfene Sekunden später standen beide. Sobald sie sicher war, dass er stabil auf den Beinen stand, führte Prynn ihn raus aus der Sackgasse.
Abermals erklang die Stimme, die Kiras und doch nicht Kiras war, aus den Lautsprechern – schnippisch, hart und grausam:
»Welch ein rührendes Wiedersehen.«
Das Gift ihrer Worte umspülte Vaughn und Prynn.
»Sie zwei könnten sicherlich endlos weiterplaudern. Doch leider habe ich keine Verwendung mehr für diesen Stützpunkt – oder für Sie.«
Stroboskoplichter an den Wänden flackerten auf, während eine tiefe Männerstimme begann, Varianten der immer gleichen Ankündigung herunterzubeten. Prynn verstand kein Cardassianisch, doch die Kadenz eines Selbstzerstörungs-Countdowns klang in den meisten humanoiden Sprachen ähnlich.
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