Star Trek – Deep space Nine
steckte. Normalerweise wurden Ereignisse wie ein Angriff auf zwei Führungsoffiziere umgehend an das Flottenkommando gemeldet. Da der Angreifer in diesem Fall aber Taran’atar gewesen war, würde die Meldung nur Rückfragen provozieren, die der Kommandostab der Station derzeit nicht beantworten konnte.
Handelte Taran’atar auf Befehl der Gründerin? Versucht das Dominion, seinen Streit mit dem Alpha-Quadranten neu zu entfachen? Ist Taran’atar ein Einzeltäter?
Sobald das Flottenkommando Bescheid wusste, würde es handeln wollen. Dax stimmte Vaughn instinktiv zu: Eine unausgegorene Hauruck-Aktion würde die Situation nur verschlimmern und Prynn in zusätzliche Gefahr bringen.
Vorausgesetzt, sie lebt noch
, dachte Dax – behielt es aber lieber für sich.
Vaughn sah einen Moment zur Seite und quittierte den Bericht eines Junioroffiziers.
»Gibt es Neuigkeiten von Ro und dem Captain?«
»Noch nicht«, antwortete Dax. »Allerdings wird Ro inzwischen operiert.«
Er seufzte.
»Na dann … Wir sind hier so weit
. Defiant
bittet um Starterlaubnis.«
»Erlaubnis erteilt«, sagte Dax und nickte dem Flugleiter zu, der die entsprechenden Eingaben an seiner Konsole vornahm und dann bestätigend nickte. »Andockklammern sind gelöst,
Defiant
. Sie können ablegen. Viel Glück.«
»Verstanden
. Defiant
Ende.«
Vaughns Bild verschwand. Dax ersetzte es durch eine Außensicht und beobachtete, wie die
Defiant
die Schubdüsen aktivierte und sich vorsichtig von der Station wegbewegte. Dann neigte sie ihren Flugwinkel um hundertachtzig Grad und ging auf Impulsgeschwindigkeit. Nur Momente später verschwamm sie vor Dax’ Augen und verschwand schließlich ganz. Die Tarnvorrichtung war aktiviert worden. Dax starrte noch einige Sekunden auf das leere Sternenfeld, dann schaltete sie den Monitor ab.
Sie stieg die wenigen Stufen hinauf zum Kommandantenbüro. Bis zu Major Cenns nächstem Bericht dauerte es vermutlich noch ein paar Stunden. Und wann Kira und Ro aus dem OP kommen würden, vermochte niemand zu sagen. Auch die Taran’atar-Angelegenheit lag nicht länger in ihrer Hand. Die deutlich schnellere, mächtigere und stärker bewaffnete
Defiant
würde die
Euphrates
in weniger als einer Viertelstunde einholen – und was danach geschah, lag ganz allein an zwei Personen: Taran’atar und Commander Vaughn.
Kein sonderlich aufbauender Gedanke
. Die Tür des Büros schloss sich hinter ihr. Dax trat zum Schreibtisch und nahm im Sessel Platz. Mit einem Mal fühlte sich ziemlich erschlagen.
Ihr Blick fiel auf Benjamin Siskos Baseball auf der Tischplatte. Dax streckte die Hand aus und nahm ihn, drehte ihn. Ihr war, als könne sie die Wärme, die von Benjamins Fingern ausgegangen war, noch immer in dem runden Leder spüren. Dax strich nachdenklich über die Nähte und drehte die weiße Kugel langsam.
»Computer«, sagte sie dann. »Öffne einen Kanal nach Bajor.«
Kapitel 10
Defiant
und
Euphrates
Lieutenant Greg Forte sah von der taktischen Konsole auf. »Commander, unsere Sensoren erfassen das Runabout.«
»Gute Arbeit«, lobte Vaughn. »Stellen Sie die Werte zu mir durch. Steuer, gehen Sie auf Abfangkurs.«
Vaughn und Bowers standen an einer großen Komm-Konsole auf der Backbordseite der
Defiant
-Brücke. Das Schiff flog in getarntem Zustand und mit maximaler Warpgeschwindigkeit dem entführten Runabout hinterher. Die linke Hälfte der Komm-Konsole zeigte eine Sternkarte. Bowers schüttelte den Kopf. »Ich versteh’s einfach nicht. Was hat er vor?«
»Das können wir ihn fragen, wenn wir ihn haben«, sagte Vaughn und studierte die Anzeigen. »Selbst mit Warp acht erreicht er keinen Planeten, bevor wir bei ihm sind.«
»Wenn er einen Komplizen hat, reist er vielleicht zu einem Treffpunkt«, schlug Bowers vor. »Vielleicht hat der Komplize ein schnelleres Schiff.«
»Die Langstreckensensoren zeigen nichts an. Falls da draußen wirklich noch ein anderes Schiff ist, ist es getarnt wie wir.« Vaughn rief sich einen Plan der
Euphrates
auf die rechte Konsolenhälfte. »Wir müssen einen Weg finden, seine Schilde und seinen Warpantrieb auszuschalten, ohne die Insassen des Runabouts zu gefährden. Und zwar schnell.«
»Ein niederenergetischer Photonentorpedo wäre vielleicht die sicherste Methode«, sagte Bowers. »Allerdings auch schwierig zu modifizieren.«
Vaughn ahnte, dass die gesamte Brückenmannschaft ihnen zuhörte. Er drehte den Kopf und hob die Stimme: »Hat jemand eine Idee?«
Sessel wurden umgedreht, Blicke gehoben.
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