Star Trek - Destiny 01 - Götter der Nacht
schlau genug, eine Rettungsleine zu ergreifen, wenn ihm eine zugeworfen wurde. Er lächelte zurück. »Es gab gewisse Ähnlichkeiten bei der Strategie.«
»Jean-Luc«, sagte sie mit gespielter Gekränktheit, »Willst du damit sagen, dass ich dich mürbe gemacht habe?« Sie schmiegte sich enger an ihn heran und streichelte sein glattes Haupt. Er legte den Arm um ihre Schultern und neigte seinen Kopf gegen ihr seidiges, feuerrotes Haar.
»Ich sage nur, dass ich wusste, dass Widerstand zwecklos ist.«
»Wenn du ein paar erbärmliche Ausreden ,Widerstand‘ nennen willst«, erwiderte sie und genoss offenbar die Gelegenheit, ihn zu piesacken.
Es waren fast drei Monate vergangen, seit es der Mannschaft der Enterprise gelungen war, das von den Borg assimilierte Föderationsraumschiff U.S.S. Einstein zu finden und zu zerstören. Am Ende dieser Mission hatte Beverly eine Gelegenheit gesehen und genutzt, Picard zu dem hoffnungsvollsten Unternehmen seines Lebens zu überreden: eine Familie mit ihr zu gründen.
Man konnte nicht abstreiten, dass er das auf eine gewisse Art schon seit langer Zeit gewollt hatte. Der Wunsch war etwa zehn Jahre zuvor in ihm erwacht, als sein älterer Bruder Robert und sein kleiner Neffe René bei einem tragischen Feuer auf dem Weingut der Familie in La Barre, Frankreich, umgekommen waren.
Beverlys Grund dafür, eine Familie zu wollen, war genauso schmerzlich wie Picards. Ihr einziges Kind, Wesley – den sie nicht nur als ihren Sohn, sondern auch als Erinnerung an ihren verstorbenen Gatten Jack Crusher wertschätzte –, hatte sich vor vielen Jahren zu einem Reisenden entwickelt, einem erstaunlichen Wesen, das in der Lage war, sich frei durch Zeit und Raum zu bewegen ... aber dadurch war er auch nicht mehr ganz menschlich. Je mehr Wesley in seine Kräfte als Reisender hineinwuchs, desto unregelmäßiger kam er zurück, um Beverly zu besuchen. Er war vor ein paar Monaten zu ihrer hastig organisierten, schlichten Hochzeit erschienen, aber niemand konnte sagen, wann er zurückkehren würde ... oder ob es überhaupt je dazu käme.
Nachdem die Einstein zerstört worden war, hatte Picard gedacht, dass sie sich die Chance verdient hatten, ihren Traum wahr zu machen. Schließlich war es der Voyager ein paar Jahre zuvor gelungen, den Transwarpknoten der Borg in den Föderationsraum zu zerstören. Die Enterprise und ihre Besatzung hatten den schlimmsten jemals gesichteten Borg-Kubus aufgehalten. Und das letzte Borg-Element im Föderationsraum schien ausgelöscht worden zu sein.
Einen Moment lang war in Picard Hoffnung aufgekeimt. Er und Beverly hatten eine Familie gegründet und während sie noch immer ihren frisch gezeugten Sohn bestaunten, waren die Borg zu ihrem Blitzkrieg im Föderationsraum übergegangen.
Du hättest es wissen müssen. Du hast es immer gewusst.
Nun gab es kein Zurück mehr. Er und Beverly hatten sich verpflichtet und sie würden es durchstehen, was für ein Ende sie auch erwartete. Selbst während sie sich im gedämpften Licht ihres Quartiers aneinanderschmiegten und sich vor dem sich zusammenbrauenden Sturm zurückzogen, wusste er, dass dieses Zwischenspiel glücklichen Familienlebens niemals dazu bestimmt gewesen war, Bestand zu haben. Es war dazu verdammt, in einer Tragödie zu enden, wie jeder andere Moment des Glücks, den er in seinem Leben gekannt hatte.
»Es ist Zeit«, sagte er mit einem Blick auf das Chronometer, das auf dem Beistelltisch neben ihm stand. Er befreite sich aus ihrer Umarmung und erhob sich. Dann nahm er den Trikorder vom Sofa und stellte ihn wieder an, um das Bild seines Sohnes noch einmal zu bewundern, wenn auch nur für einen Augenblick. »Du hast recht. Er ist unglaublich. In jeder Hinsicht.«
Er schaltete den Trikorder aus und legte ihn auf den Tisch. Beverly stellte sich neben ihn. Sie schlang ihre warmen Hände um seinen Nacken und küsste ihn zärtlich. Dann lehnte sie ihre Stirn gegen seine und sagte: »Ich bin in der Krankenstation, wenn du mich brauchst.«
»Ich treffe dich wieder hier, wenn es vorbei ist.«
Sie nickte düster. Ihr Auftreten war ruhig. Sie ließen ihre Hände auseinandergleiten und sie blieb zurück, während er fortging, um das unangenehme Ritual eines weiteren Abschieds im Gang zu vermeiden. Er schärfte seinen Geist für den Kampf, verließ das Quartier in forschem Schritt und ging zu einem Turbolift, der ihn auf die Brücke bringen würde.
In weniger als einer Stunde würde die Enterprise die Föderationswelt Ramatis
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