Star Trek - Destiny 01 - Götter der Nacht
Hände im Schoß. »Therapie funktioniert nur dann, wenn der Patient bereit ist, sich zu beteiligen.«
All seine Anschuldigungen waren richtig, und Troi schämte sich dafür, ihrer Lust auf Weigerung nachgegeben zu haben. »Sie haben recht«, sagte sie. »Ich habe die Sitzung sabotiert. Es tut mir leid.«
»Entschuldigen Sie sich nicht bei mir«, sagte er. »Entschuldigen Sie sich bei Crewman Liryok. Das hier sollte seine Stunde sein.«
Troi starrte aus einem Fenster auf das Sternenlicht, das am Schiff vorbeizog, und spürte die sanfte Vibration des Warpfluges im Deck unter ihren Füßen. »Ich weiß nicht, warum ich so starke Probleme damit habe, mich dem Ablauf unterzuordnen.«
»Doch, das wissen Sie«, sagte Haaj, der seine Geringschätzung kaum verbarg.
Sie fixierte ihn mit einem beleidigten Blick. »Nein, das weiß ich nicht.«
»Doch.«
Er war der ärgerlichste Therapeut, dem sie je begegnet war. »Ist das Ihre Vorstellung von Therapie? Widerspruch?«
»Sie kritisieren mich schon wieder, Counselor. Warum ist das so?«
Sie hatte nicht schreien wollen, tat es aber dennoch. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich es nicht weiß!«
»Und ich sage, dass Sie lügen«, erwiderte er.
Je mehr sie das Gefühl bekam, die Kontrolle zu verlieren, desto ruhiger wurde er. Es gab tausend Dinge, die sie ihm an den Kopf werfen wollte, und in ihrem Geist prallten sie gegeneinander, eine Blockade aus Schimpfworten. Ihr Gesicht und ihre Ohren fühlten sich heiß an und ihre Hände ballten sich zu Fäusten, während sie sich darum bemühte, ihren Zorn in Worte zu fassen.
Dann fragte er: »Was fühlen Sie jetzt gerade?« Sie starrte ihn sprachlos an. Dann fuhr er fort: »Würden Sie es Zorn nennen?«
»Ja«, sagte sie, betäubt von ihrem Emotionen.
Seine Stimme nahm einen beruhigenden Tonfall an. »Atmen Sie, Deanna. Leeren Sie Ihren Geist, nur für ein paar Sekunden. Denken Sie an Ihre Ausbildung: Was ist der Unterschied zwischen Zorn und Wut?«
Es war schwer für sie, Luft in ihre Lungen zu pumpen und noch schwerer, sie dort zu halten. Ich hyperventiliere, begriff sie. Mühsam tat sie, worum Haaj sie gebeten hatte, und schloss ihre Augen.
»Bereit?«, fragte er. Sie nickte. »Was ist Zorn?«
»Ein emotionaler Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass wir verletzt oder schlecht behandelt wurden oder dass Werte, die wir für wichtig erachten, herausgefordert oder missachtet werden.«
Er räusperte sich. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie im Aufsatzteil Ihres Examens sehr gut abgeschnitten haben ... Jetzt sagen Sie mir, was Wut ist.«
»Ein auf Scham basierender Ausdruck von Zorn«, sagte sie. »Und eine Reaktion auf Machtlosigkeit.«
»Machtlosigkeit«, wiederholte Haaj und tippte mit seinem Zeigefinger gegen seine Unterlippe. »Ohnmacht. Hilflosigkeit.« Er richtete den Finger auf sie. »Sie haben nicht gerne das Gefühl, keine Kontrolle zu haben, oder?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie die meisten Leute.«
»Ich nicht«, sagte Haaj. »Es gibt viele Leute, die es mögen, wenn sie keine Entscheidungen treffen oder Verantwortung übernehmen müssen. Sie sind glücklich damit, einfach mitzulaufen und zu glauben, was man ihnen sagt, weil es leichter ist, als für sich selbst zu denken.«
Troi trommelte mit den Fingern auf ihrem Oberarm herum. »Und was hat das mit mir zu tun?«
»Nichts«, sagte der drahtige Tellarit. »Das war nur eine Abschweifung. Das passiert manchmal in Konversationen.« Er täuschte Verlegenheit vor. »Tut mir leid, ich habe es vergessen. Wovon haben wir gesprochen?«
»Kontrolle«, sagte Troi, die eine neue Welle von Wut in sich aufsteigen spürte.
Er klatschte in die Hände. »Ach ja! Kontrolle.« Er ließ die Worte einen Augenblick lang zwischen ihnen stehen, bevor er hinzufügte: »Sie haben in letzter Zeit einen Kontrollverlust verspürt.«
Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich erinnere mich nicht, das gesagt zu haben.«
»Aber Sie waren doch sicherlich den Ereignissen ausgeliefert«, sagte Haaj. »Es gibt nicht viel Handlungsspielraum, wenn eine Tragödie wie Ihre geschieht.«
»Nein, das nicht gerade.«
Der Tellarit nickte. »Was für ein Jammer, dass Dr. Ree nicht qualifiziert genug ist, um das Problem zu beheben.«
»Es ist nicht seine Schuld«, sagte Troi. »Medizin ist keine Magie. Da kann er nicht viel tun.«
»Das ist wahr«, sagte Haaj. »Ich meine, man kann nicht von ihm erwarten, dass er die genetischen Unzulänglichkeiten Ihres Mannes
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