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Star Trek - Destiny 01 - Götter der Nacht

Star Trek - Destiny 01 - Götter der Nacht

Titel: Star Trek - Destiny 01 - Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mack
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ausgleicht. Schließlich ist der Captain, wie man zu sagen pflegt, ,auch nur ein Mensch‘.«
    Troi warf Haaj einen tadelnden Blick zu. »Sie wiederholen sich. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass es nicht um Schuldzuweisungen geht.«
    »Oh, aber natürlich geht es darum«, erwiderte er. »Sie geben sich selbst die Schuld.«
    Diese Anklage ließ sie zusammenzucken. »Das tue ich nicht!«
    »Sie verfluchen Ihren vergifteten Schoß«, erklärte Haaj, als ob das Teil des Klatsches wäre, den schon jeder gehört hatte. »Um Shakespeare umzuformulieren, Sie wissen, dass nicht in den Sternen die Schuld liegt, sondern in Ihnen selbst.«
    »Es gibt einen Unterschied zwischen einem Argument und einer Beleidigung, Doktor«, sagte Troi in ihrem drohendsten Tonfall.
    Nicht im Geringsten eingeschüchtert erwiderte er: »Erwarten Sie wirklich von mir, dass ich glauben soll, dass Sie sich nicht selbst die Schuld für Ihre beiden Fehlgeburten geben?«
    »Das tue ich nicht.«
    »Woher kommt dann all diese Scham ?« Er sprach weiter, als würde er ein Kind schelten. »Sie haben es selbst gesagt: Sie sind voller Wut, und Wut wurzelt in Machtlosigkeit und Scham.«
    Verleugnung rief in Deanna ein reflexartiges Kopfschütteln hervor. »Wut entsteht, wenn wir uns unseres Zorns schämen«, sagte sie.
    »Sie schämen sich also für Ihren Zorn?«
    »Nein!«
    »Sie haben gerade gesagt, dass Sie das tun. Auf wen sind Sie zornig? Auf sich selbst? Auf Ihren Ehemann? Auf eine höhere Macht, die Ihr Vertrauen missbraucht hat?«
    Seine unnachgiebige, grausame Bedrängung zwang sie, sich abzuwenden, weil ihr Zorn von den steigenden Fluten ihrer Trauer überschwemmt wurde. Ihre Brust fühlte sich zerschlagen an, und ihre Kehle war so eng wie ein Druckverband. All ihre bitteren Gefühle verschmolzen zu einem einzigen, für das sie keinen Namen hatte. Sie schloss ihre Augen, um ihr dunkles Spiegelbild nicht im Fenster sehen zu müssen. Dann hörte sie hinter sich Schritte, gefolgt von Haajs trauriger und sanfter Stimme.
    »Sie sind wütend auf das Baby«, sagte er.
    Das war die schrecklichste Wahrheit, der sie sich jemals stellen musste.
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, während tiefe Laute der Trauer aus einem dunklen Abgrund in ihrem Inneren drangen. Tränen liefen ihr heiß über das Gesicht und sie krümmte sich zusammen, durch ihre wimmernden Schreie ihrer Fassung beraubt. Haajs Hände fanden ihre Schultern und hielten sie fest. Er führte sie zu einem Stuhl und setzte sie darauf.
    Sie starrte auf ihre tränennassen Handflächen. »Ich verstehe es nicht«, sagte sie zwischen schweren, schluchzenden Atemzügen.
    »Sie und Will haben all Ihre Träume und Hoffnungen in dieses Kind gesetzt«, sagte Haaj. »Sie wollten, dass es Ihre Zukunft wird. Aber nun hat sich die Freude in Leid verwandelt und Sie nehmen es dem Baby übel, dass es Sie enttäuscht hat, nachdem Sie ihm bereits so viel gegeben haben.«
    Troi sah durch einen verschwommenen Schleier aus Tränen zu Haaj auf. »Aber es ist so ungerecht. Es ist nicht die Schuld des Babys ... niemand ist schuld.«
    »Sie haben recht«, sagte Haaj. »Es ist ungerecht. Aber wenn uns Unrecht zugefügt wird, bringt uns der Instinkt dazu, Schuld zuzuweisen. Selbst wenn das bedeutet, jemanden zu verletzen, den wir lieben – jemanden, der das nicht verdient hat.«
    Ihre Gefühle nach außen zu zerren war ein schreckliches Erlebnis und keineswegs so kathartisch, wie sie gehofft hatte. Noch schlimmer war, dass es sie dazu zwang, sich anderen Qualen und Schrecken zu stellen, die sie lieber noch eine Weile länger ignoriert hätte. »Dr. Ree will, dass ich meine Schwangerschaft beende«, sagte sie. »Ich habe es abgelehnt.«
    »Der gute Doktor spricht solche Empfehlungen nicht leichtfertig aus«, sagte Haaj. »Ich nehme an, dass er sich um Ihre Sicherheit sorgt?«
    Troi zuckte mit den Schultern. »Das hat er jedenfalls gesagt.«
    »Und Sie denken, dass er unrecht hat?«
    »Nein«, sagte Troi. »Ich weiß, dass er vermutlich recht hat. Aber ich kann das nicht. Ich werde es nicht tun.«
    Haaj schüttelte den Zeigefinger. »Nein, nein, Counselor. Ich befürchte, dass Sie sich für ein Verb entscheiden müssen. Entweder können Sie Ihre Schwangerschaft nicht beenden, oder Sie werden es nicht. ,Können‘ impliziert, dass Sie bei dieser Sache keine Wahl haben, keine Möglichkeit, eine zustimmende Entscheidung zu treffen. ,Werden‘ deutet auf eine trotzige Tätigkeit Ihres freien Willens hin. Was also ist es?

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