Star Trek - Destiny 02 - Gewöhnliche Sterbliche
dem Sturm in den blauen Himmel und das Sonnenlicht. Sie erinnerten sie daran, sich auf Anfänge statt auf Enden zu konzentrieren.
»Öffnen Sie Ihren Geist und hören Sie zu«, forderte Inyx sie auf.
Hernandez schloss ihre Augen. »Ich versuche es.«
»Konzentrieren Sie sich«, sagte er und leitete sie durch eine Übung, die sie seit ihrer Verwandlung schon viele Tausend Male praktiziert hatten. Sie war Teil ihres täglichen Rituals geworden, ein Katechismus, der ihre Kontrolle über die Gaben verbessern sollte, die die Caeliar ihr gegeben hatten. »Sie sollten die Stimmen des Quorums hören, die die Gestalt leiten.«
Sie schüttelte ihren Kopf. »Es tut mir leid, aber ich höre gar nichts.«
Inyx schien in sich zusammenzufallen, wie gewöhnlich, wenn sie von ihrem Misserfolg berichtete. »Vielleicht braucht es noch ein wenig mehr Zeit«, sagte er. »Ich verstehe nicht, wie Sie so schnell so viele der durch die Catome verliehenen Kräfte beherrschen konnten, ohne eine bewusste Verbindung zur Gestalt zu haben.«
»Vielleicht liegt es an einem Unterschied in unserer Gehirnanatomie«, meinte Hernandez. »Oder es könnte damit zu tun haben, dass Ihre Leute fast vollständig synthetisch sind, während ich immer noch hauptsächlich organisch bin.«
Der Caeliar-Wissenschaftler klang verblüfft. »Ich dachte, ich hätte diese Unterschiede ausgeglichen«, sagte er. »Aber ich schätze, es ist möglich, dass die Catome Ihre genetische Struktur änderten, als sie Sie vor der Gestalt abgeschirmt haben, um Ihrem unbewussten Wunsch nach Privatsphäre nachzukommen.«
»Wer weiß?« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir können es ja morgen wieder versuchen.«
»Ja«, sagte Inyx. »Diese Dinge funktionieren nicht immer sofort. Wir sollten Ihnen ein wenig mehr Zeit geben.«
Ein Lächeln kräuselte Hernandez’ Lippen. Ein wenig mehr Zeit. Es waren 14387 Sonnenaufgänge vergangen. Neununddreißig Jahre, fünf Monate und zwei Tage. Und er will mir mehr Zeit geben.
»Ganz wie Sie wollen«, erwiderte Hernandez. »Gehen Sie jetzt an das Große Werk zurück?«
Inyx schwebte vom Steg herunter. »Ja, es ist Zeit. Werden Sie heute weiter an Ihrem Wandgemälde arbeiten?«
»So wie jeden Tag«, sagte Hernandez.
»Dann also bis zum nächsten Sonnenaufgang«, erwiderte Inyx und rief eine Scheibe unter seinen Füßen herbei. Dann schoss er davon, zurück in die Stadt.
Hernandez sah ihm nach und behielt ihren übernatürlichen Blick fest auf ihn gerichtet, bis er in einem der Platintürme verschwunden war. Dann brachte sie ihre innere Stimme zum Schweigen und öffnete ihren Verstand, um der Konversation zu lauschen, die überall um sie herum war.
Lauter und klarer als das chaotische Gemurmel der Massen Axions und leuchtend wie eine Fackel war die Debatte des Quorums. Sie pickte Dutzende individueller Stimmen heraus, einschließlich der Ordemo Nordals, dem Tanwa-Seynorral selbst. Es war ein Tag profaner Kleinigkeiten, während man der Eintönigkeit des Großen Werkes mit unermüdlicher Aufmerksamkeit und Leidenschaft nachging.
Den Zahlen und Details konnte sie nur schwer folgen. Auch wenn sie die geschriebene Sprache der Caeliar während ihrer Jahre mit Inyx in der Sternenkammer gelernt hatte, war ihr der uneingeschränkte Zugang zu ihrer Muttersprache bis zu ihrer Verwandlung verwehrt geblieben. Sie vermutete, dass sie es leicht übersetzen könnte, wenn sie die Catome ihres Körpers dazu benutzte, die Diskussion herauszufiltern, aber sie hatte Angst, dass sie so die Aufmerksamkeit der Gestalt auf sich lenken würde.
Sie wusste nicht, wie lange sie Inyx noch anlügen oder diese Fähigkeit vor der Gestalt im Ganzen und dem Quorum im Besonderen verbergen konnte.
Doch für den Moment war es noch ihr Geheimnis und sie wollte, dass es auch so blieb.
Gerade als die Sonne über dem Horizont aufgegangen war, wurde sie auch schon wieder vom schwarzen Rand der Planetenhülle verschluckt, die nun mehr als fünfzig Prozent des Himmels über Neu Erigol einnahm.
»Das kann ich nicht akzeptieren«, sagte Hernandez. »Ich werde nicht wieder in der Dunkelheit leben, Inyx. Das kann ich nicht.«
Ihr Begleiter blickte zum Horizont und verschränkte die Arme. »Sie werden nicht in der Dunkelheit leben müssen, Erika. Keiner von uns wird das.«
»Woher wissen Sie das? Wird die Hülle von innen unsichtbar?
»Nein«, sagte er. »Aber wir ergreifen Schritte, um das Licht und die vorteilhafte Strahlenwirkung des Sterns dieses Planeten zu replizieren
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