Star Trek - Destiny 02 - Gewöhnliche Sterbliche
gut –, um zu wissen, dass Inyx und seine Kollegen ihre Zeit damit verbrachten, ihre neue Apparatur einzustellen. Diese war aus der Stadt entfernt und in der Schutzhülle um den Planeten versteckt worden. Vieles dessen, was sie hörte, verleitete sie zu der Annahme, dass die Maschine bereit war, das Große Werk wieder aufzunehmen, und doch schienen die Caeliar zu zögern. Hernandez wollte Inyx fragen, weshalb, aber sie wusste, dass es keine Möglichkeit gab, die Frage zu stellen, ohne ihre Fähigkeit, der Gestalt zu lauschen, zu verraten.
Ihre eigenen Tage hatte sie seit der Veränderung mit künstlerischen Beschäftigungen wie Wandgemälden, Bildhauerei und dem Komponieren von Instrumentalmusik verbracht. Da sie von dem Drang, zu schlafen und dem Gefühl jeglicher zeitlicher Beschränkung befreit war, lernte sie durch Wiederholung und Herumprobieren. Sie blieb davon überzeugt, dass sie kein natürliches Talent für eines ihrer Hobbys besaß, aber nun hatte sie mehr als fünfhundert Jahre Erfahrung und Geschick, was ihren Mangel an wahrer Inspiration verbarg.
Die Fähigkeit, durch reine Willenskraft Moleküle zu formen und Pigmente einzufärben, machte es ebenfalls ein wenig leichter, die Grundlagen ihrer visuellen Bestrebungen zu meistern.
Die Musik hingegen konnte sie weder erzwingen noch durch schmeichelnde Beeinflussung dazu bringen, das zu tun, was sie sollte. Eine Melodie aus ihrem Kopf zu ziehen war wie die Jagd auf eine schwer fassbare Beute in der Dunkelheit. Es war das Schwierigste, was sie jemals hatte lernen wollen und ihre Obsession für diese Aufgabe war eine willkommene Ablenkung von ihrer Fixierung auf die langsamen Mechanismen des Universums.
Jahrhunderte waren vergangen, während sie nach der eleganten Melodie suchte, die sie jedes Mal in ihrem Inneren spürte, wenn sie die Augen schloss. Wenn sie versuchte, sie zu summen, brach ihre Stimme oder es hörte sich falsch an. Sie auf verschiedenen Instrumenten zu spielen, die die Caeliar geschaffen hatten, erwies sich als ebenso fruchtlos. Das Lied war in einer Gruft verschlossen, von der sie nicht wusste, wie man sie öffnete.
Ein weiterer in einer Reihe zahlloser Tagesanbrüche brachte sie zu einem Platz zurück, den sie seit der Verwandlung nicht mehr besucht hatte. Am Ende des langen rechteckigen Beckens mit schwarzem Wasser stand der tote Baum auf seiner staubigen Insel. Er war knorrig und schwarz und glänzte auffallend. Als Hernandez näher kam, bemerkte sie, dass seine Rinde seltsam schimmerte, und ihr wurde klar, dass er versteinert war.
Ein totes Relikt, für die Ewigkeit konserviert, dachte sie verbittert. Genau wie ich.
Sie presste ihre Hand auf kalten Stein, an dessen Stelle einst Leben gewesen war, und fühlte eine unsägliche Trauer. Der Baum würde für immer hier stehen, unveränderlich, aber auch ohne Gefühl, undurchdringlich, doch isoliert. Ungebeugt, aber allein. Früher hätte ich geweint, stellte sie fest. Heute weiß ich nicht mal, ob ich mich daran erinnere, wie man das macht.
Die glänzende Rinde fühlte sich wie Eis an, und sie rief sich das Schicksal der Verräter in Dantes Inferno in den Sinn. Diejenigen, die man des Verrats für schuldig befunden hatte, waren nicht zu einer Ewigkeit in Feuer und Schwefel verdammt. Sie wurden in den neunten, den tiefsten Kreis der Hölle verbannt und im Cocytus eingeschlossen, einem gefrorenen See, in dem alle menschlichen Gefühle und Erinnerungen starben. Die Wenigen, die weinten, wurden blind, während ihre Tränen gefroren und ihre Augen für immer verschlossen.
Hernandez wollte weinen, aber sie wagte es nicht. Sie hatte den Weg zu ihrer Trauer verloren und sie war sich sicher, dass die einzige Möglichkeit, sie wiederzufinden, die Rückkehr nach Hause war.
Es würde weitere dreiundsiebzig Jahre dauern, bis sie ihre eigene Zeit eingeholt hatte. Dann wäre die Zeitachse nicht länger in Gefahr, und sie wäre endlich frei, um ihre Rebellion anzuzetteln, wie immer diese auch aussehen mochte.
Dreiundsiebzig Jahre. Ein paar Sandkörner im Stundenglas der Zeit. Ein Blinzeln im Blick der Ewigkeit.
Sie konnte warten.
Sie hatte Zeit.
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KAPITEL 16
Tuvok arbeitete schnell und trieb den Trikorder an seine Leistungsgrenze, doch sie hatten nur wenig Zeit. Ensign Torvig wartete auf sein Signal, und es war von entscheidender Bedeutung, dass sie handelten, bevor die Caeliar bemerkten, was vor sich ging. Er hörte die flache Atmung Lieutenant Sortollos und Chief Dennisars, die hinter
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