Star Trek - Destiny 02 - Gewöhnliche Sterbliche
und einen künstlichen Solargenerator innerhalb der Hülle einzusetzen.«
Hernandez grinste ihn an. »Die Sonne wird sich um den Planeten drehen. Wie ptolemäisch von Ihnen.« Wieder sah sie zu dem maskierten Himmel. »Wann wird sie fertig sein?«
»Schon bald«, sagte er, ohne Einzelheiten zu verraten.
Ihrer eigenen Schätzung nach – einschließlich Informationen, die sie durch das gelegentliche Belauschen des Quorums aufgeschnappt hatte –, würde der Bau der Hülle um Neu Erigol und seinen Stern in etwa dreißig Jahren beendet sein. Die Caeliar hatten unzählige Welten auseinandergenommen, ganze Oort-Wolken und Asteroidengürtel geerntet und selbst superdichte Seltsame Materie aus weit entfernten Neutronensternen gestohlen, um diese monströsen Kokons zu bauen. Immer wenn sie auf das Gebilde um Neu Erigol schaute, hatte sie das Gefühl, den Deckel eines Sarges zu sehen, der sich für immer über ihrem Kopf schloss.
Selbst als sie über die Möglichkeiten ewiger Jugend nachdachte, erkannte sie, dass die Wunder einer endlosen Galaxis sie immer noch weniger reizten als der Traum ihrer verlorenen Heimat.
In den langen Nächten, in denen sie wie ein Raubvogel auf den höchsten Türmen der Stadt saß, träumte Hernandez oft davon, die Apparatur, die die Caeliar für ihr Großes Werk einsetzten, zu benutzen, um ein verzweifeltes SOS zur Erde zu schicken. Dann erinnerte sie sich daran, dass ihre Träume von Flucht und Rettung letztendlich sinnlos waren: auf der Erde gab es niemanden, der ihren Hilfeschrei würde hören können. Auf dem Planeten, auf dem sie geboren worden war, schrieb man laut dem Gregorianischen Kalender erst das Jahr 1645.
John Miltons »L’Allegro« wurde veröffentlicht. Ein Bürgerkrieg riss England auseinander. Der Schwarze Tod verbreitete sich unkontrolliert in Europa. Der große japanische Krieger Miyamoto Musashi würde bald im Schlaf sterben. Die Menschheit war immer noch zwei Jahrhunderte davon entfernt, Strom zu erzeugen und es würde noch fast fünfhundert dauern bis man die Subraumkommunikation entwickelte.
Es gab nichts, was sie tun konnte, außer zu warten und zu lernen. Und sie schwor sich, dass sie bereit sein würde, wenn die Zeit gekommen war.
Bei Tag war der Himmel der gleiche. Die Sonne war zwar nicht echt und das schon seit Jahrhunderten, aber ihr Licht war genauso hell und heiß. Hernandez verstand nur einen kleinen Teil der holografischen Manipulationen, die die Caeliar geschaffen hatten, um die Illusion eines entfernten Sterns zu erzeugen, damit das empfindliche Ökosystem des Planeten nicht gestört wurde.
Tatsächlich war Neu Erigols Oberfläche sicherer als jemals zuvor. Sie war nun vor Bedrohungen wie Asteroideneinschlägen oder Ausbrüchen kosmischer Strahlung geschützt. Phänomene, die jegliches Leben auf einem durchschnittlichen Planeten der Minshara-Klasse auslöschen würden, stellten für Neu Erigol keine Gefahr dar.
Doch in der Nacht wurde die Illusion sichtbar. Neu Erigol hatte niemals einen Mond gehabt, doch nun waren seine Nächte auch noch sternenlos. Wenn die letzten Strahlen der Ersatzsonne verschwunden waren, wurde die Oberfläche in eine absolute, unnatürliche Dunkelheit getaucht. Ihre Reinheit bewirkte bei Hernandez, dass sie sich nach der Rückkehr des Lichts sehnte und wenn der Horizont auch nur den kleinsten Hauch von Indigo zeigte, machte sie sich zur nächsten Plattform auf, die in Richtung Sonnenaufgang gewandt war.
Violette Streifen krochen vom Rand des Meeres hinauf und begannen ihren langsamen Aufstieg in den Himmel. Im zunehmenden Zwielicht spürte Hernandez, wie Inyx neben ihr Gestalt annahm.
»Ich habe gestern Abend Teile Ihres Opus gehört«, sagte Inyx. »Es klang sehr berührend.«
Hernandez runzelte die Stirn. »Es ist noch nicht fertig«, sagte sie. »Ihr Volk hat großes Talent als Musiker, aber nicht viel Gefühl. Und in meinem Stück geht es einzig und allein darum, eine emotionale Reaktion hervorzurufen.«
»Sind es besondere Gefühle, die Sie ansprechen wollen?«
»Ja«, sagte sie. »Trauer und Reue.«
Der Himmel erhellte sich, und pastellfarbene Töne färbten die nebligen Wolkenstreifen ein, die an der Stadt vorbeirasten. Weder Inyx noch Hernandez hatten an diesem Morgen etwas anderes zu sagen, und als die falsche Kugel den Horizont durchbrochen hatte, trennten sich ihre Wege.
Sie belauschte genügend Unterhaltungen in der Gestalt – nach mehr als fünf Jahrhunderten verstand sie die Sprache der Caeliar nun recht
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