Star Trek - Destiny 03 - Verlorene Seelen
und erkennt euch.«
Überall in der Galaxis verstreut schwankten eine Billion Drohnen durch die plötzliche Abwesenheit des Kollektivs, als ob eine unsichtbare Hand den würgenden Griff an ihren Kehlen gelockert hätte und sie alle nun zum ersten Mal seit sechstausend Jahren atmen könnten.
Gleichzeitig sogen sie Luft ein und schmeckten Freiheit. Ihre numerischen Bezeichnungen waren fort und hinterließen einige mit Nichts – doch andere bekamen ihren Namen zurück.
Klarheit brachte Bewusstsein ... und dann kamen bittere Erinnerungen. Atemberaubende Mengen an befreiten Psychen blieben untrennbar miteinander verbunden. Ihre Gedanken waren entblößt und stürmten aufeinander ein, und das Resultat war Chaos.
Eine Milliarde Seelen verfiel ohne die Führung des Kollektivs in Panik und eine weitere Milliarde lachte triumphierend über den Sturz ihres Unterdrückers. Zehn Milliarden implodierten vor Gefühlen und erfüllten den gemeinsamen Gedankenraum mit ihren durchdringenden Klagen. Flammende Wut schwoll in den befreiten Drohnen an und ebbte dann wieder ab wie eine Naturgewalt. Was eine fühlte, fühlten alle, jede von ihnen gleichzeitig.
Die gesamte Borg-Zivilisation befand sich im Chaos. In der Zeitspanne eines einzigen Atemzuges war sie in den Wahnsinn abgestiegen.
Hernandez konnte nicht atmen. Sie war nur eine einzelne Frau, ein einzelner Geist, der einzige Funken Bewusstsein, der versuchte, sich gegen einen Tsunami aus Leid und Schrecken zu stemmen.
Sie konnte die psychische Stimme jeder einzelnen Drohne um Hilfe schreien hören, vernahm die Wehklagen derjenigen, die erwacht waren, um ihr Leben bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt vorzufinden, spürte die fehlgeleitete Wut derjenigen, die Rache geschmeckt hatten und nun nach mehr verlangten.
Eine Sturmflut aus Gefühlen und Erinnerungen hämmerte auf die Pforten ihres Verstandes ein. Männliche Seelen, weibliche, neutrale und ganz fremdartige, sie alle wandten sich an das Licht, an die Ausstrahlung der Caeliar und ihres Omega-Molekül-Generators und sie alle sahen Hernandez als Verbindung zu dieser lange gesuchten Perfektion.
Ich kann das nicht ohne Ihre Hilfe vollenden, sagte sie zu der Gestalt. Wir sind so weit gekommen. Übernehmen Sie den letzten Schritt.
Die Gestalt bemühte sich, mit dem Ansturm der negativen Emotionen der befreiten Borg-Drohnen fertig zu werden. Solch ein Missklang beleidigte ihre kostbare Bewusstseinsharmonie, und Hernandez konnte nur hoffen, dass sie sich der Herausforderung stellen würden, die es darstellte. Dann kam Inyx’ Antwort. Wir sind bereit, Erika.
Sie fühlte eine Stärke in sich aufsteigen, die alles überwinden konnte. Sie spürte, wie Axions Generator seinen Ausstoß um einige Größenordnungen erhöhte, und plötzlich hatte die zahlenmäßig unterlegene Gestalt die Kontrolle an sich gerissen. Ihre Energie durchströmte und befähigte sie, und durch sie fand sie die Borg.
Hernandez gab der Energie eine Richtung. Sie formte, gestaltete, leitete sie. Sie verbreitete sie in der Galaxis, sandte sie an jede einzelne Drohne, an jeden Kubus, an jeden Komplex, auf jede assimilierte Welt. In jeden Winkel des Universums, der durch die Geißel der Borg verdunkelt worden war, öffnete Hernandez den Weg.
Ihr Körper erhob sich vom Boden und stieg schnell zur hohen Decke über dem Vinculum auf. Freiheit, dachte sie und der Kern des Borg-Kubus gehorchte ihr. Die riesigen Träger und äußeren Strukturen des Vinculums lösten sich ab, öffneten sich wie eine stählerne Blüte und enthüllten so den großen, hohlen Kern des Herrschaftsbereichs der Königin. Während ihre Catome hell mit dem Licht der Caeliar leuchteten, schwebte Hernandez in die große Leere über ihr.
Öffnet eure Augen, sagte sie ihren neuen Brüdern und Schwestern in der Gestalt. Seht die Zukunft. Sie ist hier. Ihre Zeit ist gekommen.
Jean-Luc Picard war noch niemals so heftig zusammengebrochen. Nicht als Robert und René gestorben waren, nicht als er das erste Mal aus den Klauen der Borg befreit worden war, nicht als Gul Madred ihn beinahe unwiederbringlich gebrochen hatte.
Er fiel auf seine Knie, unfähig gegen den Gefühlssturm anzustehen, der in ihm tobte. Jeder Gedanke an Stolz war vergessen. Er nahm die anderen Personen auf der Brücke der Enterprise nicht mehr wahr. In den letzten Momenten bevor er von dem psionischen Sperrfeuer getroffen worden war, hatten sich Riker und Worf vor ihn gestellt, um ihn von den Blicken der Mannschaft
Weitere Kostenlose Bücher