Star Trek - Into Darkness
das Hochhaus brachte. Während sich am Fuß des Gebäudes Bodentruppen gruppierten, ließ Harrison das Schiff tänzeln und ausweichen, wie einen Preisboxer. Er schoss nach oben, dann in einem scharfen Winkel wieder nach unten und steuerte um die Flanke des Gebäudes herum, bevor er einen weiteren Schuss abfeuerte.
Kirk musste sich zwingen, die Zeit abzuwarten, bis das Shuttle wieder näher kam. Dann sprang er auf und schleuderte das Impulsgewehr mit aller Kraft in die Richtung der zylinderförmigen Kühlluftöffnung des todbringenden Flugobjekts. Einer der Schreibtische hätte diesem Zweck wahrscheinlich besser gedient, aber Kirk konnte ihn weder an dem Schlauch befestigen, noch war er stark genug, um ihn zu werfen. Er war ja schließlich kein Vulkanier. Das Gewehr musste reichen.
Als die Waffe gegen den leuchtend blauen Zylinder schlug, wurde sie sofort eingesaugt. Das stellte kein Problem für das fortgeschrittene Antriebssystem des Shuttles dar. Ebenso wenig wie der dünne Löschschlauch, der immer noch an der Waffe befestigt war. Mit dem beträchtlichen Stück Wand, an dem das andere Ende des Schlauches befestigt war, sah das vollkommen anders aus. Der massive Klotz aus gegossenem Polycret und Metallgewebe wurde aus seiner Verankerung gerissen. Kirk musste sich auf den Boden werfen, um nicht davon getroffen zu werden. Die klobige Masse hätte ihn beinahe enthauptet, als sie an ihm vorbeirauschte und die Büromöbel zermalmte, als wären sie aus Pappe.
Nach der Impulswaffe und dem Schlauchknäuel krachte nun ein schweres Stück des Gebäudes in die systemrelevante Kühlluftöffnung. Es folgten ein Ausstoß aus Licht und Flammen sowie eine donnernde Explosion. Das Schiff war schwer beschädigt, spuckte Rauch, verlor die Energie und kippte zur Seite. Dann begann es sich unkontrollierbar zu drehen und wurde dabei immer schneller.
Kirk rannte an den Rand des Gebäudes und schaute hinaus. In dem transparenten Cockpit war eine Gestalt zu erkennen. Zum zweiten Mal sahen sich die beiden in die Augen. Einer starrte zufrieden nach unten, der andere durch die durchsichtige Panoramascheibe nach oben – mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck.
Ein greller Lichtwirbel ging von dem Cockpit aus, so hell, dass Kirk sich für einen Augenblick abwenden musste. Als er wieder hinsehen konnte, war von dem Piloten keine Spur mehr zu entdecken. Kirk grübelte immer noch darüber nach, während das flugunfähige Shuttle in die Wand des Gebäudes krachte. Flammen schlugen heraus. Einen Moment sah es so aus, als würde es dort hängen bleiben – gut achtzig Stockwerke über dem Erdboden. Dann riss es sich von seinem Hochsitz los, um auf den gepflasterten Hof zu stürzen. Es schlug auf dem Boden auf, und eine Stichflamme und eine Wolke aus Schutt stiegen beinahe bis zu Kirk empor. Der Offizier hielt sich an herunterhängenden Kabeln fest und schaute noch lange nach unten auf das zerstörte kleine Shuttle.
Einen Moment lang war bis auf den Wind, der aus der Bucht heranpeitschte, nichts zu hören. Und zu dem Wind gesellten sich die fernen Schreie der verwundeten Offiziere und Sicherheitsleute, die aus dem ramponierten Raum strömten.
Vor dieser Kulisse aus Feuer und Zerstörung legte Spock konzentriert und sanft die Hand auf Pikes Gesicht und bemühte sich nach Kräften, zu tun, was er konnte. Zu spät. Nicht einmal ein Vulkanier konnte etwas finden und heilen, das nicht mehr länger vorhanden war.
Kirk kam zurück an den Schauplatz des Angriffs und fand Spock vor, der hilflos auf Pikes schlaffe Gestalt hinunterblickte. Die Augen des Admirals waren immer noch geöffnet. Während das Gesicht des Vulkaniers ausdruckslos blieb, spiegelte sich in seinen Augen ein Gefühl des Verlusts wider, als er seine rechte Hand vom Kopf des toten Admirals entfernte. Kirk legte seine Fingerspitzen an Pikes Hals. Diese Geste drückte lediglich aus, was der Wissenschaftsoffizier nicht zu sagen vermochte. Beide Überlebenden – der eine zu hundert Prozent menschlich, der andere nur halb – tauschten schweigend einen Blick aus. Während Spock stumm geradeaus starrte, senkte Kirk den Kopf und kämpfte darum, den Strom aus Emotionen einzudämmen, der in ihm anschwoll.
Christopher Pike war tot. Der Mann, der Kirk nicht nur dazu gebracht hatte, sich bei der Sternenflotte einzuschreiben, sondern ihm still als Mentor zur Seite gestanden, ihn ermutigt, wenn nötig gescholten und widerwillig gelobt hatte, wann immer es möglich war. Er würde nicht
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