Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
taumelte los, doch der höhnische Kahlkopf verschwand nicht, wie es mit der Frau geschehen war. Stattdessen schien er nun genau vor M’k’n’zy zu schweben, immer im gleichen Abstand. M’k’n’zy lief unbeirrt auf ihn zu. Der Mann sprach immer noch zu ihm, aber er achtete gar nicht mehr auf die einzelnen Worte. Sie schienen immer mehr ineinander überzugehen.
Und er hörte auch die Geister anderer Stimmen, obwohl niemand zu sehen war, von dem sie ausgingen. Stimmen mit seltsamen Akzenten, die fremdartige Namen sprachen …
… und ein Wort, das ständig wiederholt wurde. Es schien an ihn gerichtet zu sein, weswegen es seine Aufmerksamkeit erregte. Und das Wort lautete …
… Captain
.
M’k’n’zy versuchte, dieses unbekannte Wort nachzubilden. Doch wie zuvor gelang es ihm nicht, einen verständlichen Laut hervorzubringen.
Zeit und Raum schienen ihre Bedeutung zu verlieren, während er der schwebenden Geistererscheinung folgte. Jeder Schritt verlieh seinen Beinen neue und größere Kraft, und bald waren seine Schmerzen und seine Benommenheit vergessen. Alles war vergessen. Das Einzige, was noch zählte, war sein Wille, diese Vision einzuholen.
Seine Erinnerungen und Gedanken überschlugen sich. Die Geschichten über die Allzeit, die Visionen der eigenen Zukunft, die man in der Öde finden konnte, wenn man offen genug dafür war. Die Visionen, die sich ihm verweigert hatten, als er nach ihnen gestrebt hatte. Und jetzt, da es ihm gleichgültig geworden war, da ihm selbst sein Überleben nichts mehr bedeutete, geschah es, dass ihm ein Blick in seine Zukunft gewährt wurde.
Aber war es wirklich die Zukunft? Oder waren es nur … nur fantasievolle Ausschmückungen von Dingen, die tief in seinem Unterbewusstsein geschlummert hatten? Das war zweifellos die vernünftigere Erklärung. In seiner Jugend (seltsam, dass ein Mann, der gerade einmal neunzehn Sommer erlebt hatte, bereits in solchen Begriffen dachte) war sein Glaube eher ein fantasievoller Mystizismus gewesen. Doch dann hatte er zu viel gesehen, vor zu vielen blutüberströmten Leichen gestanden. Die Fantasien seiner Kindertage hatte er weit hinter sich gelassen.
Trotzdem war es ihm sehr real vorgekommen …
Und es war immer noch da.
Immer noch da.
Dieses schwebende, kahlköpfige Scheusal war immer noch da, schwebte vor ihm her, führte ihn an der Nase herum. M’k’n’zy stieß einen Schrei der Verzweiflung aus, der diesmal nicht nur ein ersticktes Krächzen war, und lief weiter. Wenn er sich bewusst gemacht hätte, was er tat, hätte er erkannt, dass es eigentlich völlig unmöglich war. Er litt unter Erschöpfung, Blutverlust, Dehydrierung und Fieber. Es war einfach undenkbar, dass jemand in so schlechter Verfassung in der Lage sein sollte, im Dauerlauf über die glühende Öde zu hetzen. Dennoch war es genau das, was M’k’n’zy tat. Und es geschah nur deshalb, weil er sich weigerte, sich auf diese Weise von einem Geist verspotten zu lassen.
»Wer bist du?«, schrie er. »Woher kommst du? Wo ist das Mädchen? Was geschieht hier? Was wird geschehen? Du verdammter Mistkerl, ich bin M’k’n’zy von Calhoun, und du wirst nicht einfach vor mir davonlaufen!«
Im Boden war ein Loch, das genau in seinem Weg lag. Wenn er hineingefallen wäre, hätte er sich vermutlich ein Bein gebrochen. Es war anderthalb Meter breit und fast drei Meter tief. Er sprang darüber hinweg, ohne langsamer zu werden, und er war sich nicht einmal richtig bewusst, dass es da war.
Und dann sah er, wie das Phantom, das immer noch einige Meter von ihm entfernt war, zu flimmern begann. Er hatte das Gefühl, dass es sich nun völlig in Luft auflösen würde, und diese Ahnung entfachte seine Wut zusätzlich. »Komm zurück!«, schrie er. »
Komm sofort zurück!
«
Das Gespenst verschwand vollständig … doch nun hatte etwas anderes seinen Platz eingenommen. Etwas, das viel substanzieller war und von einigen weiteren substanziellen Gestalten begleitet wurde.
M’k’n’zys Bruder D’ndai blieb stehen und wedelte hektisch mit den Armen. In seiner Nähe standen weitere Mitglieder des Suchtrupps, der auf einer scheinbar aussichtslosen Suche nach M’k’n’zy schon seit Tagen die Öde durchstreifte.
D’ndai war einen Kopf größer als M’k’n’zy und um die Hälfte breiter. Er war außerdem einige Jahre älter. Doch wenn man sah, wie D’ndai seinen Bruder behandelte, hätte man meinen können, dass D’ndai der Jüngere von beiden war, denn er schien
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