Star Trek - New Frontier 02 - Zweifrontenkrieg
die Habseligkeiten unserer Passagiere hinunterbeamen und dann unserer Wege gehen. Ich hoffe, dass sie sich in ihrer neuen Heimat wohlfühlen werden.«
»Davon bin ich überzeugt, Captain Calhoun … sobald Sie zur Kooperation bereit sind.«
Obwohl ihre Stimme nicht ihre angenehme Intonation verlor, schwang in ihren Worten nun ein Unterton mit, der niemandem von der Brückenbesatzung entging. Hufmin hingegen schien nichts davon zu bemerken, da er Laheera nach wie vor dümmlich angrinste.
»Kooperation?«, wiederholte Calhoun langsam.
»Ja. Sehen Sie, Captain, Sie besitzen eine sehr hochentwickelte Technologie. Computersysteme, Waffensysteme, Warptriebwerke, die weit über das hinausgehen, was …«
»Ich möchte nicht unhöflich sein, Laheera, aber Sie können sich weitere Worte sparen. Glauben Sie bitte nicht, wir wären Ihnen nicht dankbar, dass Sie ein Herz für die Flüchtlinge hatten und Ihnen ein neues Zuhause gaben. Aber ich kann Ihnen keine technische Entwicklungshilfe leisten.« Er erhob sich von seinem Sessel und näherte sich langsam dem Sichtschirm, während er so ruhig und sachlich wie möglich weitersprach. »Es gibt Regeln, an die wir uns halten müssen, Gesetze, nach denen wir leben, so wie auch Sie zweifellos Ihre Gesetze haben. Ihre Gesellschaft hat einen bestimmten Entwicklungsstand erreicht, und es wäre weder rechtens noch angemessen, wenn wir Ihnen helfen würden, schneller ein höheres Niveau zu erreichen. Das müssen Sie aus eigener Kraft schaffen.«
»Wir haben diesen Leuten selbstlos geholfen«
, sagte Laheera und zog einen leichten Schmollmund, was, offen gesagt, einfach reizend wirkte.
»Es wäre sehr egoistisch von Ihnen, wenn Sie uns jegliche Hilfe verweigern.«
»Das finde ich auch!«
, bekräftigte Hufmin. Doch in seinem zweifachen Rauschzustand – bewirkt durch konsumierte Getränke und Laheeras betörende Gegenwart – hätte er vermutlich sogar beteuert, dass die Sonne in Wirklichkeit aus gedünstetem Kohl bestand.
»Für Sie mag sich dieser Eindruck ergeben«, räumte Calhoun ein. »Aber glauben Sie mir, Laheera, es ist nur zu Ihrem Besten.«
»Ich fürchte, dem kann ich nicht zustimmen«
, sagte Laheera.
»Völlig richtig, Captain«
, warf Hufmin ein.
»Dem kann sie nicht zustim…«
Es geschah so schnell, dass Lefler, die genau in diesem Augenblick blinzelte, es überhaupt nicht sah. Aber alle anderen auf der Brücke sahen es.
Plötzlich war das Messer in Laheeras rechter Hand, und mit der linken packte sie den grinsenden Hufmin an den Haaren und riss seinen Kopf zurück. Als sie mit dem Messer geschickt durch Hufmins Kehle schnitt, ließ ihr Lächeln nicht für einen Moment nach. Blut quoll hervor und verfärbte das blaue Gewand dunkelviolett. Etwas davon spritzte Laheera ins Gesicht, wodurch es so aussah, als hätte sie plötzlich rote Sommersprossen auf der goldenen Haut bekommen. Entweder bemerkte sie es nicht, oder es war ihr gleichgültig. Hufmin schien überhaupt nicht registriert zu haben, dass er ermordet wurde. Er griff mit einer recht ungezielt wirkenden Bewegung nach der klaffenden Wunde, ohne dass sein dümmliches Grinsen verschwand. Offenbar wunderte er sich nur, woher die warme Flüssigkeit kam, bis er zusammenbrach und nicht mehr zu sehen war.
Shelby blickte sich entsetzt zu Calhoun um.
Sein Gesicht sah wie eine Totenmaske aus. Es zeigte weder Zorn noch Abscheu; es war völlig ausdruckslos. Doch dann sah sie es, sah es in seinen violetten Augen, eine tief im Innern brennende Wut, die er kaum noch zügeln konnte.
Laheera bückte sich und wischte auf geradezu beiläufige Weise das Blut von der Klinge. Obwohl es außerhalb des Bildausschnittes stattfand, bestand kein Zweifel, dass sie dazu die Kleidung des getöteten Hufmin benutzte.
»So«
, sagte Laheera im Plauderton,
»das habe ich getan, um Ihnen zu zeigen, dass wir bereit sind, alles Nötige zu unternehmen, um zu bekommen, was wir wollen. Wir werden die Flüchtlinge töten. Alle. Die Männer, die Frauen, die Kinder … ohne Unterschied. Wir werden in Kürze damit beginnen und so lange weitermachen, bis Sie uns Ihre Technologie zur Verfügung stellen. Wir geben Ihnen eine Stunde, um darüber nachzudenken und sich nötigenfalls mit Ihren Vorgesetzten zu beraten, wenn Sie …«
»Nein.«
Das Wort klang wie der Schlussakkord einer Totenmesse. Calhoun hatte es ohne Zögern, ohne Reue und ohne jede Spur von Mitleid ausgesprochen.
Laheera neigte leicht den Kopf zur Seite, wie ein Hund, der auf ein
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