Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
der sich viel lieber an einer Rauferei beteiligen würde, als davor wegzurennen.«
Calhoun lächelte matt. »Und wie sind Sie zu dieser Erkenntnis gelangt? Dass ich ein verdammter Mistkerl bin, meine ich.«
»Weil sich Seelenverwandte auf Anhieb erkennen«, vertraute Si Cwan ihm an. Er blinzelte mit schweren Augenlidern, stand auf und marschierte mit leicht schwankendem Gang davon.
Kurz darauf ragte Zak Kebron vor Calhoun auf. »Captain«, sagte er leise, was in seinem Fall wie fernes Donnergrollen klang, »möchten Sie aufs Schiff zurückkehren?«
Nicht allzu weit entfernt rief Killick: »Auf den Heiland!«
Alle Feiernden wiederholten den Ausruf, entweder mit der Anrede »Heiland!« oder »Calhoun!«, sodass sein Name zu einem akustischen Sturm wurde, der bis auf die Straßen hinausfegte. Und dort nahmen die Leute den Ruf auf und jubelten: »Calhoun! Calhoun!«
Und für einen winzigen Moment war er wieder auf Xenex. Auf dem Höhepunkt seiner Kriegerkarriere, als die Massen der Kämpfer seinen Namen riefen, während er mit triumphierend emporgerecktem Schwert dastand und erklärte, dass er alles tun würde, um die Unterdrücker des xenexianischen Volkes von der Oberfläche des Planeten zu vertreiben.
Ihm war bisher nie bewusst gewesen, wie glücklich er sich in diesem Augenblick gefühlt hatte. Unwillkürlich stellte er sich die ernüchternde Frage, ob seine besten Tage vielleicht schon lange hinterihm lagen. Ganz gleich, was er in seinem Leben noch leisten mochte, in gewisser Hinsicht wäre es nicht mehr als ein Abklatsch, ein Schatten dessen, was er vor so vielen Jahren erreicht hatte.
Calhoun ließ das Gefühl auf sich einwirken. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder glücklich.
In dieser Nacht schlief Shelby nicht gut.
Sie warf sich hin und her, ohne eine bequeme Position finden zu können, während ihr ständig Bilder von Calhoun durch den Kopf gingen. Calhoun in Schwierigkeiten, Calhoun in Lebensgefahr. Als sie aufwachte, war sie schweißgebadet, und ihr einfaches weißes Laken klebte an ihrem Körper. Trotz der konstant angenehmen Temperatur in ihrem Quartier hatte sie das Gefühl, an der Luft ersticken zu müssen.
»Verdammter Kerl!«, flüsterte sie. »Verdammter Mistkerl!«
Sie setzte sich auf. »Shelby an Calhoun«, sagte sie in die Dunkelheit und verfluchte sich gleichzeitig stumm, dass sie es tat. Das computergesteuerte Kommunikationssystem setzte ihren gesprochenen Befehl um und verband sie direkt mit Calhouns Kommunikator. Sie wusste, dass er sofort aufwachen würde. Als sie zusammengelebt hatten, war er ihr damit tierisch auf die Nerven gegangen. Wenn sie das Bett verlassen hatte, um sich auf Zehenspitzen ins Bad zu schleichen, war Calhoun stets im gleichen Moment hellwach gewesen.
Sie wusste genau, welche Art von Begrüßung sie zu erwarten hatte: seine verwirrte und gereizte Stimme, wenn er sie fragte, warum sie ihn so früh am Morgen belästigte. Vielleicht würde er sich sogar darüber ärgern, dass sie so wenig Vertrauen in ihn hatte und ihn ständig überprüfte.
Auf all das war sie vorbereitet – nur nicht auf die Totenstille am anderen Ende der Verbindung.
Kurz zuvor hatte sie leichte Besorgnis und schwere Zweifel empfunden, weil sie versuchte, Kontakt zu ihrem Captain aufzunehmen. Doch nun vertauschten die Adjektive »leicht« und »schwer« ihre Position,als ihre Besorgnis wuchs und ihr Unbehagen schwand. »Shelby an Calhoun. Captain, melden Sie sich!«, sagte sie lauter, als könnte er sie unten auf der Oberfläche des Planeten besser verstehen, wenn sie die Stimme hob.
Immer noch nichts.
Inzwischen war sie aus dem Bett gesprungen und wiederholte ein zweites Mal: »Shelby an Calhoun! Verdammt, Mac, melde dich!« Sie wartete nur einen Herzschlag lang ab, bis sie umschaltete und sagte: »Shelby an Kebron.«
Diesmal dauerte es nur wenige Sekunden, bis sie eine Antwort erhielt, und sich eine grollende Stimme meldete.
»Kebron hier. Was gibt es, Commander?«
»Ich versuche, den Captain zu erreichen. Er antwortet nicht.«
»Bin schon unterwegs«
, lautete seine knappe Erwiderung. Dann folgten verschiedene Geräusche, die nach einem Krachen und lauten Rufen klangen.
Und als sich Kebron weniger als eine Minute später zurückmeldete, hatte Shelby das Gefühl, als wäre ihr Leben mit einem plötzlichen Ruck aus der Bahn geworfen worden.
Kebron hatte nur leicht geschlafen, wie es seine Gewohnheit war.
Und er war vollständig angekleidet, wie es seine
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