Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
Tulaman.
»Ja.« Im Vergleich zum wutschnaubenden Tulaman war Calhoun ein Musterbeispiel an Beherrschtheit. »Und wissen Sie auch, wer
ich
bin?«
Tulaman blickte Calhoun in die Augen und sah auch die furchterregende rötliche Narbe in seinem Gesicht, die jetzt um eine Schattierungdunkler geworden zu sein schien. Schließlich senkte Tulaman den Blick. »Ja«, sagte er widerstrebend. »Ja, ich weiß es.«
»Das will ich hoffen!«, erwiderte Calhoun. Er sah sich kurz zu den übrigen Anwesenden um. »Dies ist keineswegs die erste Welt, der ich den Frieden gebracht habe, meine Damen und Herren. Beim letzten Mal war ich halb so alt wie heute. Ich habe es mit der Kraft meines rechten Arms und dem festen Willen, das Volk nicht länger leiden zu lassen, geschafft. Ich habe Sie nicht darum gebeten, für Sie den ‚Heiland‘ spielen zu dürfen. Sie sind zu mir gekommen. Sie wollten, dass ich mich einmische, dass ich Ihnen einen Frieden bringe, der vor Urzeiten geweissagt wurde, den aber niemand wirklich für möglich hält. Aber jetzt bin ich da, meine Freunde. Und jetzt werden Lord Cwan, Mister Kebron und ich mit Ihnen zusammenarbeiten, um Ihre Träume Wahrheit werden zu lassen. Ich bin der Messias, dessen Ankunft vorhergesagt wurde, an den Ihr Volk glaubt und dem es vertraut. Lord Cwan besitzt große Erfahrung mit der Führung von Verhandlungen und ist in der Lage, mit widerspenstigen Machthabern umzugehen. Und Mister Kebron …«
»… kann sie mühelos in der Luft zerreißen«, vervollständige Kebron den Satz.
»Gut formuliert«, sagte Calhoun. »Hier geht es um Leben und Tod, meine Freunde. Wir werden diese Sache nicht eher abschließen, bis wir eine Lösung gefunden haben, mit der ich zufrieden bin. Jeder, der sich diesem Ziel in den Weg stellt, wird … nähere Bekanntschaft mit Mister Kebron machen. Stückweise. Haben wir uns verstanden?«
Alle Zondarianer nickten betreten.
»Ausgezeichnet«, sagte Calhoun fröhlich. »Wenn das so ist, meine Freunde, werden wir uns jetzt an die Arbeit machen.«
Das offizielle Bankett an jenem Abend war bemerkenswert festlich. Es lag eine ausgelassene Stimmung in der Luft, hauptsächlich weil so viel erreicht worden war. Ob dafür der aufrichtige Wunsch verantwortlich war, dem zondarianischen Volk zu helfen, oder vielleichtnur der ebenso aufrichtige Wunsch, die verschiedenen Körperteile an Ort und Stelle zu behalten, in jedem Fall hatten sich die religiösen und sozialen Oberhäupter Zondars beträchtliche Mühe gegeben, diverse Friedensverträge, politische Vereinbarungen und dergleichen auszuarbeiten.
Nach seiner anfänglichen Gewaltandrohung hatte sich Calhoun überraschend ruhig verhalten. Er hatte den Eindruck, dass es überflüssig war, die Einschüchterungstaktik permanent fortzusetzen. Er betrachtete sich eher als eine Art Wächter, der gleichzeitig zum Frieden anregte und nachdrücklich dafür sorgte, dass dieser eingehalten wurde. Si Cwan dagegen leistete die eigentliche »Drecksarbeit«. Seine Vertrautheit mit den uralten Konflikten der Zondarianer sowie seine eigene Erfahrung mit der Erzwingung eines Friedens auf Zondar waren ihm äußerst dienlich. Als sie am Ende des Tages die Gespräche unterbrachen, damit das festliche Bankett beginnen konnte, hatten alle Teilnehmer das Gefühl, wirklich etwas geleistet zu haben, was sie feiern konnten.
Der Speisesaal war prächtig geschmückt. Alkoholische Getränke wurden großzügig ausgeschenkt, und überall wurde gelacht und höflich geplaudert. Arbora die Unsichtbare wurde wiederholt auf der Tanzfläche gesichtet, wo sie ihre Pirouetten drehte. Maro der Fragende wehrte Fragen ab, die ihm Vonce der Vermögende stellte. Die Stänkerer blieben mehr oder weniger unter sich, während Zak Kebron sie nicht aus den Augen ließ. Sie betranken sich still und mussten schließlich unter den Tischen hervorgezogen und aus dem Saal getragen werden.
Calhoun beobachtete den Fortgang der Feierlichkeiten.
Und machte sich Sorgen.
Er hatte schon immer eine Art sechsten Sinn für Gefahren gehabt. Dieser Instinkt war zwar nicht unfehlbar, aber er hatte ihm bereits viele Male gute Dienste geleistet. Man hatte ihn an der Sternenflottenakademie sogar entsprechenden Tests unterzogen, aber die Experten hatten nichts Ungewöhnliches festgestellt. Calhoun hatteargumentiert, dass sie auch gar nichts feststellen
konnten
, weil ihm während der Untersuchungen keinerlei Gefahren drohten. Letztlich spielte es für ihn gar keine Rolle, ob sie etwas
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