Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
Verstorbenen bestand nur selten Anlass zur Eile. Und wenn das Opfer noch lebte, konnte dem potenziellen Retter überstürzte Hast leicht zum Verhängnis werden. Angesichts der Umstände war in jedem Fall äußerste Vorsicht angebracht.
Einen halben Meter weiter befand sich etwas Glänzendes im Boden. Doch er hielt sich davon fern, weil er befürchtete, es könnte sich um eine Vorrichtung handeln, mit der die Falle ausgelöst wurde, die Soleta verschlungen hatte. Er beschloss, diese Stelle gänzlich zu ignorieren, da seine Hauptsorge nicht der Frage galt, wie, sondern wohin sie verschwunden war.
Er klopfte auf den Höhlenboden. Als keine Reaktion erfolgte, sagte er vorsichtig: »Sesam öffne dich?« Doch auch diese Methode erwies sich als wirkungslos. Er seufzte und aktivierte den Phaser. »Dann müssen wir es eben auf nicht ganz so behutsame Weise probieren.«
IV
Soleta machte sich auf einen Angriff gefasst, da der Vulkanier allem Anschein nach feindselige Absichten hegte.
Ihr Gegner war nicht besonders gut zu erkennen, weil die Luft durch Nebel oder Rauch getrübt schien. Aber nun sah sie zumindest, dass es sich um eine Frau handelte. Ihre Haltung war genauso kampfbereit wie Soletas. Sie bewegte sich nach links, nach rechts und zurück … genauso wie Soleta.
Sie hielt inne und hob eine Hand, um zu winken. Ihr Gegenüber winkte zurück.
»Das war nicht unbedingt eine meiner genialsten Leistungen«, murmelte sie.
Langsam näherte sie sich der spiegelnden Oberfläche und legte den Kopf schief. Zuerst hatte sie gedacht, es sei ein Metall, ähnlich wie die Scheibe, die sie berührt hatte, woraufhin sie in diese Bedrängnis geraten war. Doch nun erkannte sie, dass es sich um eine Art Gestein handeln musste, das auf unbekannte Weise auf Hochglanz poliert worden war, ähnlich wie Marmor.
Sie zog ihren Trikorder aus dem Gürtel und richtete ihn auf die Fläche. Sie betrachtete die Anzeigen, runzelte die Stirn, justierte das Gerät neu und versuchte es ein zweites Mal. Ärgerlich versetzte sie dem Trikorder einen Stoß mit dem Handballen. Dann richtete sie die Sensoren auf sich selbst, und gehorsam spuckte das Gerät die erwarteten Daten aus. Sie löschte die Daten und richtete es wieder auf die Wand.
Doch auch diesmal erhielt sie keine Werte. Für den Trikorder existierte diese Wand einfach nicht.
Sie zögerte, die Fläche zu berühren, denn das letzte Mal, als sie etwas berührt hatte, war sie in diese schwierige Situation geraten – ganz zu schweigen von der kommunikativen Sturzflut, der sie sich nicht hatte erwehren können. Als sie in diesem unterirdischen Raum gelandet war, war der mentale Kontakt auf mysteriöse Weise genauso plötzlich abgebrochen, wie er begonnen hatte. Durch die Berührung mit einer anderen Oberfläche mochte er wieder einsetzen oder sogar noch etwas viel Schlimmeres ausgelöst werden. Aber es sah ganz danach aus, dass ihr kaum etwas anderes übrig blieb.
Zaghaft streckte sie die Hand aus und beobachtete ihr Spiegelbild, das erwartungsgemäß genau dasselbe tat. Doch dann ging ihre Hand einfach durch die reflektierende Fläche hindurch.
Unmöglich
, dachte sie. Dann sagte sie laut: »Unmöglich. Wenn hier gar keine Wand ist, wenn es sich nur um eine Illusion handelt, dann kann es auch kein Spiegelbild von mir geben. Das Licht würde nicht zurückgeworfen werden, sondern hindurchgehen. Licht kann nur von tatsächlich existierender Materie gespiegelt werden.«
Soleta wiederholte das Experiment, und wieder tat ihr Spiegelbild genau dasselbe. Es war, als würde sie in eine Nebelwand greifen, in der nichts Greifbares zu spüren war. Sie zog die Hand zurück.
Das Spiegelbild wiederholte die Bewegung, allerdings ein paar Sekunden später als sie.
»Das ist verrückt«, murmelte sie. Soleta dachte für einen Moment über die Situation nach, dann trat sie durch die Wand hindurch. Bei diesem Vorgang war nichts Besonderes zu spüren, doch als sie sich umdrehte, hörte sie plötzlich ihre eigene Stimme. Nein … sie hörte diese nicht nur, sondern fühlte sie auch. Ihre Stimme schrie mit beträchtlicher Lautstärke und Heftigkeit:
»Lass mich in Ruhe!«
Sie wirbelte herum und sah – sich selbst. Vielleicht zwei Meter entfernt kauerte sie am Boden und wirkte recht mitgenommen. Soleta sah fasziniert zu, wie ihr anderes Ebenbild auf die Beine kam, in ihre Richtung schaute und eine kampfbereite Haltung einnahm.
Sie erlebte diese Szene nun ein zweites Mal aus der anderen Perspektive. Denn
Weitere Kostenlose Bücher