Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
Soleta hatte automatisch und instinktiv dieselbe Haltung eingenommen. Gleichzeitig machte sie sich im Geiste eine Notiz, bei Gelegenheit ihre Fähigkeiten im
Kata
und anderen Disziplinen aufzufrischen, da ihr die Bewegungen ihres anderen Ichs etwas lahm erschienen.
Als die »frühere« Soleta festgestellt hatte, dass sie gar nicht angegriffen wurde, schien sie sich zu entspannen. Die richtige Soleta tat dasselbe und erkannte in diesem Moment, was geschah: Sie hatte es gar nicht mit einem Spiegelbild zu tun gehabt, sondern mit einer Art Zeitphantom, einem Echo dessen, was geschehen war und noch geschehen würde. Ein rätselhafter Fatalismus trieb sie nun dazu, dieselben Bewegungen auszuführen, die sie vor wenigen Augenblicken an ihrem Ebenbild beobachtet hatte. Schließlich konnte es nicht schaden, genau das noch einmal zu wiederholen, um sich nicht in Widersprüche zu verwickeln. Also trat Soleta gleichzeitig mit ihrem Ebenbild vor, hob die Hand und sah die Überraschung in der Miene ihres früheren Ichs, als es erkannte, dass die Fläche keineswegs ein Spiegel aus fester Materie war. Währenddessen dachte sie angestrengt darüber nach, in was für einer Situation sie sich befand und womit sie es hier zu tun hatte.
Mit großer wissenschaftlicher Neugier verfolgte sie, wie ihr früheres Ich kurz darauf die Entscheidung traf, die für Soleta bereits in der Vergangenheit lag, und durch die Wand schritt. Einen Moment lang fragte sie sich, ob ihr nun eine Doppelgängerin entgegentreten würde. Lebhaft konnte sie sich vorstellen, was geschehen mochte, wenn sie mit einer zweiten Version von sich selbst zur
Excalibur
zurückkehrte! Die doppeldeutigen Scherze würden gar kein Ende mehr nehmen.
Aber ihr früheres Ich kam nicht auf die andere Seite, und sie verstand sofort den Grund dafür. Es handelte sich gar nicht um eine Zeitmaschine, die sie körperlich von einem Ort an den anderen versetzte. Es war lediglich eine Art Bildschirm, der auf der einen Seite die Zukunft und auf der anderen die Vergangenheit zeigte. Es war eine recht verwirrende Anordnung, aber ihr fehlte die Zeit, um gründlicher darüber nachzudenken. Soleta musste versuchen, eine Lösung für ihre Probleme zu finden, bevor sie erneut zum Opfer einer mentalen Attacke wurde.
Sie war sich nicht sicher, ob es nur Einbildung war, aber sie hatte den Eindruck, dass der Nebel dünner wurde. Vorsichtig ging sie weiter und fand sich schließlich in einem Korridor wieder. Erneut setzte sie den Trikorder ein, und diesmal registrierte das Gerät tatsächlich etwas. Ein Stück voraus befand sich eine langsam pulsierende Energiequelle. Die angezeigten Werte waren merkwürdig instabil, und sie ahnte nicht einmal, was das bedeuten mochte, war aber bereit, das Rätsel zu erkunden, da schließlich genau das ihr Job war.
Genau vor ihr brachten sich zwei Leute gegenseitig um.
Sie hielt kurz inne, aber wirklich nur kurz, bis sie erkannte, dass sie wieder Bilder sah. Und diese schienen viel weiter zurückzuliegen als die paar Minuten, die sie in ihre eigene Vergangenheit geschaut hatte. Es waren zwei Zondarianer, und sie trugen Kleidung, die sich erheblich von dem unterschied, was moderne Zondarianer zu tragen pflegten. Natürlich mochten gewisse Teile der zondarianischen Gesellschaft möglicherweise einem nostalgischen Modestil anhängen, aber Soleta hegte den starken Verdacht, dass sie wirklich eine Szene sah, die sich vor sehr vielen Jahren zugetragen hatte. Die beiden Kämpfer waren vermutlich Mitglieder der zwei Kasten, die sich über Jahrhunderte einen blutigen Bürgerkrieg geliefert hatten.
Das Bild bewegte sich an ihr vorbei, gefolgt von einem neuen. Eins nach dem anderen schwebte zu Boden, zur Decke oder zu den Wänden, während sich manche einfach in Luft auflösten. Frauen bei der Geburt, Zondarianer im Gespräch, beim Essen, beim Kampf, beim Sterben. Den Szenen schien keine bestimmte Ordnung, kein Zusammenhang zugrunde zu liegen. Es war … als würde sie einen freien gedanklichen Assoziationsfluss miterleben, vielleicht die Bilder eines Traumes.
Bitte nicht!
, dachte sie.
Ich hoffe doch, dass sich diese Welt nicht als Traum eines schlafenden Riesen erweist, der schließlich erwacht und damit alles vernichtet. Etwas in der Art hatten wir schon einmal, und es reicht wirklich, eine solche Geschichte nur ein einziges Mal zu erleben.
Als sie um eine Ecke bog, hätte sie um ein Haar laut aufgeschrien. Im Grunde hätte sie sich deswegen keine Sorgen machen müssen,
Weitere Kostenlose Bücher