Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
da sie allein war, aber manchmal ging es einfach ums Prinzip. Sie hatte etwas gegen Gefühlsäußerungen in großer Lautstärke. Sie schickten sich nicht für eine Vulkanierin, auch nicht für eine, in deren Adern romulanisches Blut floss. Das hieß nicht, dass sie in dieser Hinsicht stets ein tadelloses Verhalten an den Tag legte, aber zumindest versuchte sie, sich zu beherrschen.
Der Raum, den sie nun betrat, war sehr groß und schien kein erkennbares Ende zu haben. Und so weit das Auge reichte, bestanden die Wände wieder aus dem marmorähnlichen Material. Erneut sah sie sich selbst, doch diesmal war sie überzeugt, dass es tatsächlich Spiegelbilder waren, da der Trikorder den Wänden eindeutige Messwerte zuordnen konnte.
Doch es gab noch etwas anderes im Zentrum des Raumes – beziehungsweise dem, was sie für das Zentrum hielt, da ihr zu viele Parameter fehlten, um mathematisch einwandfreie Aussagen über die räumlichen Verhältnisse treffen zu können. Und dieses Etwas fesselte nun ihre ganze Aufmerksamkeit.
Es war eine Säule von unbestimmbarer Höhe. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit den marmorähnlichen Wänden, auch wenn sie etwas weicher oder gar poröser wirkte. Vielleicht war sie sogar – und bei diesem Gedanken begann ihr Herz, vor Aufregung zu rasen –
organisch?
Eine Art technisch-biologischer Organismus?
Die Säule war dunkelbraun, und als Soleta hinaufschaute, glaubte sie, zu erkennen, dass sie sich weiter oben verzweigte. Es gab Kreuzund Querverbindungen, die in alle Richtungen verliefen.
Und die Basis der Säule war von …
Strukturen
umgeben.
Es handelte sich möglicherweise um Geräte, die mit der Säule verbunden waren, die einen Teil von ihr bildeten, aber offenbar von ihr getrennt werden konnten. Die Formen und das Material waren äußerst unterschiedlich, und Soleta war nicht in der Lage, auf ihre Funktionsweise zu schließen. Der Trikorder lieferte keine brauchbaren Informationen. Die Legierungen waren ihr allesamt unbekannt, und den Umrissen ließen sich keine bekannten Systeme zuordnen.
Die Energiequelle befand sich eindeutig im Innern der Säule, aber Soleta hatte trotzdem keine Ahnung, was es mit dieser Anordnung auf sich haben mochte.
»Nein«, sagte sie dann. »Nein, das … stimmt nicht ganz. Ich habe so etwas schon einmal gesehen.« Dann versuchte sie, sich daran zu erinnern, was es war. Die Tatsache, dass sie sich nicht sofort erinnerte, beunruhigte sie in höchstem Maße. Normalerweise vergaß Soleta nichts, und auch in diesem Fall musste es irgendwo in ihrem Kopf einen Hinweis geben …
Plötzlich kam ihr ein neuer Gedanke, bei dem sich ihre Nackenhärchen sträubten. Sie wirbelte herum, als hätte man ihr einen körperlichen Schlag versetzt. »Was hast du mit mir gemacht?«, rief sie.
Keine Antwort.
»Was hast du mit mir gemacht?«, fragte sie erneut, und diesmal erreichte ihre Verärgerung ein solches Ausmaß, dass sie jede Vorsicht vergaß und sich mit schnellen Schritten der Säule näherte. Sie blieb kurz davor stehen, verschränkte die Arme und sagte: »In meinem Geist fehlen bestimmte Informationen. Informationen, die für meine heutigen Entdeckungen relevant sind. Bist du für diesen Verlust verantwortlich? War das der Grund für die mentale Verbindung? Wolltest du sehen, was ich weiß und nicht weiß, um dann alle ‚unangebrachten‘ Informationen zu löschen? Nun?«
Es gab immer noch keine Antwort, was sie nicht überraschte, da sie im Grunde gar nicht mit einer Reaktion gerechnet hatte. Sie klatschte in die Hände und rieb sie aneinander. »Also gut«, sagte sie. »Trotz meiner ersten Erfahrung schüchtert mich die Aussicht auf einen zweiten Kontakt mit dir nicht ein. Ganz gleich, was du dir in den Kopf gesetzt hast … oder wohin auch immer … ich werde es tun.« Nach dieser Ankündigung legte sie die Hände auf die Säule.
Sie hegte keineswegs die Absicht, eine neue Gedankenverschmelzung einzugehen. Dabei handelte es sich immerhin um eine komplizierte geistige Technik, die sich kaum zum Zweck der mentalen Vergewaltigung oder als Waffe einsetzen ließ. Sie war jedoch fest entschlossen, diesem Wesen, was immer es sein mochte, klarzumachen, dass es sie angegriffen hatte und sie davon alles andere als angetan war.
Die Oberfläche der Säule fühlte sich warm an, doch das überraschte Soleta nicht. Sie spürte, wie etwas … zurückzuckte … als wäre es von der Kühnheit, mit der sie sich ihm näherte, überrascht.
»Dein und mein Geist
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