Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
Fogelson besetzt wurde. Sie sah Shelby in die Augen und sagte sehr leise: »Trotzdem gefällt es mir nicht.«
»Das habe ich verstanden«, sagte Shelby sachlich. »Gehen wir.« Calhoun entging nicht, dass Morgan Primus sich in seinem Bereitschaftsraum bewegte, als würde sie hierher gehören. Er hatte sich aus einem bestimmten Grund für diesen Raum entschieden: Er wollte einen psychologischen Vorteil auf seiner Seite haben. Ein Konferenzraum war sozusagen neutrales Territorium, doch hier war er zu Hause. Bedauerlicherweise schien diese Taktik diesmal nicht zu funktionieren. Außerdem hatte Calhoun – der normalerweise eine hervorragende Menschenkenntnis besaß – das deutliche Gefühl, dass Morgan sich nicht ohne Weiteres einschüchtern lassen würde.
Si Cwan blieb bei ihnen, und kurz darauf stießen Shelby und Lefler dazu. Es waren nicht genügend Sitzplätze für alle vorhanden, doch für Si Cwan schien es kein Problem zu sein, sich mit verschränkten Armen in eine Ecke zu stellen. Calhoun war bereits des Öfteren aufgefallen, dass Cwan es nach Möglichkeit vorzog, zu stehen, statt zu sitzen. Da er ohnehin recht groß war, schien er alle Anwesenden um Längen zu überragen. Shelby und Lefler saßen sich gegenüber, und Morgan hatte es sich auf der kleinen Couch bequem gemacht. »Gut«, sagte Calhoun liebenswürdig. »Wir sind also alle versammelt … Ms. Primus. Oder ziehen Sie die Anrede Ms. Lefler vor?«
»‚Morgan‘ genügt völlig, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Er bemerkte, dass sie mit einem Finger über die Lehne der Couch strich. Suchte sie nach Staub? Für wen hielt sich diese Frau? »Ich halte nicht viel von Förmlichkeiten.«
»Nun gut, Morgan. Mr. Kebron hat die Überprüfung von ‚Morgan Primus‘ abgeschlossen und im Großen und Ganzen bestätigt, was wir von Lieutenant Lefler erfahren haben. Nach den Unterlagen starben Sie vor zehn Jahren. Allerdings wurde Ihre Leiche nie gefunden, obwohl sich die Behörden die größte Mühe gaben.«
»Nun, Captain, wie es scheint, ist Ihnen gelungen, wozu die Behörden nicht imstande waren. Sie haben mich gefunden. Und das sogar lebend.«
»Dürfte ich Sie nun fragen, wo Sie die ganze Zeit über waren, Morgan? Was die letzten fünf Jahre angeht, besteht offenbar kein Zweifel, aber die fünf Jahre davor sind nach wie vor ein Geheimnis.«
»Captain«, sagte Morgan langsam, »ich glaube, dass solche Fragen ein wenig außerhalb Ihres Kompetenzrahmens liegen.«
»Wissen Sie, ich habe ein paar seltsame Angewohnheiten, Morgan«, erwiderte Calhoun mit einem dünnen Lächeln. »Dazu gehört unter anderem die Neigung, meinen Kompetenzrahmen sehr großzügig zu definieren. Je länger Sie in meiner Nähe sind, desto schneller werden Sie das verstehen.«
»Das ist gut zu wissen, Captain, aber ich habe nicht vor, mich längere Zeit in Ihrer Nähe aufzuhalten.«
Zum ersten Mal meldete sich Lefler zu Wort. »Kaum haben wir uns wiedergesehen, willst du schon wieder vor mir flüchten, Mutter.«
Morgans Blick wandte sich langsam ihrer Tochter zu. Ihr Gesichtsausdruck war sehr ernst und düster, als würde sich ein Gewitter zusammenbrauen. »Robin«, sagte sie, »möchtest du weiterhin bissige Kommentare beisteuern, die nichts bewirken werden, oder können wir jetzt offen über alles reden?«
Si Cwan legte Robin beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, bevor sie von ihrem Stuhl aufspringen konnte. Dadurch ließ sie sich einen Moment lang beruhigen, doch dann stieß sie seine Hand weg und stand auf. »Also gut«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Du willst auf den Punkt kommen? Dann lass uns loslegen.«
Shelby warf Calhoun einen Blick zu, doch er signalisierte ihr diskret, sich nicht einzumischen. Sie lehnte sich zurück und verfolgte besorgt, wie sich die Dinge weiterentwickelten.
»Punkt eins: Du hast mich im Stich gelassen. Dad und mich.«
»Ja.«
»Du hast deinen Tod vorgetäuscht.«
»Das stimmt ebenfalls.«
Sie nahm einen tiefen Atemzug. »Warum?«
»Es war nötig.«
Mehr sagte sie nicht. Robin wartete auf eine genauere Erklärung, doch je länger das Schweigen anhielt, desto klarer wurde ihr, dass Morgan offensichtlich der Meinung war, keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen. »Es war nötig?«, wiederholte Robin. »Zehn Jahre lang habe ich gedacht, du seist tot. Dad ist an gebrochenem Herzen gestorben. Und das Einzige, was du mir zu bieten hast, ist ein simples ‚Es war nötig‘?«
»Ich verstehe, dass du gerne mehr erfahren
Weitere Kostenlose Bücher