Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
Feuer eröffnen sollte. Also wich sie zurück und versuchte, an das bereits gewonnene Vertrauen anzuknüpfen. »Nein, Tarella. Siehst du? Ich bin hier drüben. Ich würde niemals auf die Idee kommen, zu versuchen …«
Aber ihre ehemalige Freundin wollte ihr anscheinend nicht mehr vertrauen. »Du willst ihn mir wegnehmen!«, kreischte sie in panischer Angst und schwenkte die Mündung der Waffe herum.
Robin hatte plötzlich die Deckung der Felsen verlassen. Sie wedelte mit den Armen und rief: »Nein! Tun Sie es nicht!« Morgan konnte nicht fassen, dass Robin sich zwischen Tarella und sie stellte. »Tun Sie es nicht!«, schrie ihre Tochter.
Morgan versuchte, sie aus der Schusslinie zu drängen, aber Robin ließ es nicht zu. Sie klammerte sich an ihre Mutter, während sie immer wieder schrie: »Tun Sie es nicht! Das wollen Sie nicht tun! Lassen Sie sie in Frieden. Tun Sie es nicht!«
Das Geschrei und die Aufregung schienen Tarella für einen Moment abzulenken. Die leidgeprüfte Frau blinzelte verwirrt und bemühte sich, zu verstehen, was sie sah. Dann war auf einmal etwas in ihren Augen – und Morgan sah darin für einen kurzen Moment eine ferne Erinnerung an die Frau aufblitzen, die sie einmal gekannt hatte, die früher aus diesen nun eingesunkenen Augen geblickt hatte.
»Morgan, hilf mir«, flüsterte sie.
Das war der Zeitpunkt, an dem sich Si Cwan einschaltete. Er kam von der anderen Seite, und da Tarellas Aufmerksamkeit von Morgan und Robin beansprucht wurde, bemerkte sie den Angriff des Thallonianers viel zu spät. Er packte sie von hinten. Sie klammerte sich an die Waffe, aber sie hatte kaum Kraft in den Armen und Beinen. Daher konnte er sie mühelos ihrem Griff entreißen. Die Waffe kippte um und landete scheppernd auf dem Boden. Tarella schrie wie eine Wahnsinnige und wollte wieder nach der Waffe greifen, doch Si Cwan hob sie einfach mit einem Arm auf. Er konnte nicht fassen, wie leicht die Frau war. Es war, als hätte er eine leere, weggeworfene Hülle aufgehoben.
»Loslassen!«, kreischte sie. »Lassen Sie mich los! Ich will zu meinem Geliebten zurück! Er braucht mich! Er hat Angst ohne mich! Merken Sie es nicht? Ich will zurück!«
Shelby, Kebron und Soleta kamen aus der Deckung. »Kebron, kümmern Sie sich um die Frau«, sagte Shelby knapp. »Cwan und Morgan, gute Arbeit.«
»Fassen Sie ihn nicht an! Er will Sie nicht! Er will mich! Wir sind eins! Wir … wir …«
Und dann verschwand langsam … ganz langsam … etwas aus ihren Augen. Etwas, dessen sie sich gar nicht bewusst gewesen war, bis es sich allmählich verflüchtigte. Es war, als würde sie aus einer Nebelbank auftauchen. Dann sagte sie mit leiser und verwirrter Stimme: »Mor… Morgan …?«
»Ich bin hier, Tarella. Ich bin für dich da.« Morgan nahm Tarellas Gesicht in die Hände und konnte nicht glauben, was sie spürte. Früher hatte Tarella unglaublich weiche Haut gehabt, doch nun fühlte sie sich völlig trocken an, wie Papier. Was in Gottes Namen hatte dieses Ding mit ihr angestellt? »Jetzt wird alles wieder gut.«
»All die vielen Leute …« Langsam schienen ihre Erinnerungen zurückzukehren. »Hier lebte ein Volk … Millionen … nur noch Asche … Asche zu Asche … mein Gott … Morgan …« Sie zitterte. Ob aus Angst oder Entsetzen oder Selbstekel, ließ sich unmöglich sagen. »Morgan, was … was habe ich getan?«
»Du hast gar nichts getan.«
Kebron hatte die Waffe behutsam aufgehoben und misstrauisch auf Anzeichen einer geistigen Beeinflussung geachtet. »Sie scheint praktisch hohl zu sein«, sagte er mit seltener Verblüffung. »Wie ist das möglich?«
Tarella hörte gar nicht zu. Sie hörte weder auf Kebron noch auf Morgan. Stattdessen lauschte sie auf etwas anderes, das offenbar nur sie wahrnahm. »Hörst du sie, Morgan? Kannst du sie hören?«
»Ich höre nichts«, sagte Morgan.
»Die vielen Leute … sie schreien … ich kann ihre Stimmen deutlich hören.« Dann verlor sie auch die letzten Reste ihrer Fassung und begann den langsamen Abstieg in die Tiefen einer Hölle, in der nur der totale Wahnsinn lauern konnte. »Ich höre ihre Stimmen … sie flehen mich an, aufzuhören, aber er lässt mich nicht … Ich wollte nicht, dass er aufhört … Großer Gott, was habe ich nur getan? Ein ganzes Volk … jetzt ist es nur noch Asche, die vom Wind verweht wird, und ich kann sie nicht mehr abwaschen …«
Shelby tippte auf ihren Kommunikator. »
Excalibur
, hier ist Shelby. Machen Sie sich bereit, uns direkt in
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