Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
diese Weise reagierte. Morgan war nicht um ihre eigene Sicherheit besorgt, sondern um die ihrer Tochter. Sie hatte Angst, dass Robin etwas zustieß.
Lefler erwiderte die Geste, dann verließ Morgan langsam die Deckung.
Mit äußerster Vorsicht näherte sich Morgan der Frau, die sie in glücklicheren Zeiten als Tarella gekannt hatte. Es war ein großer Schock, zu sehen, was aus ihr geworden war. Ihre alte Freundin summte leise vor sich hin, kein Lied, sondern irgendeinen Singsang. »Tarella?«, sprach Morgan sie leise an.
»Was hast du gesagt, Geliebter?« Tarella sah sie nicht an. Ihre Gedanken schienen mit etwas ganz anderem beschäftigt zu sein. Versonnen bewegte sie den Körper an der Waffe auf und ab, sodass nicht schwer zu erraten war, wen sie angesprochen hatte.
»Tarella, ich bin’s. Morgan. Erinnerst du dich noch? Ich bin … ich bin wieder frei. Ich bin zurückgekommen. Ich bin gekommen, um zu beenden, was wir begonnen haben.« Sie winkte, um die andere Frau auf sich aufmerksam zu machen. »Tarella, das ist … ein sehr beeindruckendes Stück Technik, das du da hast. Willst du mir verraten, wie du es gefunden hast?«
Tarellas Blick schien sich auf sie zu konzentrieren, doch ihre Augen waren dunkel und furchteinflößend. Sie klammerte sich noch fester an die Waffe. »Morgan.«
»Ja. Ich bin Morgan.«
»Du bist tot.« Sie hielt inne und brachte sich dann in eine bequemere Position. »Mein Geliebter sagt, dass wir dich töten sollten.«
»Wenn ich schon tot bin, kannst du mich nicht mehr töten«, gab Morgan zu bedenken. »Warum solltest du die Energie deines Geliebten an einen Geist verschwenden?«
Es war nicht mehr als ein Versuch, und Morgan glaubte eigentlich keinen Augenblick daran, dass Tarella sich dadurch irritieren ließ. Doch zu ihrer Überraschung schien Tarella sehr gründlich über diesen Punkt nachzudenken. »Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte sie und betonte jedes zweite Wort, wodurch sie wie ein kleines Kind klang - oder wie eine Erwachsene, die mit einem Kind sprach.
Unterdessen war Morgan vorsichtig und Schritt für Schritt näher gekommen. »Tarella«, sagte sie mit einer Gelassenheit, als würden sie sich auf einer Cocktailparty aufhalten, »möchtest du mir deinen Geliebten nicht vorstellen? Hat er einen Namen?«
»Nein. Wir brauchen keine Namen, nicht wahr?« Dabei streichelte sie liebevoll die Waffe. Dann sagte sie mit ihrer seltsamen Singsang-Stimme und bedrohlichem Unterton: »Ich glaube, du versuchst nur, mir meinen Geliebten wegzunehmen! Er glaubt es auch! Mein Geliebter will dich töten, und zwar auf der Stelle. Aber ich halte ihn noch zurück. Nur ich hindere ihn daran! Weil ich es so sehr vermisst habe, mit meiner alten Freundin Morgan zu sprechen, auch wenn es nur Morgans Geist ist. Das macht meinen Geliebten eifersüchtig. Aber das ist in Ordnung. Es schadet nicht, wenn ein Geliebter von Zeit zu Zeit eifersüchtig ist, nicht wahr? Das belebt die Beziehung.«
»Das finde ich auch«, pflichtete Morgan ihr bei. Bei ihrem nächsten Schritt wäre sie beinahe gestolpert. Ganz vorsichtig zog sie ihren Fuß von der Stelle zurück, bis sie einen sicheren Stand gefunden hatte. Es wäre vermutlich nicht sehr günstig, wenn sie plötzlich der Länge nach hinstürzte und Tarella aus ihrer psychotischen Trance aufschreckte.
Es fiel ihr immer noch schwer, zu glauben, dass sie es mit derselben Frau zu tun hatte, die einmal ihre Partnerin und beste Freundin gewesen war. Eine Abenteurerin voller Lebensfreude. Jetzt war sie kaum wiederzuerkennen. Sie hatte ihr Leben, ihre Liebe und ihre Seele an ein absurdes Verhältnis zu einer Vernichtungsmaschine verloren, an ein
Ding
, das bestenfalls Ansätze intelligenten Denkvermögens besaß.
Sie musste sich anstrengen, ihren Abscheu nicht offensichtlich werden zu lassen, als sie fragte: »Wo hast du deinen Geliebten kennengelernt? Wie seid ihr zusammengekommen?«
»Die Prometheaner waren hier«, antwortete Tarella. »Du erinnerst dich sicher an sie. Sie waren hier, genauso wie wir gehofft hatten. Es war, als … hätten sie auf uns gewartet. Auf mich.«
»Ja, das sieht ihnen ähnlich«, stimmte Morgan zu. »Sie sind meisterhafte Schachspieler, brillante Ränkeschmiede. Vermutlich war es wie ein Möbiusband. Sie wussten, dass wir nach ihnen suchten, und sie bewirkten, dass wir sie fanden. Unsere Suche schuf das Gesuchte.«
»Das hast du sehr klug ausgedrückt, Morgan. Du warst schon immer so wahnsinnig klug! Aber nicht klug genug, um
Weitere Kostenlose Bücher