Star Trek - New Frontier - David, P: Star Trek - New Frontier
kurzen Zeit, die ich mit Stephanie verbracht hatte, etwas gefühlt, das vielleicht sogar noch darüber hinausging, was Elizabeth und mich verband. Natürlich sage ich das jetzt mit dem Abstand vieler Jahre. Vielleicht blicke ich auch auf eine kurze Begegnung zurück, die zu absolut gar nichts geführt hätte, und male mir eine Reichhaltigkeit und Beschaffenheit aus, die gar nicht da war. Aber ich bin, wie alle Sterblichen, darangebunden, Geschichten nur so wiedergeben zu können, wie ich sie in Erinnerung habe. Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, nachträgliche Einsichten und Wunschdenken von der Realität der Situation zu trennen. Stephanies Verlust und die brutale Art ihres Todes entflammten in mir einen so starken Wunsch nach Rache, wie ich ihn seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Aber ich durfte nicht zulassen, dass diese Flamme den Captain berührte. Er musste sich um höhere Aufgaben kümmern. Er musste für etwas Größeres einstehen. Er musste vor dem Schmerz und der Wut bewahrt werden. Ich musste ihm helfen … aber ich wusste nicht, wie.
Und er schien
So
Ruhig.
Es war beängstigend. Noch bevor all die nachfolgenden Ereignisse geschahen, fühlte ich kalte Angst in meiner Magengrube. Nicht aus Furcht um mich selbst, sondern um den Captain. Ich erzählte Müller von dieser Angst. Es war eine dieser seltenen Gelegenheiten, bei denen wir zwei relativ ungestört und doch vollständig bekleidet zusammen waren. Wir saßen an einem Tisch in der Offiziersmesse. Die
Grissom
war auf ihrem Weg nach Anzibar II – keine besonders lange Reise zu diesem Zeitpunkt, höchstens noch ein paar Stunden –, während der Captain daran arbeitete, ein Treffen mit den jeweiligen Regierungen zu arrangieren. Tatsächlich war das Einzige, das uns aufhielt, der Captain, der sich die Zeit nahm, erst mit der Sternenflotte Verbindung aufzunehmen, bevor er etwas tat. Außerdem regelte er jeglichen Kontakt mit den Carvargna selbst. Er sagte, das sei sein Vorrecht.
Niemand achtete auf Kat und mich. Jeder auf dem Schiff war von den Ereignissen erschüttert und hatte das Wohlergehen des Captains im Sinn. Leise sagte ich zu Kat: »Etwas wird schiefgehen. Ich kann es spüren.«
»Willst du damit andeuten, dass der Captain mit der Situation nicht fertigwird?«
»Ich will gar nichts andeuten. Ich äußere nur meine Bedenken, das ist alles. Du hast viel länger unter ihm gedient als ich …«
»Ja, das habe ich. Und lass mich dir eines sagen«, zischte sie und beugte sich dabei so weit vor, dass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, »ich vertraue diesem Mann bedingungslos. Er ist der professionellste Captain, den ich jemals gekannt habe. Wenn er sagt, dass er es schafft … wenn er sagt, dass er in Ordnung ist … dann sage ich, dass er damit umgehen kann. Mach dir nicht so viele Gedanken.«
Kat Müllers Worte waren genau das, was ich hören wollte.
Unglücklicherweise beunruhigten sie mich nur noch mehr.
Wie sich herausstellen sollte, würden wir schon bald unsere Meinung ändern.
DIE BESPRECHUNG
Captain Kenyon hatte sein erstes Treffen mit der Carvargna-Führung … und ich war nicht dabei. Außer dem Captain und Lieutenant Cray war niemand dabei. Und selbst Cray war, wie er mir später erzählte, nicht bei der eigentlichen Verhandlung anwesend. Kenyon hielt die Besprechung mit den Carvargna hinter verschlossenen Türen ab. Wieder regten sich all meine Bedenken und Sorgen. Unglücklicherweise gab es wenig, was ich tun konnte.
Aber eine Sache gab es.
Ich suchte Dr. Villers auf, während der Captain auf dem Planeten war. Ich fand sie still in ihrem Büro sitzend. Sie war nicht im Dienst und hatte eine halbe Flasche Synthehol vor sich stehen. Man musste kein Meisterdetektiv sein, um herauszufinden, wohin der Rest des Flascheninhalts verschwunden war.
»Doktor?«
Sie sah übernächtigt zu mir auf. »Ja?« Sie lallte ein wenig.
»Ich muss mit Ihnen über etwas Wichtiges sprechen.«
Sofort setzte sie sich gerade hin, und die vernebelnde Wirkung des Synthehols fiel von ihr ab. Das war natürlich einer der Vorteile dieses Getränks, aber auch einer der Nachteile.
»Was kann ich für Sie tun, Commander?«
Während ich mich setzte, sagte ich: »Ich würde gerne Ihre Meinung hören über … Kompetenz.«
»Machen Sie sich keine Gedanken, Commander«, antwortete sie ruhig. »Ich gebe zu, dass Ihre sozialen Fähigkeiten ein wenig unterentwickelt sind, aber ich glaube kaum, dass Sie das als
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