Star Trek - New Frontier - David, P: Star Trek - New Frontier
tut mir leid. Ich brauche einen Drink. Einen Moment, bitte.
Wissen Sie … man könnte denken, bei allem, was ich schon gesehen und getan habe … würde mir die Beschreibung nichts ausmachen. Das denken Sie doch, oder? Sie denken, dass genügend Zeit vergangen ist, damit es mich nicht mehr so sehr bewegt. Dass ich …
Ich glaube, für jeden kommt einmal der Moment, in dem er sein Glaubenssystem überprüfen muss. Es geschieht etwas, das so schrecklich, so katastrophal ist, dass man abschließend nicht nur tief in seine Seele schaut, sondern auch zu dem oder den Wesen, die einem diese Seele gegeben haben. Und man fragt sich, ob sie wirklich da sind, ob sie zuhören oder ob sie sich überhaupt für einen interessieren.
Ich denke … ich denke, dass ich in diesem Moment in der Krankenstation meinen Glauben verlor. Genau dort. Oh, es gibt gewisse Momente, das gebe ich zu … Momente, in denen ich aus Gewohnheit bete. In denen ich mir Hilfe ersehne. Aber in meiner alltäglichen Existenz und meinen Bemühungen, jeden einzelnen Tag zu überstehen, habe ich schlichtweg die Überzeugung verloren, dass ein höheres Wesen über uns wacht. In Wirklichkeit gibt es kaum Leute, die eine spontane Erleuchtung haben. Normalerweise zeigt sich so etwas als eine kleine Offenbarung, ein kurzer Blick durch den Stoff unserer Realität auf das nagende, monströse Böse, das sich hinter allem versteckt. Die Dunkelheit, aus der die Stimmen der Verlorenen hoffnungslos und elend aufschreien. Sie grinst dich an und weiß mit grimmiger Befriedigung, dass sie nur den richtigen Augenblick abwarten muss, denn früher oder später erwischt sie dich sowieso. Daher kann sie es sich leisten, sorglos zu sein.
Kenyon stand da und blickte eine Weile auf die Überreste seiner Tochter und seines Bruders. Ich erwartete, dass er schreien, toben, klagen, weinen würde … egal was. Er musste einfach irgendeine Form von Reaktion zeigen. Aber da war nichts, einfach gar nichts. Stattdessen ging er wortlos zu seiner Tochter, nahm das Tuch, das am anderen Ende des Biobettes lag, und bedeckte sie damit. Dann ging er zu seinem Bruder und tat das Gleiche mit ihm. Währenddessenstellte sich nach und nach jeder in der Krankenstation hinter ihn. Niemand sprach. Was hätte man auch sagen können? »Mein Beileid, Captain«, so etwas? Wie konnte eine Beileidsbekundung auch nur annähernd der Tiefe des Schmerzes gerecht werden, die er in diesem Moment fühlen musste?
Sein Kommunikator piepste, und er berührte ihn.
»Brücke an Captain.«
Es war Müllers Stimme.
»Hier ist der Captain.« Ich konnte es nicht glauben. Seine Stimme klang fast geschwätzig.
»Sir … wir haben endlich eine Antwort auf unsere Kontaktaufnahme mit den Dufaux erhalten. Es ist eine Botschaft von Kradius.«
»Wirklich? Und was hat er uns zu sagen?« Er hätte genauso gut die technischen Aspekte einer Warpsignatur besprechen können, so emotionslos wirkte er bei seiner Unterredung mit Müller.
»Er sagt: Lasst euch das eine Lehre sein.«
»Ich verstehe. Mr. Takahashi …?«
Hashs Stimme erklang.
»Aye, Sir?«
»Hash … seien Sie so freundlich und arrangieren Sie die Lagerung zweier Leichen. Und machen Sie ein Treffen mit einem Frachtschiff aus, das auf dem Weg zur Erde ist. Müller, wenn es Ihnen nichts ausmacht, kontaktieren Sie doch bitte den Kenyon-Familienfriedhof. Informieren Sie die Angestellten darüber, dass wir zwei neue Kunden für sie haben. Danke.«
»Was? Capt…«
»Das war alles. Kenyon Ende.«
Uns allen war klar, dass er unter Schock stand. Verglichen mit dem, was er hier gerade tat, waren Vulkanier hysterische Nervenbündel. Er legte jeweils eine Hand auf die Laken, die nun seine Tochter und seinen Bruder bedeckten. »Ruht in Frieden«, war alles, was er sagte.
Dann drehte er sich um und ging mit dem gleichen selbstsicheren Gang wie immer davon. »Captain …«, sprach ich ihn an.
Er blinzelte überrascht. Er hatte tatsächlich vergessen, dass ich da war. »Ja, Calhoun?«
»Sie …« Jeder wartete darauf, dass ich etwas sagte, und ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Als ich an ihm hinuntersah, fiel mir etwas auf. »Sie haben Blut an Ihrer Hand.«
Ich deutete mit einem leichten Kopfnicken auf seine rechte Hand. »Muss passiert sein, als ich die Laken über sie gezogen habe.«
»Und auch auf Ihrem Kommunikator, Sir«, sagte ich. »Ist wohl passiert, als Sie Müller geantwortet haben.«
»Wirklich?« Er sah an sich hinunter. Dann entfernte er den Kommunikator
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