Star Trek - The Next Generation 6 - Leisner, W: Star Trek - The Next Generation 6
eigenes Betreiben hin entstanden war, kurz nachdem Data zum ersten Mal sein »Traumprogramm« entdeckt hatte. Die Vögel symbolisierten laut Datas Erklärung im Anschluss an seine zweite Vision seine neu entdeckte Fähigkeit, seine eigenen Grenzen zu durchbrechen und die höheren Aspekte seines Wesens zu erforschen. Picard nickte zufrieden, angesichts Geordis Wahl aus der Masse an Datas gesammelten Kunstwerken. Er konnte sich kein besseres Symbol für das Kommende in dieser Post-Borg-Ära vorstellen.
Auf einem Ständer zur Linken der Couch befand sich ein unübersehbar alter Gegenstand: ein Blutweingefäß der klingonischen Zweiten Dynastie, das ein Abbild von Kortar und Lunob beim Sieg über die Götter zeigte. Nur sehr wenige Stücke aus der Zweiten Dynastie hatten das Dunkle Zeitalter überstanden, und Picard bestaunte die außerordentliche Kunstfertigkeit des antiken Kriegers, der für dieses hier verantwortlich gewesen war.
Am rechten Ende der Couch schließlich lag unter einer weißen Karte mit den Worten »Für meinen Mann, in Liebe, Beverly« eine neue Shakespeare-Ausgabe – oder vielmehr eine alte. Es handelte sich um die Erstausgabe von
The New Britannia Complete Shakespeare
, erschienen 2054, ein Jahr nach dem Ende des Dritten Weltkriegs. Sanft streichelte Picard die spröde aber noch intakte Bindung. Er war froh, dass es stets Leute gab, denen das Bewahren eines Zeugnisses menschlichen Kulturschaffens am Herzen lag. Selbst auf dem Höhepunkt des postatomaren Schreckens und während der Völkermorde, wie sie Colonel Green noch im einundzwanzigsten Jahrhundert durchführte, war es der Menschheit gelungen, das Werk des großen englischen Dramatikers für die Nachwelt zu bewahren. Ein rotes Stofflesezeichen hing aus der Unterseite des Buchs heraus. Picard öffnete es und lachte, als er den Titel des Stückes las, das auf der markierten Seite begann:
Ende gut, alles gut
.
Er war gerade im Begriff, sich mit dem Barden auf seiner neuen Couch niederzulassen, als sich das Interkom meldete und Worfs Stimme verkündete:
»Captain, eine Nachricht kommt für Sie rein. Aus dem Büro der Präsidentin im Palais de la Concorde.«
Picards Augenbrauen kletterten in die Höhe. »Danke, Nummer Eins«, sagte er, während er sich fragte, aus welchem Grund die Präsidentin ihn kontaktieren mochte. Er legte das offene Buch vorsichtig auf den dazugehörigen Ständer. Dann ging er durch den Raum zu seinem Schreibtisch und aktivierte den anachronistisch aussehenden Computermonitor in der hinteren Ecke. Einige Augenblicke vergingen, während das Kommunikationssystem des Palais seine zusätzlichen Sicherheitsprotokolle startete, dann erschien das Bild Nanietta Baccos, die an ihrem eigenen Schreibtisch vor dem großen Panoramafenster ihres Büros saß, das die Champs-Élysées überblickte. Rechts hinter der Präsidentin stand Admiral Leonard James Akaar, der den Blick auf den Eiffelturm versperrte. Mit seinen beinahe zweieinhalb Metern ragte der neue Leiter der Sternenflotte hoch über der zarten, weißhaarigen Frau auf und wirkte dabei beinahe so eindrucksvoll wie Gustave Eiffels berühmtes Bauwerk. »Frau Präsidentin. Admiral«, begrüßte Picard die beiden.
»Captain Picard«
, sagte die Präsidentin und schenkte ihm ein kurzes, freundliches Lächeln. Sie wirkte deutlich entspannter als noch vor einer Woche, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, aber man sah ihr noch immer deutlich das Gewicht an, das durch ihr Amt auf ihren Schultern lastete.
»Ich habe gehört, dass Sie und die
Enterprise
bereit sind, wieder aufzubrechen. Ich hoffe, Sie haben zumindest einen Teil der kurzen Zeit, die sie hier auf der Erde verbringen konnten, genossen.«
»Das habe ich, Ma’am, danke«, erwiderte Picard verwundert.
»Und jetzt fragen Sie sich, warum ich mir die Mühe mache, Sie anzurufen, während Sie darauf warten, Ihre nächsten Befehle zu erhalten«
, unterbrach die Präsidentin seine Gedanken.
Picard deutete ein Lächeln an. »Ich gebe zu, dass mir diese Frage gekommen ist, Frau Präsidentin.«
Bacco warf einen kurzen Blick über ihre Schulter zu Akaar, der hinter ihr vollkommen reglos und stumm blieb.
»Ich nehme an, Sie haben die Ansprache gehört, die ich nach dem ... Verschwinden der Borg gehalten habe.«
Picard nickte. »Ja, Ma’am.«
»Und Sie werden sich erinnern, dass ich in dieser Rede ganz besonders darauf hinwies, dass ungeachtet des Schlages, den wir erhalten haben, die Sternenflotte ihre Mission der friedlichen
Weitere Kostenlose Bücher