Star Trek - The Next Generation 6 - Leisner, W: Star Trek - The Next Generation 6
Cochrane High School aus konnte er die Skyline von Mogadischu im Südosten und – dank seiner kybernetischen Augenimplantate – den Indischen Ozean dahinter erkennen. Altmodische Segelboote trieben träge auf den blauen Wellen, die gegen die makellosen weißen Strände entlang der somalischen Küste schlugen. Man konnte sich schwer vorstellen, dass die Stadt in den Jahren zwischen dem Zweiten und dem Dritten Weltkrieg weitgehend zerstört und rivalisierenden Milizen überlassen worden war. Im späten zweiundzwanzigsten Jahrhundert hatte die uralte Hafenstadt eine neue Blütezeit erlebt und war unter Aufbietung modernster architektonischer Errungenschaften auf eine Weise wiederaufgebaut worden, die ihrer langen Geschichte als Handelszentrum Rechnung trug. Sie mochte kein zweites Paris oder San Francisco sein, aber ansonsten stand sie in ihrer Reinheit und Schönheit keiner anderen Stadt auf dieser paradiesischen Welt namens Erde nach.
Auf dem Spielfeld standen die Cochrane Flyers ihren Rivalen vom anderen Ende der Stadt, den Mogadischu Central High Scorpions, gegenüber. Die Schulkapelle spielte, und überall um Geordi herum feuerten die anderen Zuschauer die Spieler an oder unterhielten sich untereinander über Alltägliches. Auf einmal sprang die ganze Menge auf und brach in lautstarken Jubel aus. Geordi erhob sich eine Sekunde später und sah, dass die Flyers etwas feierten, das ein eindrucksvolles Tor gewesen sein musste.
»Wenn das meine Tochter war, die da ein Tor erzielt hat, und du dafür gesorgt hast, dass ich es verpasse, Geordi, dann bist du wirklich dran ...«
La Forge drehte sich um und sah seine Schwester Ariana, die die Stufen der Tribüne hinaufstieg und ihm entgegenkam, in jeder Hand einen Getränkebecher und auf dem Gesicht ein kritisches Stirnrunzeln. Sein Blick huschte zum Spielfeld, und er bemerkte, dass seine Nichte Nadifa im Mittelpunkt des Jubels zu stehen schien. Sie strahlte und winkte, als sie ihre Mutter und ihren Onkel in den Reihen ausmachte.
Kleinlaut winkte Geordi zurück, dann nahm er seiner Schwester einen der Becher ab. Wo zur Hölle war er während des Tors mit seinen Gedanken gewesen? »Es tut mir leid, Riana«, sagte er.
Ariana schenkte ihm einen Blick, der auf unheimliche Weise dem ihrer Mutter glich, den sie immer dann aufgesetzt hatte, wenn ihre Geduld wieder einmal allzu arg von einem der Kinder strapaziert worden war. Mit ihrer nun freien Hand gab sie ihrem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf – spielerisch, aber doch ein wenig stärker als nötig. »Das nächste Mal holst du die Getränke.«
»Hey, ich habe es angeboten«, verteidigte sich Geordi, als er sich setzte und einen Schluck nahm. »Igitt ... Ich hätte darauf bestehen sollen«, stellte er fest, während sich seine Miene angesichts des sauren Gebräus verzog.
»Was? Ich dachte, du liebst
Isbarmuunto
«, sagte sie.
»Das soll
Isbarmuunto
sein? Schmeckt eher wie purer Zitronensaft auf Eis.«
»Die Sternenflotte hat dich wirklich verweichlicht. Hat dich ...«
Unvermittelt fuhr Geordis Kopf herum, die Kiefer zusammengepresst. Ariana hielt inne und ihr schelmisches Lächeln verschwand. Einige Sekunden lang starrten sie sich einfach nur an, während das Spiel auf dem Feld weiterging.
»Ich sollte das anders formulieren«, meinte Ariana schließlich.
Ohne auf ihre Worte einzugehen, sagte Geordi: »Ich werde mir mal ein bisschen die Beine vertreten.«
»Ich begleite dich.«
»Nein, bleib.« Er stand auf und schickte sich an, die Treppen der Zuschauertribüne hinunterzusteigen. »Du könntest ein weiteres wichtiges Tor oder irgendetwas anderes von ähnlicher Bedeutung verpassen.« Ziellos begann er, sich von dem Sportfeld zu entfernen.
»Geordi!«
Ohne auf seine Schwester zu achten, bewegte sich Geordi in die ungefähre Richtung des Schulgebäudes und nahm dabei einen weiteren Schluck zu sich. Eine Gruppe Jugendlicher hatte sich auf den Stufen der Bibliothek versammelt, schwatzte, kicherte und benahm sich genau so, wie Geordi es vor einem halben Leben selbst getan hatte.
»Geordi!«
Er wusste, dass er mehr Drama aus einem zweifellos gedankenlosen Kommentar machte, als er es eigentlich sollte. Auf der anderen Seite reichte Arianas uneinsichtige Verachtung der Sternenflotte bereits bis in die Zeit zurück, als sie in Nadifas Alter gewesen war. Sie hasste es, dass ihre Eltern, während Geordi und sie aufgewachsen waren, so wenig Zeit für ein gemeinsames Familienleben gehabt hatten. Ihre ganze Kindheit
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