Star Trek - the next Generation: Kristallwelt 1
in einen Sessel und ließ den Kopf hängen. LaForge sah über Datas Schulter auf die Anzeigen der Funktionsstation. Nur Counselor Troi beobachtete das Geschehen ohne irgendeine Reaktion.
Die Warpgondeln der Summit explodierten und Plasmawolken breiteten sich aus. Eine Sekunde später platzte das Schiff auseinander und verwandelte sich in silbriges Konfetti. Nicht einmal die Trümmer entkamen dem hungrigen Maul des Risses. Die Anomalie verschlang sie und wenige Augenblicke später war das All wieder leer.
»Das Schiff ist vernichtet«, meldete Data ruhig. »Niemand hat überlebt.«
»Warum hat man nicht auf uns gehört?«, murmelte Riker.
Der Captain schnitt eine finstere Miene. »Weil wir zu Starfleet gehören und immer danach trachten, Unmögliches zu vollbringen. Wenn ein anderes Schiff hier festsäße, hätten wir vermutlich versucht, es zu retten.«
»Bestimmt hatten sie einen Plan«, sagte LaForge. Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass Pläne kaum mehr funktionierten, seit sie die Kristallwelt erreicht hatten. Hier konnten sie sich nur auf ein unveränderliches Gesetz des Universums verlassen: Alle biologischen Geschöpfe sterben, früher oder später.
Barclay hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube. Er wollte einige mitfühlende, tiefsinnige Worte formulieren, doch seine rhetorischen Fähigkeiten ließen selbst unter den besten Umständen zu wünschen übrig, und in diesem Fall waren die Umstände denkbar schlecht. Er bedauerte, dass Melora nicht zugegen war; diesmal hätte er ihren Trost gut gebrauchen können.
Reg bemerkte, dass Data auch weiterhin die Kontrollen der Funktionsstation bediente, obwohl ansonsten nichts auf der Brücke geschah. Langsam näherte er sich dem Androiden.
»W-womit sind Sie beschäftigt?«, fragte er.
»Ich nehme eine Sensorsondierung vor und gewinne zusätzliche Daten für meine Berechnungen«, antwortete Data. Seine Finger huschten über die Schaltflächen und die Daten scrollten so schnell durch die Displays, dass Reg keine Einzelheiten erkennen konnte. Er wich zurück und stellte fest: Picard und alle anderen warteten darauf, dass Data seine Analysen beendete.
Nach einigen weiteren Sekunden drehte sich der Androide um. »Captain, ich muss leider darauf hinweisen, dass die Situation noch kritischer ist, als ich bisher annahm.«
Picard versteifte sich unwillkürlich. »Ich höre.«
»Wenn die Thoron-Strahlung weiterhin so steigt wie bisher, wird sie in etwa acht Tagen fast das ganze Leben der Kristallwelt auslöschen. Es würde auch den Tod der Crew bedeuten.«
Barclays Mund klappte auf und Riker pfiff leise. Captain Picard versuchte, den Rücken gerade zu halten, aber die Schultern sanken ein wenig nach unten. Crusher und LaForge gingen zum Turbolift, um in ihren jeweiligen Abteilungen nach einer Lösung zu suchen. Nur Counselor Troi nahm die schlechte Nachricht mit einer unnatürlichen Ruhe hin, die fast Resignation gleichkam. Neugierig blickte sie zu den Sternen auf dem großen Wandschirm, so als suchte sie in der unendlichen Weite des Alls nach einer Antwort.
Nach all den Dingen, die sie an diesem Tag gesehen und erlebt hatten, lag der Gedanke an den Tod nicht mehr so fern. Aber niemand von ihnen hatte geahnt, dass ihnen nur noch so wenig Zeit blieb.
»Acht Tage«, wiederholte Reg leise. »Das ist ein Tag mehr, als angeblich die Schöpfung von Himmel und Erde gedauert hat.«
»Es ist viel leichter zu zerstören als zu erschaffen«, erwiderte Captain Picard ernst. »Eines steht fest: Für Diplomatie haben wir jetzt keine Zeit mehr. Mr. Barclay, sind Sie bereit, zum Planeten zurückzukehren?«
Reg nahm Haltung an. »Ja, Sir.«
»Counselor Troi, geht es Ihnen gut genug, um sich der Einsatzgruppe anzuschließen?«
»Ja, Sir«, sagte Deanna und sah noch immer zu den Sternen auf dem Wandschirm. »Die Kristallwelt lebt seit Jahrmillionen von geliehener Zeit und jedes Darlehen muss einmal zurückgezahlt werden.«
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John Vornholt: Kristallwelt 2 (06/5775)
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