Star Trek - Titan 01 - Eine neue Ära
wusste, war die Titan das einzige Sternenflottenschiff, das diese experimentelle Technologie besaß.
Jaza unterbrach ihre Gedanken, indem er auf mehrere verschiedenfarbige Grafiken zeigte, die über den an der Wand hängenden Monitor liefen. »Bis jetzt haben wir keine Schiffe gefunden, die nicht zu unserem Konvoi gehören. Wir stoßen hauptsächlich auf Staub, Felsen und Eispartikel, die Größen schwanken zwischen mikroskopisch klein und dem Umfang Ihres Kopfes. Kein großer Unterschied zu dem Treibgut, das jedesmal im Denorios-Gürtel auftaucht, wenn der Himmlische Tempel ein Bäuerchen macht.«
Jazas beiläufige Bemerkung über die Heimstatt der Götter seines Volkes erinnerte Vale vorübergehend daran, dass er ein Anhänger des bajoranischen Glaubens war. Nicht, dass es nicht offensichtlich gewesen wäre – er trug an seinem rechten Ohr den traditionellen bajoranischen Ohrring –, doch da sie selbst nicht besonders religiös war, hielt sie sich nicht allzulang mit solchen Dingen auf.
»Nur dass dieses Treibgut ein kleines bisschen, ähm, heiliger ist«, stichelte Vale.
Jaza zuckte mit den Schultern. »Treibgut ist Treibgut. Ist doch egal, ob es die Propheten aus ihrem Tempel gefegt oder ob Sonnenwinde es von einem Asteroiden abgetragen haben. Oder wurde der Inhalt der Abfalleimer in menschlichen Kirchen, Moscheen oder Tempeln von irgendwelchen terranischen oder izarianischen Gottheiten berührt?«
»Ich hab nicht besonders viel übrig für Götter oder Göttinnen«, sagte Vale. Sie war sich nicht sicher, warum sie das gerade hier auf der Brücke zugab. Doch durch Jazas gelassene Präsenz fühlte sie sich absolut wohl.
»Verständlich«, sagte er nickend. »Viele Wissenschaftler empfinden so.« Er legte die Hände auf sein Herz. »Ich versuche stattdessen, meinen Glauben in die Wissenschaft mit meinem Glauben an die Propheten zu kombinieren. Die Wahrheit ist die Wahrheit, ob nun spirituell oder wissenschaftlich. Solange ich die Wahrheit in jedem Bereich sehe, werde ich wachsen und mich entwickeln, so wie das Universum.«
Vale lächelte. Seine Aufrichtigkeit hatte sie berührt. Wie zenmäßig er ist , dachte sie. Von attraktiv und alleinstehend mal ganz zu schweigen. Vielleicht könnte sie, wenn sie mal nicht mit einer dringenden Mission beschäftigt waren, es irgendwie einrichten, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. An ihre letzte Verabredung konnte sie sich nicht mal mehr erinnern.
Sie verscheuchte die Gedanken. Jaza war nicht nur ein Kollege – er war ein Untergebener. Sich mit ihm zu verabreden wäre deshalb vollkommen unangemessen.
So unangemessen wie ihn zu heiraten? , fragte eine verdrossene Stimme in ihrem Kopf – die gleiche Stimme, die ihre ursprünglichen Einwände gegen Captain Rikers Entscheidung aufgebracht hatten, seine Ehefrau zu einem Mitglied seines Beraterstabs zu machen.
Dann bemerkte sie, dass Jaza sie neugierig ansah. Hatte er etwa die gleichen Gedanken gehabt?
Bevor der peinliche Moment des Schweigens noch länger dauern konnte, gab der Computer eine Reihe von abgehackten Pieptönen von sich. Auf Jazas Monitor erschienen neue Textblöcke und Grafiken.
»Hm, das ist komisch«, sagte er, als er mit gerunzelter Stirn die eintreffenden Daten untersuchte. »Unsere Langstreckensensoren empfangen irgendeine Art Raumanomalie. Sie scheint sich im romulanischen Gebiet zu befinden, mit höchster Warpgeschwindigkeit nur ein paar Stunden von Romulus entfernt.«
»Was für eine Raumanomalie?«, fragte Vale und widerstand dem Drang, sofort den Kommunikator an ihrer Brust zu aktivieren und den Captain auf die Brücke zu rufen. Als Sicherheitschef auf der Enterprise hätte sie keine Sekunde gezögert, diesen Schritt zu tun. Aber jetzt hatte sie in Rikers Abwesenheit das Kommando inne, und außerdem war er wahrscheinlich sowieso schon auf dem Weg, um sich mit der frisch eingetroffenen Alphaschicht zum Dienst zu melden. »Wir erhalten von überall Messwerte«, sagte Jaza. »Ich empfange räumliche und gravimetrische Verzerrungen. Außerdem unregelmäßige Hinweise auf Duranium, Tritanium und Polyduranium.«
Vale versteifte sich. »Hüllenmaterial. Schiffstrümmer?«
»Möglich.« Jaza zuckte mit den Schultern. »Da ist im Moment einfach zu viel Raumverzerrung, um es mit Sicherheit sagen zu können. Ich werde versuchen, die Auflösung des Sensornetzes zu erhöhen, aber ich bin nicht sicher, wie viel mehr ich da rausholen kann. Zu schade, dass die Anomalie nicht auf unserem direkten Weg liegt.«
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