Star Trek - Titan 01 - Eine neue Ära
überlegte kurz, ob die Figuren in den antiken Geschichten vom Fal-tor-pan – der Wiedervereinigung der unsterblichen Katra eines Vulkaniers mit ihrem immer noch lebenden Körper – etwas ähnliches erlebt hatten. Obwohl über Botschafter Spock gemunkelt wurde, dass er sich einer solchen Wiedervereinigung bereits unterzogen haben sollte, hatte es Tuvok nie so recht glauben können.
Während er allmählich zu sich selbst zurücktrieb, begann Tuvok, das Bewusstsein für seinen physischen Körper zurückzuerlangen. Er bemerkte mit einigem Unbehagen, dass er an den Füßen gezogen wurde, und dass ihm der grobe Steinboden durch die Lumpen, die seinen ausgemergelten Körper einhüllten, seinen Rücken aufriss. Er fühlte einen brennenden Schmerz in seiner Nase, seinem Mund und seinen Augen, und begriff, dass ihn seine Bewacher mit etwas Ätzendem angesprüht haben mussten, wahrscheinlich um sicherzustellen, dass er wirklich so tot war wie er ausgesehen hatte. Er war sorgsam darauf bedacht, nicht auf den Geruch oder die Schmerzen zu reagieren, seinen Atem flach zu halten und dafür zu sorgen, dass sein Gesichtsausdruck weiterhin so leblos wie im Heilschlaf wirkte.
» Dii Pangaere tohr ve reh nubereae «, hörte er einen der romulanischen Wärter zu einem anderem sagen und verspürte Stolz, dass er trotz ihrer Erwartungen überlebt hatte.
Die Wachen hörten plötzlich auf, ihn zu schleifen und Tuvok hörte, wie einer von ihnen einen Befehl knurrte. » Aihr Arrain Vextan. Abrai na iaaeru! «
Als wenn die knirschenden, mechanischen Geräusche der Gefängnistore nicht schon Hinweis genug gewesen wären, dass sie die äußeren Pforten erreicht hatten, fühlte Tuvok nun, wie der Boden unter ihm erzitterte, während die großen Sperren geöffnet wurden. Sekunden später wurde er in den Bereich hinter den Toren geschleift. Hier war der Boden glatter und die Luft kühler und frischer. Obwohl seine Augen geschlossen blieben, konnte er eine beträchtliche Steigerung der Beleuchtung spüren.
Nachdem die Wachen ihn etwa zwanzig Schritte weitergezerrt hatten, fühlte Tuvok, wie sie ihn losließen. Er ließ sich schlaff zu Boden fallen. Einer seiner Peiniger trat ihm gegen die Rippen und rollte ihn damit recht unsanft auf die Seite. Tuvok, der den Schmerz an sich vorbeiziehen ließ, öffnete vorsichtig sein rechtes Auge, das, welches näher an dem glatten weißen Boden war, und sah die Stiefel von vier uniformierten Gefängniswärtern. Daraus und aus der Position der Stimmen, die er vor und hinter sich hören konnte, folgerte er schnell, dass im Ganzen fünf andere Personen mit ihm in dem Raum waren. Einer von ihnen stand hinter ihm, außerhalb seiner Sicht.
Er wartete geduldig, bewegungslos wie eine Leiche, während die Wachen über ihre gelegentlichen beiläufigen Misshandlungen der remanischen Gefangenen lachten und prahlten, und über die Demütigungen mutmaßten, die der romulanische Bauer erlitten haben musste, während er mit ihnen eingesperrt gewesen war. Einer von ihnen überlegte laut, woran genau der Bauer gestorben sein mochte, und ein anderer sagte, dass er schnell mal einen Scan durchführen würde, um es herauszufinden.
Tuvok, der wusste, dass die Zeit des »sich bedeckt Haltens« gerade zu Ende gegangen war, sammelte Energie und fokussierte seinen Geist so gut er nur konnte. Einen Moment, nachdem die Wachen seinen Körper wieder auf den Rücken gedreht hatten, öffnete Tuvok seine Augen. Aus Notwendigkeit wich die Friedfertigkeit Suraks dem uralten Überlebensinstinkt, Jahrzehnten taktischen Sondertrainings und einem nicht geringen Maß an Wut auf seine Peiniger.
Bevor der Wärter reagieren konnte, stieß Tuvok seine rechte Handfläche hoch und gegen die Brust des Mannes. Der Romulaner war tot, bevor er einen Laut von sich geben konnte. Seine Augen traten in stummer Überraschung hervor.
Tuvok hörte die anderen mit Schrecken und Entsetzen reagierten, aber er war schon wieder in Bewegung, seine Aufmerksamkeit fest auf seine unerbittliche Aufgabe gerichtet. Augenblicklich nahm er den Raum um ihn herum auf, sah, dass sich drei Männer auf einer Seite gruppiert hatten und ein weiterer hinter ihm, was er ja bereits vermutet hatte. Er schleuderte den gewetzten Stein, den er in seiner »toten« linken Hand umklammert gehalten hatte, nach dem einzelnen Wärter hinter ihm und zielte auf seine Stirn.
Einer der drei anderen brachte sein Gewehr in Anschlag, doch Tuvok hatte sich schon weiterbewegt und riss den beiden
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