Star Trek - Titan 02 - Der rote König
Absichtlich errichtete Mauern versperrten ihm den Weg. Tuvoks Wille
brach direkt durch sie hindurch, obwohl er wusste, dass der ungemein
verschlossene Akaar dieses Eindringen nicht gutheißen würde. Doch Tuvok war das
egal, er würde nicht zulassen, dass Akaar starb, wenn er es irgendwie
verhindern konnte.
Tuvoks
Wille begegnete dem von Akaar, der sich im Zentrum eines Wirbelsturms aus Ehre,
Liebe und Loyalität befand. Da begriff Tuvok, warum der bevorstehende Tod
seines Freundes keine körperlichen Spuren hinterlassen hatte: Er war die Folge
einer Art von selbstverursachtem Biofeedback. Ein ritueller psionischer
Selbstmord?
Außerdem
sah er, dass die Nähe des Todes Akaars gewohnte wilde Entschlossenheit, seine
Entscheidungen auszuführen, abgestumpft hatte. Sein schwindendes Bewusstsein
trieb ziellos in einer Abwärtsspirale des Vergessens. Deshalb war Akaar nicht
in der Lage, Tuvok etwas entgegenzusetzen, als dieser seinen Geist ausstreckte,
Akaar ergriff und ihn zurückriss aus dem Abgrund, so wie man etwa einen
Ertrinkenden aus der Östlichen See ziehen würde.
Die
Gedankenverschmelzung löste sich plötzlich und Tuvok fand sich auf dem harten Boden
unter Akaars Zelt liegend wieder. Er drehte seinen Kopf und sah, dass Akaar
neben ihm lag, vollkommen leblos.
Versagt. Ich habe versagt,
meinen Freund zu retten. Und er hat sich wegen mir umgebracht.
Trotz
allem vulkanischen Training und jedem Jota an Energie, das er darauf verwendet
hatte, seine Emotionen einzuschließen, überwältigte es Tuvok. Seinem Gebrüll
zum Himmel folgten Tränen des Schocks, der Schande und des Verlusts.
Dann kam
die Wut.
Tuvok
wendete sich von Akaars Leiche ab, erhob sich und verließ das Zelt.
Ein
weiteres Schluchzen kam ungebeten über seine Lippen und der Verlust floss seine
Wangen herab. Doch während seine Qual über die öde Landschaft hallte, hörte er
etwas hinter sich.
Ein
Husten.
Dann ein
weiteres.
Er
wirbelte herum, öffnete Akaars Zelt und sah, wie sich sein totgeglaubter Freund
mit zittrigen und vorsichtigen Bewegungen an den Hals griff.
Tuvok
kniete sich neben ihn; seine Trauer hatte sich in ein Lächeln verwandelt, das
er auf seinem eigenen Gesicht niemals erwartet hätte.
»Leonard?«
Langsam
öffnete Akaar seine Augen. Sie waren blutunterlaufen und das ließ seinen Blick
seltsam rot aussehen.
Minuten
später – oder waren es Stunden? – sprach Akaar endlich.
»Warum
haben Sie mich aufgehalten?« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
»Weil es
für Sie noch nicht an der Zeit war, zu sterben«, sagte Tuvok.
»Ich
hatte entschieden, dass es soweit war.«
»Sie
hatten Unrecht«, sagte Tuvok. »Man wird uns finden. Wir werden gerettet. Wir
werden noch viele Jahre haben, um unsere Freundschaft fortzusetzen.«
Akaar
starrte ihn schweigend an, blinzelte dann einmal, ein zweites und ein drittes
Mal.
» Nein«,
sagte er schließlich. »Sie haben das W'lash'nogot unterbrochen. Sie
haben mich entehrt. Sie haben unsere Freundschaft verraten. «
Akaar
wandte sich von Tuvok ab. Der Vulkanier saß ruhig da, unfähig zu antworten.
Obwohl
er es wollte, würde Tuvok den nächsten Tag nicht von Akaars Seite weichen. Ganz
gleich, was die Folgen für ihre Freundschaft oder ihn selber wären, er würde
seinen Captain nicht sterben lassen.
Kurz
darauf landete ein Shuttle der Wyoming auf dem Planetoiden. Die Rettung war
da. Endlich.
Doch an
Bord des Shuttles und später in der Krankenstation der Wyoming konnte Tuvok
spüren, wie die Kluft zwischen ihm und Akaar immer größer wurde. Der Captain
sprach nur mit ihm, wenn es die Pflicht verlangte.
Eine
Woche später, während einer Inspektion des Schiffes auf einer Sternenbasis,
erfuhr Tuvok, dass er kurzerhand von der Wyoming versetzt wurde. Seine Wege hatten
sich in den nächsten drei Jahrzehnten nicht wieder mit denen von Akaar
gekreuzt.
Bis die Titan sie wieder
zusammengebracht hatte.
Kapitel 5
Imperialer Warbird
Valdore, Sternzeit 57023,5
Donatra hörte die
Stimme, wenn auch nur schwach, als ob sie aus beträchtlicher Entfernung kommen
würde. Sie fühlte sich, als ob sie auf dem Grund eines Sees schweben würde,
ihre Augen in eine schwere Decke aus Dunkelheit gehüllt.
Tod , dachte sie. Das ist
der Tod, der endlich gekommen ist, um mich zu holen.
Doch das
Feuer in ihrer Seite, das trotzige Überbleibsel der Wunden, die sie während
ihres vor kurzem stattgefundenen Kampfes gegen den verhassten unrechtmäßigen
Praetor Tal'Aura davongetragen
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