Star Trek - Titan 05 - Stürmische See
Weg aus ihrem Bauch heraustreten wollte. »Sie verstehen nicht, wieso Sie immer noch Holodeck-Gefechtsübungen mit den Borg durchführen.«
Auf dem Sessel ihr gegenüber saß Tuvok in seiner gewohnt aufrechten Haltung und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Mir war nicht bewusst, dass die taktischen Trainingsvorgänge in Ihren Bereich fallen, Counselor.«
»Ich bin mehr daran interessiert, zu verstehen, warum Sie mit Ihren Leuten immer noch den Kampf gegen die Borg trainieren. Es gibt keine Borg mehr.«
»Ich halte es für wichtig, das Sicherheitspersonal gegen jede Gefährdung zu wappnen. Die Borg sind die beeindruckendste, anpassungsfähigste Bedrohung, der sich die Sternenflotte jemals gegenübersah, und daher sind sie ein hervorragender virtueller Trainingsgegner.«
»Wenn man sie schlagen kann, kann man jeden schlagen.«
»Salopp gesagt, aber es kommt dem Prinzip recht nahe.« Er verharrte kurz. »Außerdem … sind wir schon Borg-Gruppen begegnet, die vom Kollektiv abgeschnitten waren. Wir wissen nicht, ob all diese Gruppen von der Caeliar-Transformation erfasst worden sind. Wir können die Möglichkeit niemals ganz ausschließen, dass einige Aspekte der Borg in Zukunft wieder aufleben könnten. Oder dass wir einer weiteren Cyborg-Rasse begegnen, die sich ähnlich entwickelt hat.«
»Aber das sind doch eher unwahrscheinliche Ereignisse, oder nicht?«
»Ein kilometerbreiter Asteroid, der einen Planeten nur elf Tage nach unserer Ankunft treffen wird, ist ebenso unwahrscheinlich, Counselor, selbst in einem System, in dem es so viele Asteroiden gibt wie in diesem hier. Und dennoch hat die
Titan
momentan mit einem solchen Vorkommnis zu tun. Das Unwahrscheinliche kommt vor.«
»Das ist wahr.« Deanna überdachte ihre Worte. »Aber wenn Sie sie auf alles vorbereiten wollen, würde das nicht eine große Auswahl an verschiedenen Trainingseinheiten beinhalten? Gibt es einen Grund, warum Sie die Borg-Simulation so oft einsetzen?«
Tuvok seufzte. »Sie wollen mir die Aussage entlocken, dass ich eine Form der symbolischen Rache an den Borg für Elieths Tod ausübe. Ich würde darauf hinweisen, dass ich nicht das einzige Mitglied dieser Besatzung bin, das Familie, Freunde oder Kollegen an das Kollektiv verloren hat. Ich glaube, dass die Simulationen für viele Mitarbeiter eine kathartische Wirkung haben können.«
»Interessant«, sagte Deanna – und das Wort war nicht bloß das übliche, sinnentleerte »Interessant«, das Therapeuten benutzten, um unterstützend zu klingen. Es war tatsächlich interessant, dass Tuvok inzwischen in der Lage war, mit Emotionen zu arbeiten, statt sie zu unterdrücken. Dass er sie als Faktor in seine Trainingsentscheidungen einbeziehen würde und dass er empathisch genug sein konnte, um seinen Untergebenen eine solche Katharsis zu ermöglichen. Dennoch … »Das mag schon sein. Aber viele Mitglieder dieser Besatzung haben im Zuge der Invasion posttraumatischen Stress erlitten. Ihre Borg-Simulationen rufen bei einigen Albträume hervor.«
Sie wollte aufstehen und herumgehen, um die Gesprächspause zu überbrücken und ihre Gedanken zu sammeln – verdammt, um ihren eingeschlafenen Hintern wieder mit Blut zu versorgen. Aber aufzustehen, wäre eine solch zeitaufwändige Aktion, dass sie die Unterhaltung scheitern lassen würde. »Tuvok, ich finde, dass es den Zorn nicht mildert, wenn man ihm nachgibt – meistens wird er dadurch nur noch größer. Wenn Sie – wenn Ihre Mitarbeiter immer und immer wieder ihre Wut auf die Borg durchleben müssen, wird das ihrer geistigen Heilung schaden.«
Er sah sie mit seinem sachlichen Blick an. »Und damit meinen Sie auch meine geistige Heilung.«
»Ja. Und man sollte beide nicht außer Acht lassen.«
Eine Zeit lang überdachte der Vulkanier ihre Worte. »Vielleicht habe ich … meine eigenen Bedürfnisse zu stark auf meine Mitarbeiter übertragen. Ich werde mich bemühen, mein Training so zu überarbeiten, dass es ihren Bedürfnissen besser entspricht.«
»Ich bin sicher, dass sie das zu schätzen wissen werden.«
Er sah sie mit einem Blick an, den sie inzwischen als amüsiert erkannte. »Sie haben offensichtlich nie bei mir trainiert.«
Aber der Moment ging vorüber, und schon bald spürte sie wieder das Gewicht seiner Trauer und seiner Bitterkeit. »Aber was ich in meinen privaten Trainingsstunden als Simulation auswähle … geht nur mich etwas an, Counselor. Vielleicht bin ich einfach … noch nicht bereit, loszulassen.«
Unbewusst
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