Star Trek TNG - Doppelhelix 04 - Quarantäne
immer falsch eingeschätzt.«
Sie setzte dazu an, zu protestieren, doch Riker sprach weiter, solange er die Gelegenheit dazu hatte. »Sie denken, dass ich hinter Ihrem Job her bin, und das wäre früher vielleicht sogar wahr gewesen. Aber ich habe eine Erfahrung gemacht, die Sie nicht mal ansatzweise verstehen würden. Mir wurden acht Jahre meines Lebens und meiner Karriere gestohlen – und jemand anderem gegeben. Sie halten mich für eine Bedrohung. Andere behandeln mich wie einen Betrüger. Ich bin für alle eine Kuriosität. Mal ehrlich, meine Chancen, in der Kommandostruktur aufzusteigen, sind nicht gerade groß.
Ich muss etwas anderes tun, etwas, das mir dabei helfen wird, meine eigenen Probleme zu vergessen. Wenn es mir gelingt, anderen zu helfen, kann ich mir vielleicht auch selbst helfen. In der Medizin habe ich die Chance, neu anzufangen, ohne die Sternenflotte verlassen zu müssen.«
Crandalls Gesichtsausdruck milderte sich ein wenig, und zum ersten Mal in fast zwei Jahren sah sie ihn verständnisvoll an. »Sie haben viel zu viel Erfahrung, um Pfleger in der Krankenstation zu werden, aber ich habe eine ähnliche Aufgabe für Sie. Auch wenn sie in erster Linie medizinisch ist, erfordert sie ebenfalls Kommandofähigkeiten.«
Riker lehnte sich vor. »Ich bin ganz Ohr.«
»Zusätzlich zu unserem Patrouillendienst sollen wir medizinische Teams und Lieferungen zu den Beobachtungsposten entlang der EMZ bringen. Einige davon wimmeln geradezu von Flüchtlingen. Der Captain denkt, dass es effizienter ist, statt der
Gandhi
ein Shuttle diese Flüge erledigen zu lassen. Also brauchen wir einen medizinischen Kurier. Sie würden eine zweiköpfige Besatzung leiten, die aus Ihnen selbst und dem Kopiloten besteht.«
Riker lächelte dankbar. »Tja, wir müssen alle klein anfangen. Ich nehme den Posten an, Commander. Kann ich Lieutenant Youssef haben?«
»Unseren erfahrensten Piloten?«, fragte Crandall und sträubte sich bei der bloßen Vorstellung. »Auf keinen Fall. Wir haben eine neue Pilotin an Bord, Ensign Shelzane – Sie können ihr zeigen, wie es hier läuft.«
Riker nickte. »Vielen Dank, Commander. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
»Das hoffe ich doch. Sie starten um sechzehnhundert zum Außenposten Sierra III. Melden Sie sich in der Hauptshuttlerampe.« Emma Crandall wandte sich zum Gehen, drehte sich an der Tür aber noch mal mit einem kleinen Lächeln zu ihm um. »Von mir aus können Sie eine blaue medizinische Uniform statt der roten tragen. Irgendwie beneide ich Sie ein wenig, Lieutenant. Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, ebenfalls beruflich etwas zu verändern.«
»Sie werden sicher schon bald zum Captain befördert«, versicherte ihr Riker. »Seien Sie einfach geduldig.«
Emma Crandall versteifte sich und setzte ihr Kommandogesicht wieder auf. »Noch eine Sache: Vermeiden Sie Diskussionen über den Maquis. Ich gebe zu, dass ich an Ihnen ein Exempel statuiert habe, damit das Gerede nicht aus dem Ruder läuft. Es tut mir leid, aber es war nötig. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, der Maquis ist bis auf Weiteres der Feind.«
»Ja, Sir«, antwortete Riker. Er hatte bis vor Kurzem weder mit dem Maquis sympathisiert noch überhaupt viel über ihn nachgedacht, bis plötzlich jeder angenommen hatte, er sei ein Sympathisant. Diese repressive Atmosphäre war ein weiterer guter Grund, von der
Gandhi
herunterzukommen.
»Ich werde mich vom Maquis fernhalten«, versprach Lieutenant Riker.
Mein erstes Kommando
, dachte Riker wehmütig, während er das gedrungene, kastenförmige Gefährt begutachtete, das einfach als
Shuttle 3
bekannt war. Es war ein Typ-8-Personalshuttle, das maximal zehn Personen einschließlich der Besatzung auf sehr begrenztem Raum Platz bot.
Shuttle 3
hatte einen Warpantrieb und einen Transporter, aber keine Waffensysteme. Dem Ladungsverzeichnis zufolge würden sie sechs Mitglieder des medizinischen Teams transportieren, also mit Besatzung acht Personen sein. Was ihm Sorgen bereitete, waren all die Kisten mit medizinischen Vorräten und Ausstattung, die die Arbeiter in der Shuttlerampe in das kleine Gefährt stopften. Mit all dem Gewicht an Bord befürchtete er, dass es in der Atmosphäre eines Planeten schwer zu lenken sein würde.
Als er um den Bug des Shuttles herumging, warf er einen Blick auf sein Spiegelbild in der Frontscheibe. Er wirkte in der blauschwarzen Uniform recht schneidig. Sie bezeichnete seinen Wechsel in den medizinischen Bereich. Ein neues Schiff, eine neue
Weitere Kostenlose Bücher