Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
Tat«, erwiderte er einfach.
Der Commander schmunzelte. In dieser Aussage lag keinerlei Angeberei, sie war das bloße Verkünden einer Tatsache.
Spontan beugte er sich vor. »Ich würde gerne Ihre Meinung zu etwas wissen, Tuvok. Das heißt, falls Ihnen das recht ist.«
Der Vulkanier nickte leicht. »Sicherlich.«
»Ich hasse es, von Beverly getrennt zu sein«, begann Crusher. »Ich meine, ich hasse es
wirklich
. Und Wes … verdammt auch, er wächst praktisch ohne mich auf. Ich habe diese Albträume, in denen ich nach Hause komme und erst dann bemerke, dass er gerade den Abschluss an der Akademie gemacht hat, während ich eine tscherkessische Plüschkatze halte und wie ein Idiot aussehe.«
Tuvoks Miene blieb teilnahmslos.
»Wie auch immer«, fuhr der Commander fort, »ich hatte eine Idee, wie man Besatzungsmitgliedern mit Familien entgegenkommen könnte.«
Die Stirn des Vulkaniers legte sich fast unmerklich in Falten. »Erklären Sie.«
Crusher zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, vielleicht könnten wir sie mitnehmen.«
Was auch immer an Offenheit in Tuvoks Miene gewesen sein mochte verschwand.
»Stellen Sie sich den psychologischen Vorteil für die Mannschaft vor«, erklärte der Commander weiter. »Wir könnten an Bord ein Leben führen, anstatt nur unseren Dienst zu verrichten.«
Der Vulkanier hatte Bedenken. »Das wäre nicht weise«, sagte er. »Raumschiffe sind militärisch. Sie werden oft in Schlachten verwickelt und unternehmen andere gefährliche Aktivitäten. Sie sind kein Platz für Kinder.«
Crusher wollte Tuvoks Anerkennung gewinnen, auch wenn er nicht sagen konnte, warum dem so war. »Nun ja, im Moment nicht«, antwortete er ruhig. »Wir müssten für ihre Präsenz vorausplanen … Vorteil aus der Fähigkeit des Schiffs ziehen, die Untertassensektion von der Antriebssektion zu trennen. Wenn wir dann eine Gefahr erwarten, kann man das für den Betrieb nicht wichtige Personal in der Untertassensektion in Sicherheit bringen.«
Die dunklen Augen des Vulkaniers schlossen sich leicht, als er darüber nachdachte. Aber der Commander konnte an seinem Gesicht nichts ablesen, konnte nicht sagen, ob Tuvok die Idee mochte oder sie für närrisch befand.
Verdammt
, dachte Crusher,
ich bin tatsächlich nervös. Ich fühle mich, als würde ich in meinem dritten Jahr an der Akademie wieder vor der Klasse stehen und meine Abschlussarbeit präsentieren
…
»Ich erkenne keinen Fehler in Ihrer Logik«, schlussfolgerte Tuvok schließlich.
Der Commander fühlte, wie sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breitmachte. Er versuchte, es zu unterbinden, hatte aber keine Chance. Immerhin kam es nicht jeden Tag vor, dass man von einem Vulkanier ein Kompliment erhielt.
»Es freut mich, dass Sie zustimmen«, sagte er.
»Ihr Ansatz bedarf – natürlich – der Verfeinerung«, sagte Tuvok. »Und Sie sollten sich im Klaren sein, dass andere in der Analyse Ihres Planes gewissen Emotionen nachgeben könnten – anders als ich.«
Crusher stand auf. »Aber … es wäre schön, die Familie bei sich zu haben, nicht?«
Der Vulkanier zögerte, blickte dem Commander dann jedoch direkt in die Augen. »Ja«, sagte er. »Es wäre … schön.«
Crusher grinste wieder. »Ich habe unser Gespräch sehr genossen, Tuvok. Vielleicht können wir das ein andermal wiederholen.« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Ich schätze, ich lasse Sie jetzt wieder mit Ihrer Nachricht allein. Verzeihen Sie, dass ich Sie unterbrochen habe.«
Bevor er bemerkte, was er gerade tat, hatte er dem Vulkanier auch schon in einem Ausdruck von Kameraderie auf die Schulter geklopft. Tuvok versteifte sich leicht – und still verfluchte der Commander sich selbst.
Physischer Kontakt war eine Verletzung der Privatsphäre eines Vulkaniers. Er hatte gerade einen schrecklichen Fauxpas begangen.
Oh ja
, dachte er,
es ist nun mal geschehen
.
Natürlich fühlte der Commander den Impuls, sich zu entschuldigen. Letzten Endes besann er sich eines Besseren. Es hätte die Situation nur noch unbehaglicher gemacht. Stattdessen drehte er sich um und verließ die Lounge.
Trotz seines unbeabsichtigten Fehlers in artenübergreifender Höflichkeit fühlte sich Crusher wegen des Gesprächs ziemlich gut. Auf eine eigentümliche vulkanische Art liebte Tuvok seine Familie. Genauso wie der Commander die seine.
Das war ein Anfang.
4
Als Picard die fünfseitige Große Ratskammer auf Debennius II betrat, entschied er, dass sie schöner als jeder Tagungsort war, den er je
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