Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
»Wenn Sie mir nicht glauben, kann Ihr indarrhischer Freund Commander Crusher noch einmal befragen. Er wird bestätigen, was ich sage, ob er will oder nicht.«
Der Commander konnte ihn nur bestürzt anstarren. Er wollte wirklich nicht sterben, aber er hätte den Tod hingenommen, wenn er bedeutet hätte, dass sie ihre Mission erfüllten. Immerhin war dies nicht einfach ein Spaziergang im Park. Millionen Unschuldiger im kellasianischen Sektor würden sterben, wenn die Melacronianer und die Cordraziten in einen Krieg schlitterten.
Nur kurz zuvor hatte Tuvok gesagt, dass er zwischen der Pflicht seiner Familie und der Sternenflotte gegenüber hin- und hergerissen war. Offensichtlich hatte sich der verräterische Bastard nun für Ersteres entschieden. Sein Leben für das Leben von Millionen – eine verdammt armselige Logik, wenn man Crusher fragte.
Der Commander war so voller gerechtem Zorn, dass er beinahe nicht hörte, was Tuvok als Nächstes sagte. Und selbst als er es hörte, ergab es für ihn nicht den geringsten Sinn.
»Ihr Vater hält Sie zum Narren«, sagte Tuvok.
Der Thallonianer sah ihn an. »Was haben Sie gerade gesagt?«
»Ihr Vater hält Sie zum Narren«, wiederholte Tuvok gelassen.
Offenkundig erzielten die Worte Wirkung. Abbis’ Gesicht wurde noch rötlicher als üblich, während sich seine Augen zu solchen Schlitzen verengten, dass man sie kaum noch sehen konnte.
»Erklären Sie das«, forderte er Tuvok auf, »bevor ich Ihnen ein Loch in den Schädel schlage und Sie zuschauen lasse, wie Ihr Gehirn herausquillt.«
»Wir wissen alles über ihn«, sagte der Vulkanier ruhig.
Crusher hörte so gespannt zu wie der Thallonianer.
Was wissen wir?
, fragte er sich.
Und wie zum Teufel haben wir davon erfahren?
»Wir haben längst entdeckt, dass Ihr Vater, Gouverneur Gerrid Thul, derjenige ist, der hinter den Attentaten und den anderen terroristischen Anschlägen steckt«, fuhr Tuvok fort. »Er handelt durch Sie, seinen illegitimen Sohn.«
Abbis sah schockiert aus – aber er schien nicht in der Lage zu sein, dies zu leugnen. Dementsprechend, so schloss der Commander, musste es wahr sein.
»Wir kennen auch sein Ziel. Er wünscht, der Imperator eines neuen Imperiums zu werden, das aus den Systemen zwischen den thallonianischen Welten und der Föderation bestehen soll.«
Der Thallonianer tauschte einen Blick mit dem Indarrhi. Wyl zuckte einfach nur ratlos mit den Schultern.
»Dieses Ziel«, fuhr Tuvok fort, »wird für Thul sehr viel leichter zu erreichen sein, wenn der Großteil des intelligenten Lebens in diesem Sektor ausgelöscht ist. Darum stiftet Ihr Vater auch Krieg zwischen den Melacronianern und den Cordraziten und schiebt die Gewalttaten terroristischen Gruppierungen auf beiden Seiten in die Schuhe.«
Auf Abbis’ Gesicht spiegelte sich Respekt wider. »Ich bin beeindruckt«, sagte er dann.
Crusher war es ebenfalls.
»Es ist ein hervorragender Plan«, attestierte Tuvok, »in seiner Logik beinahe ohne jeden Makel. Der kellasianische Sektor wird sich selbst vernichten, jede Spezies wird denken, die andere sei verantwortlich, und der thallonianische Imperator wird nie ahnen, dass dies alles das Werk Ihres Vaters ist.«
Abbis nickte. »Ja«, sagte er langsam. »Es ist ein hervorragender Plan. Und ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein.«
»Und doch …«, fügte der Vulkanier hinzu und verstummte dann, gerade so, als hätte er sich eines Besseren besonnen und wäre nicht bereit, etwas zu enthüllen.
»Und doch was?«, schrie der Thallonianer.
»Was Sie nicht wissen«, fuhr Tuvok unbeeindruckt fort, »ist, dass Thul Sie nur benutzt. Haben Sie getan, was er von Ihnen erwartet, werden Sie nicht länger eine nützliche Komponente seines Plans sein. Im Gegenteil, Sie werden zu einem Hindernis. Darum plant er, Sie ermorden zu lassen.«
Abbis runzelte die Stirn. »Sie sind verrückt«, hauchte er.
»Wenn man Thul etwas zugutehalten kann, dann, dass er logisch vorgeht – und die Logik gebietet, dass Sie eine Gefahr für ihn darstellen«, behauptete der Vulkanier. »Immerhin wissen Sie zu viel. Sie könnten ihn an den thallonianischen Imperator verraten.« Er machte eine Pause. »Warum sollte er jemandem, der so gefährlich ist, erlauben weiterzuleben?«
»Weil ich sein Sohn bin«, antwortete Abbis und versuchte nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch Verachtung für Tuvoks Worte anklingen zu lassen. »Ich bin sein Fleisch und Blut, verdammt noch mal.« Aber das Zittern in seiner Stimme
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