Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
Worte.
Als er seinen Bericht fortsetzen wollte, ertönte ein Läuten von der Tür zu seinem Quartier. Der Captain sah hoch und fragte sich, welche schlechten Nachrichten Ben Zoma nun bringen mochte.
»Herein«, rief er.
Dann erinnerte er sich daran, dass er nicht in seinem Quartier auf der
Stargazer
war. Er befand sich in einer Suite, die der Erste Gesandte Culunnh für ihn auf Debennius II arrangiert hatte, damit die Benniari ihn jederzeit erreichen konnten. Und der Mechanismus der Tür reagierte nicht auf seine Stimme.
Er erhob sich aus seinem Stuhl, durchquerte den Raum und berührte ein Sensorenfeld, das neben der Tür in der Wand eingelassen war. Einen Augenblick später glitt die Tür zur Seite und enthüllte seinen Besucher.
Es war nicht Ben Zoma. »Gouverneur Thul«, sagte Picard.
Der Gouverneur lächelte. »Captain … darf ich eintreten?«
»Gewiss.« Picard trat zur Seite, damit der Thallonianer hereinkommen konnte.
»Ich bin sowohl bei den Cordraziten als auch bei den Melacronianern zur Persona non grata ernannt worden«, bemerkte Thul, während er eintrat.
»Genau wie ich«, antwortete der Captain, als sich die Tür mit einem zischenden Laut schloss. »Das macht es ziemlich schwierig, an ihre Vernunft zu appellieren.«
Der Thallonianer setzte sich auf einen Stuhl gegenüber dem Platz, an dem Picard gesessen hatte. »Ich fürchte, dass Friedensstifter in diesem Moment nicht sehr geschätzt werden.«
Picard nickte. »So scheint es.« Er zeigte auf eine transparente Karaffe voll leuchtend gelber Flüssigkeit, die auf einem hölzernen Tisch stand. »Hätten Sie gerne etwas Wein, Gouverneur?«
»Wein?«, wiederholte Thul überrascht. »Ich dachte, Tee sei Ihr bevorzugtes Getränk, Captain.«
Picard lächelte etwas gezwungen. »Cabrid Culunnh ließ ihn vor ein paar Stunden herbringen. Er sagte, er hoffte, ich fände darin etwas Trost.«
»Haben Sie?«, fragte der Thallonianer.
Der Captain zuckte mit den Schultern. »Ich habe kaum etwas davon getrunken.«
»Dann sollten wir diese Nachlässigkeit augenblicklich korrigieren.«
Picard nickte und schenkte zwei Gläser ein. Eines gab er seinem Besucher.
»Auf den Frieden«, erklärte der Thallonianer. Als er sein Glas hob, glitzerte die Flüssigkeit im Licht.
»Auf den Frieden«, stimmte Picard ein und hob sein Glas ebenfalls. »Möge er mehr sein als nur die fahle Illusion, die er in diesem Moment zu sein scheint.«
Zusammen nahmen sie schweigend einen Schluck des trockenen, herben Getränks. Der Wein war nicht unbedingt nach Picards Geschmack, wirklich schlecht war er aber auch nicht. Das Weingut seines Vaters hatte bisweilen deutlich schlechteren hervorgebracht.
Thul blickte auf den Grund seines Glases. »Ich kann es einfach nicht begreifen, Captain. Es wird bald Krieg geben. So viele Millionen Unschuldiger … was für eine Verschwendung von Leben.«
Picard sagte nichts. Vor seinem geistigen Auge sah er Bilder der leise sprechenden, weisen Benniari. Wegen ihrer Präsenz in den umstrittenen Gebieten würden sie zweifelsohne als Erste vergehen – so wie es der Erste Gesandte gesagt hatte.
»Ich bin versucht einzugreifen«, erklärte der Gouverneur. »Ihn irgendwie aufzuhalten. Und nicht nur wegen Culunnhs Volk. Immerhin sind auch Thallonianer in Gefahr – jene, die dem Imperator außerhalb der Grenzen unseres Imperiums zu Diensten sind.«
»Ich beneide Sie um diese Freiheit«, antwortete der Captain mit ernster Stimme. »Mir sind leider die Hände gebunden.«
Thul sah ihn an. »Wie meinen Sie das?«
»Sie haben von der obersten Tugend Ihres Volkes gesprochen. Wir von der Vereinten Föderation der Planeten haben ebenfalls einen zentralen Grundsatz. Wir haben geschworen, uns nicht in die Konflikte anderer Zivilisationen einzumischen, wenn wir nicht von einer der kriegsführenden Parteien darum gebeten werden – und ganz sicher haben weder die Cordraziten noch die Melacronianer um unsere Hilfe ersucht.«
»Die Benniari haben es«, betonte der Thallonianer.
»Ja«, stimmte der Captain zu, »und wir werden sie beschützen, wenn sie angegriffen werden. Aber davon abgesehen …« Er zuckte wieder mit den Schultern.
»Das muss immens frustrierend sein.«
Picard lächelte schief. »Das können Sie sich gar nicht vorstellen. Aber so sehen meine Befehle aus, und ich werde sie befolgen.«
Der Gouverneur trank seinen Wein aus, erhob sich dann und streckte sich. »Ich dachte, uns fiele vielleicht etwas ein … eine Idee. Aber ich merke, dass
Weitere Kostenlose Bücher