Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
zu einer humanoiden Gestalt. Sobald der Körper des Neuankömmlings komplett war und der Transportereffekt verschwand, erklangen überraschte und erschrockene Schreie auf dem Gelände.
„Großer Gott“, hörte Rella Casale flüstern.
Seiner Schätzung nach war der Klingone fast zwei Meter groß. Es gab keinen Zweifel an der kriegerischen Ausrichtung seiner Montur: einer dunklen Toga unter einer silbernen Weste, welche, wie Rella wusste, aus einer Art leichtgewichtigem und dehnbarem Kettenhemd bestand. Eine dunkle, gemusterte Hose steckte in blank polierten Lederstiefeln, welche dem Klingonen bis zu den Oberschenkeln gingen. Er hatte breite Schultern und war muskulös, langes schwarzes Haar fiel über seine Schultern, und auf seinem Kopf befanden sich höckerhafte Erhebungen. Eine große Waffe, eine Disruptorpistole, hing rechts an seiner Hüfte, und seine linke Hand ruhte auf dem Knauf eines langen, ummantelten Schwertes.
Ohne nachzudenken, zog Rella Casale zu sich. Sie wehrte sich nicht und schlang ihre Arme um seine Taille.
„Erdlinge und zugehörige Schoßhündchen“, sagte der Klingone. Sein tiefer Bariton fiel als Echo von den Wänden aus Thermozement zurück. „Mein Name ist Komoraq, Kommandant des imperialen Schiffes
M’ahtagh
. Dieser Planet wurde schon vor einiger Zeit vom Klingonischen Imperium beansprucht. Demnach befindet ihr euch unrechtmäßig auf fremdem Gebiet.“ Er streckte die Hände aus und zuckte mit den Achseln. „Bedauerlicherweise machte euer Schiff vor seinem Landemanöver eure Anwesenheit in diesem System nicht deutlich. Die Sensoren meines Schiffes hatten zudem eine Fehlfunktion und erkannten euren Frachter als einen die Waffen aktivierenden Gegner, zweifellos ein unglückliches Versehen. Im Interesse des schwachen Friedens, welche unsere Regierungen und ihre politischen Marionetten so schätzen, biete ich euch eine Wahl: Verschwindet, oder werdet vernichtet.“
Die wachsende Menge reagierte mit ungläubigen und ablehnenden Rufen. Rella glaubte nicht, dass Komoraq durch diese Proteste eingeschüchtert oder auch nur beeindruckt werden konnte. Der Klingone zeigte nicht einmal Anzeichen davon, dass er sie überhaupt wahrnahm. Es war offensichtlich, dass er mit Widerstand gerechnet hatte, vielleicht sogar mit Aggression.
„Ihr heult wie Straßenköter, Erdlinge“, fuhr er fort. „Ich kann die Furcht riechen, die ihr zu verbergen sucht. Einige von euch denken vielleicht daran, eine Waffe zu ziehen und mich aus den Schatten heraus anzugreifen. Seid versichert, dass meine Mannschaft in diesem Fall nicht ruhen wird, bis jedes Leben auf diesem Planeten vernichtet und jede Spur eurer Kolonie von seinem Antlitz gewischt wurde.“
„Die Föderation wird das nicht hinnehmen!“, rief jemand aus der Menge.
„Das ist eine kriegerische Handlung!“
Komoraq schien diesen und anderen Kommentaren Gehör zu schenken. Er nickte sogar bestätigend und ließ die Tiraden eine Weile fortfahren, dann hob er die rechte Hand. Ohne dass er darum bitten musste, verstummten die versammelten Kolonisten umgehend.
„Es wäre weise, wenn ihr die Energie, die ihr in eure Wut und Furcht investiert, für das Packen eurer Habseligkeiten und den Aufbruch verwendet.“ Er verharrte und ließ ein Lächeln sehen, das unebene, zerklüftete Reihen gelber Zähne offenbarte, bevor er in einer dramatisch wirkenden Geste mit der Hand wedelte. „Sobald ich auf mein Schiff zurückgekehrt bin, bleibt euch ein Standardtag, um diese Welt zu verlassen. Wer danach noch auf der Planetenoberfläche ist, wird sterben. Die Entscheidung liegt bei euch. Wählt weise.“
Der Klingone zog ein kleines Gerät aus seinem Gürtel, das Rella für einen Kommunikator hielt. Ein hörbares Zirpen erfüllte die Luft, dann murmelte Komoraq etwas Unverständliches.
„M’ahtagh. HIjol!“
Einen Augenblick später umfing ihn ein feuerroter Transporterstrahl, und er verschwand. Einzig seine Stiefelabdrücke auf der weichen Erde des Platzes erinnerten noch daran, dass er inmitten der Kolonisten gestanden hatte. Die Siedler sahen sich an, Furcht und Sorge hüllten sie ein wie eine erstickende Decke. Ein gedämpftes Gemurmel erfüllte den Platz.
Rella hörte, wie Pehlingul hinter ihm sagte: „Das kann er nicht ernst meinen.“
„Erzählen Sie das der Besatzung des Frachters, den er eben abgeschossen hat“, schnappte Casale.
Es erstaunte Rella, wie ungehemmt dreist der klingonische Captain aufgetreten war. Die Sternenflotte würde von
Weitere Kostenlose Bücher