Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
haben.
Es wäre leicht, dieses Verfahren als Fall eines einzelnen, unrechtmäßig handelnden Offiziers abzutun. Doch hieße das, das große Gesamtbild zu ignorieren, das aus diesen Handlungen ersichtlich wird. Viele der hier vorgebrachten Themen sind weit größer, als dass sie dieses Forum angemessen behandeln könnte.
Dennoch gibt es moralische Grundsätze, die wir genauso wenig übergehen, wie wir einen bewussten Verstoß gegen selbige tolerieren können. Insbesondere nicht, wenn es dadurch zur Störung der Personen kommt, die zu beschützen wir geschworen haben. Die Kommandohierarchie der Sternenflotte existiert aus Gründen der Praktikabilität. Sie ist bewährt, genau wie ihre Regeln und Prinzipien. Prinzipien, die befolgt werden müssen – vor allem nun, da die Föderation vor noch nicht abzuschätzenden Herausforderungen und Hindernissen steht und einem Krieg mit Gegnern entgegensieht, die unseren Lebensstil verachten. Wir können es unseren Offizieren nicht gestatten – seien ihre Absichten auch noch so gut – diese Prinzipien zu verletzen. Erst recht nicht Offizieren mit dem Rang und der Erfahrung eines Commodore Reyes. Demzufolge müssen derartige Verstöße angemessen geahndet werden, als mahnendes Beispiel für alle, die unsere Uniform tragen und den Schwüren, die wir so hoch achten, verpflichtet sind.
Commodore Diego Reyes“, sagte Moratino und schaute ihm direkt in die Augen. „Dieses Gericht verurteilt Sie wie folgt: Mit sofortiger Wirkung wird Ihnen Ihr Rang aberkannt sowie sämtliche Privilegien und Vergütungen als Flaggoffizier. Ihnen wird eine angemessene Zeitspanne zur Klärung Ihrer persönlichen Angelegenheiten gewährt, woraufhin Sie zur irdischen Sternenflottenhaftanstalt im neuseeländischen Auckland überführt werden. Dort verbringen Sie nicht weniger als zehn Jahre, wobei die bereits in Haft verbrachte Zeit genauso angerechnet wird, wie der Flug zur Erde.“
Die Worte hallten in Reyes’ Ohren wider, prallten gegen seinen Schädel, brannten sich in sein Fleisch. Keinerlei Vorbereitung, keine schlaflose Nacht voller Sorgen und Möglichkeiten, hatten ausgereicht, die Wucht des ihm von Moratino auferlegten Urteils abzufedern. In den Augen des Gesetzes war er ein Krimineller, auf ewig gebrandmarkt und beschmutzt. Nichts, was er von nun an tun würde – kein Gedanke, Wort oder Tat – konnte diese einfache, grausame Wahrheit je ungeschehen machen.
„Nach Beendigung der Strafe“, fuhr Moratino fort, „werden Sie ohne Anspruch auf etwaige Vergütungen aus der Sternenflotte entlassen. Der Transport zur Erde ist schnellstmöglich durchzuführen, bis dahin verbleiben Sie in Ihrem Quartier. Mr. Reyes, haben Sie das von mir verhängte Urteil verstanden?“
Sein Mund war plötzlich so trocken. Reyes brauchte eine Weile, bis er die nötige Spucke für eine Antwort zusammen hatte. „Ja, Euer Ehren.“
Moratino nickte, zufrieden oder einfach nur bestätigend. „Nun denn. Wachen, begleiten Sie den Gefangenen in sein Quartier, wo er bis auf weiteres zu verbleiben hat. Diese Sitzung ist beendet.“ Sie beugte sich vor und betätigte ein letztes Mal die Glocke.
Bewegungslos sah Reyes zu, wie Lieutenant T’Nir den Computer ausschaltete und die Ausschussmitglieder aus dem Saal gingen. Er drehte sich zu Desai um, die ihn ansah, und bemerkte die Tränen in ihren Augenwinkeln. Captain Sereb stand hinter ihr und vermied Augenkontakt, packte seine Unterlagen in seine Aktentasche. Dann richtete er sich auf und drehte sich zu Reyes um. Einen Moment lang sah ihn der Tellarit aus seinen tiefliegenden Augen an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum ohne ein einziges Wort.
Ein fairer Tellarit?
Reyes konnte nichts gegen den unsinnigen Gedanken tun.
Jetzt habe ich wirklich alles gesehen
.
„Diego“, sagte Desai. Sie streckte ihm die rechte Hand entgegen, zog sie aber zurück, als die zwei Sicherheitsoffiziere an seine Seite traten. „Ich … Ich weiß nicht, was ich …“
Reyes atmete tief ein und blickte durch den gesamten Gerichtssaal, bevor er sich wieder ihr zuwandte. Keiner von ihnen beiden sprach mehr.
Es gab nichts zu sagen.
Kapitel 43
T’Prynn krümmte sich, als Sten auf sie prallte und sie mit seinem Gewicht in den Sand zwang. Tretend und sich unter ihm windend kullerte sie mit den Abhang hinab. Sand drang in ihre Augen, ihre Nase, ihren Mund. Stens Hände waren an ihrem Hals, und sie wehrte sich, lehnte sich gegen die Arme auf. Mit einem Schrei der Wut schlug
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