Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
Stimme, kaum hörbar über den Wind, schien ihr zuzuflüstern. „Komm mit mir, meine Schwester.“ T’Prynn drehte sich um und sah T’Nel, ihre ältere Schwester. „Wir müssen diesen Ort sofort verlassen.“
Ihr Instinkt hieß ihr, sich von dem Neuankömmling loszureißen, der zweifellos nichts weiter war, als eine von Stens perversen Täuschungen. Würde sie etwa auch gegen ihre Schwester kämpfen müssen? Wen zerrte er noch aus den Untiefen ihres Verstandes und hetzte ihn auf sie? „Nein!“, brüllte sie über den tosenden Wind hinweg. „Das ist eine Lüge!“ Sie wandte sich um und kroch auf der Suche nach einem Versteck die Düne hinauf, fort von T’Nels Abbild. Im Sand vor ihr öffnete sich ein gähnendes Loch. Es war dunkel und bedrohlich, stellte aber vielleicht ihre einzige Hoffnung auf Flucht dar. Ohne zu zögern sprang T’Prynn darauf zu.
T’Nel rief ihren Namen und war noch immer nah genug, dass T’Prynn ihren Atem hinter sich hören konnte, doch sie ignorierte den Ruf. Sie warf sich nach vorne, streckte sich nach der sich weitenden Öffnung – und fühlte plötzlich Arme an ihrer Hüfte, die sie umklammerten und zurück zum Sand zerrten. „Nein, das kannst du nicht!“ Ihre Finger krallten sich in den Boden, während sie zu der erlösenden Leere robben wollte. „Du musst mit mir kommen, T’Prynn. Ich werde dich von hier fortbringen.“
„Lügen!“, grollte T’Prynn und entwand sich dem Griff, doch sie hatte sich kaum aufgerichtet, da war T’Nel schon wieder da. „Lass mich!“, fuhr sie auf, als T’Nels Hände sie berührten, sie weiter von dem Loch fortzogen. Aus dem Augenwinkel registrierte sie eine Bewegung, blickte auf und sah Sten. Er wirkte erholt, sauber und frei von Verletzungen, wie immer, wenn er ihr nachsetzte. Abermals hielt er eine
Lirpa
in der Hand, und die Klinge der Waffe zeichnete eine Bahn durch die Luft.
„Lass mich gehen!“, schrie T’Prynn T’Nel zu, doch die Schwester zog sie weiter, fort von dem mit erhobener
Lirpa
näher kommenden Sten. Ihr Griff war gnadenlos. „T’Prynn“, sagte T’Nel. „Wir müssen gehen. Jetzt!“
Sten tobte. „Weg von ihr! Sie ist mein!“ Er schwang die
Lirpa
, als er näherkam, und die Klinge glitzerte in der erbarmungslosen Wüstensonne. T’Nel ließ von T’Prynn ab, und beide Frauen duckten sich. T’Prynn merkte, wie die Waffe ihren Ärmel durchtrennte, als wäre er Luft, warf sich zur Seite und kroch den Hügel hinab fort.
„Sten!“
Beim Klang dieser neuen Stimme hielten sie alle drei inne. Als sich T’Prynn umwandte, erblickte sie Sobon, den älteren Vulkanier, der in ihr Bewusstsein eingedrungen war und ihr zunehmend dabei half, Stens unaufhaltsamer Attacke zu entgehen. Sobon stand inmitten des Sandes und wartete, die Hände meditativ vor der Brust gefaltet.
„Du“, sagte Sten und deutete mit seiner
Lirpa
auf Sobon. „Du stehst zwischen mir und meinem Eigentum. T’Prynn hat sich mir zum letzten Mal entzogen, hat mich zum letzten Mal entehrt.“
„Sie ist nicht dein“, entgegnete der Heiler mit ruhiger Stimme. „Sie hat dich abgelehnt und die rituelle Herausforderung akzeptiert. Du bist der Ehrlose hier, weil du sie nicht aus dem Sakrament entlässt. Es wird Zeit, diesen Fehler zu korrigieren.“
Sten hatte längst jegliche Spur von Disziplin und Haltung verloren. Er lachte laut. „Nur zu, Heiler – falls du glaubst, der Herausforderung gewachsen zu sein.“ Die Worte hatten seinen Mund kaum verlassen, da preschte er auch schon vor und schwang seine
Lirpa
nach Sobon. T’Prynn konnte nur zuschauen, während die Klinge durch die Luft zischte, auf den Hals des Alten zu. Die Waffe traf, und der Körper des älteren Vulkaniers verschwamm, löste sich auf und gewährte ihr ungehinderten Durchgang. Sten verlor das Gleichgewicht und seinen Stand. Sofort sprang Sobon vor und streckte die Hände nach Stens Kopf aus.
Sobald seine Finger Sten berührten, umhüllte ein blendend helles Feld aus roter Energie die beiden Vulkanier. T’Prynn hob die Hand, um ihre Augen zu schützen, und Sten schrie vor offenkundigem Schmerz auf. Sobon trat näher heran, widersetzte sich Stens Befreiungsversuchen mit der Stärke und Schnelligkeit eines weitaus Jüngeren. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, doch T’Prynn sah die Anstrengung in seinen Zügen.
„
Dashaya-Ni’Var-kashkau-Veh-shetau-Sten
“, sagte Sobon. Sten kreischte, verdrehte die Augen und öffnete den Mund vor Schmerz. Im gleichen Moment spürte T’Prynn ein
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