Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
Sie, Doktor, sind aus der Verantwortung für mich entlassen, allumfänglich. Sobon hat der Sternenflotte sogar empfohlen, Sie für ihr Pflichtgefühl zu belobigen.“
Sie hielt inne. Obwohl ihr Gesicht neutral blieb, erkannte Pennington in ihrer Körpersprache, dass sie litt – vielleicht unter einem Schwindelgefühl, Müdigkeit oder Übelkeit. Einen Moment versuchte er sich vorzustellen, wie sie sich fühlen mochte: hilflos den Ticks und Macken ihres geschundenen Körpers und Geistes ausgeliefert und zu nichts als der Reaktion auf dessen Launen fähig. T’Prynn war gewissermaßen jahrzehntelang im Krieg gewesen, das wusste er. War es unrealistisch von Sobon, ihre Genesung auf wenige Tage oder Wochen anzusetzen? Was, wenn sich langfristige Folgen ihrer langen Folter zeigten? Würde T’Prynn sich wirklich je ganz davon erholen?
„Dann war es das wohl“, sagte M’Benga und nickte zustimmend. „Ich achte Ihren Wunsch, T’Prynn. Doch bitte ich Sie, mich wissen zu lassen, wie es Ihnen geht.“
T’Prynn nickte. „Das werde ich, Doktor. Danke sehr.“
Zu seiner eigenen Überraschung hörte sich Pennington sagen: „Falls Sie Gesellschaft möchten … Ich habe nichts dagegen, zu bleiben. Ich brauche noch Material für mein Buch, und es ist nicht gerade so, als legte die Sternenflotte Wert darauf, mich wiederzusehen.“
„Ja, ich habe von Ihren Artikeln gehört“, sagte T’Prynn. „Ich vermute, sie sind eine höchst interessante Lektüre.“ Sie schwieg, und Pennington fragte sich, ob man ihr auch von der Verhandlung und Verurteilung von Commodore Reyes oder dem sich verschlechternden politischen Klima zwischen der Föderation und den Klingonen berichtet hatte. Sofern sie die Themen nicht selbst ansprach, würde er sie nicht erwähnen, entschied er. Im Moment war das sicher besser so.
T’Prynn rutschte mühsam auf ihrem Stuhl herum und diesmal war ihre eingeschränkte Beweglichkeit offensichtlich. Pennington hatte Mitleid mit ihr, wenngleich er wusste, dass sie seine offene Bekundung dessen abweisen würde.
„Wie ich Dr. M’Benga sagte“, sagte sie, „weiß ich Ihre Sorge zu schätzen, wie auch Ihr Angebot. Aber es ist nicht notwendig. Ich habe hier alles, was ich benötige, und während meiner Genesung wird sich Sobons Personal um mich kümmern.“
Pennington entsann sich seiner Unterhaltung mit der jungen T’Lon und der Hürden, die auf jene warteten, die nach Kren’than zurückkehrten, obwohl sie es aus welchen Gründen auch immer verlassen hatten. „Vielleicht es in Anbetracht der Dinge nicht das beste, an diesem Ort zu verweilen.“
T’Prynn verstand seine Andeutung. Sie nickte und blickte auf ihre gefalteten Hände hinab. „Mag sein. Aber ich bin bereit, diese Last zu tragen. Ich erachte sie als Gegenleistung für die mir zuteil gewordene Pflege.“ Als sie wieder aufsah, hatte sich die Vulkanierin verändert, entschied Pennington. Es war, als hätte sie eine Entscheidung getroffen. „Sie und ich hatten eine recht verfeindete Beziehung zueinander, Mr. Pennington, und zwar meinetwegen. So gerne ich glauben möchte, dass meine Handlungen dem Allgemeinwohl dienten, weiß ich nun, dass es andere Wege gegeben haben mag. Wege, auf denen ich den Schaden, den ich Ihnen zugefügt habe, umgangen hätte. Sie mag Ihnen nicht ausreichend erscheinen, aber ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an.“
Da saß sie also, schwach und verletzlich, und nach all dem, was zwischen ihnen gewesen war, erkannte Pennington, dass er sich nicht länger an den Zorn klammern konnte, den er für sie hegte. Sein Ruf war wieder hergestellt; gab es da noch einen Grund, sie zu beschuldigen? Was konnte es überhaupt noch bringen?
Nein. Lass es sein
.
„Danke, T’Prynn“, sagte er sanft und sah, dass M’Benga zustimmend nickte.
T’Prynn sackte auf ihrem Stuhl zusammen, doch als M’Benga ihr zu Hilfe kommen wollte, hob sie abwehrend die Hand. „Es geht“, sagte sie. „Ich werde nur langsam müde. T’Nel wird mir ins Bett helfen.“
„Das ist dann wohl unser Stichwort“, sagte Pennington.
M’Benga nickte. „Danke, dass Sie uns empfangen haben, T’Prynn.“
„Nicht der Rede wert. Ich wünsche Ihnen eine sichere Heimreise nach Sternenbasis 47, meine Herren.“ Sie griff unter ihre Decke. „Mr. Pennington, es gibt etwas, das ich Ihnen mitgeben möchte.“ Als die Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie Pennington etwas entgegen, das der Journalist sofort erkannte: das bronzene Mandala.
Verwirrt
Weitere Kostenlose Bücher