Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
erneut erbeben. Reyes stürzte zur Seite und griff Halt suchend nach Eastons Stuhl. Energieschwankungen ließen die Lichter, Monitore und Konsolen der Brücke flackern.
„Schilde sind unten“, berichtete der Mann an der Sensorkonsole. „Die vorderen Phaserbänke sind außer Betrieb.“
Eine weitere Salve traf das Schiff. Die Steueroffizierin fiel von ihrem Stuhl und prallte aufs Deck. Abermals erklangen die Alarmsirenen, plärrten ohrenbetäubend über die kompakte Brücke. Reyes, der sich noch immer an den Kommandantenstuhl klammerte, dachte nicht lange nach, stürzte vor und erreichte das Steuer. Blitzschnell erfasste sein Blick die verschiedenen Anzeigen der Konsole.
„Schadensbericht!“, befahl Easton, der neben seiner gestürzten Pilotin kniete. Reyes blickte auf sie hinab und war sich nicht sicher, ob sie bewusstlos oder tot war. Der Geruch durchgeschmorter Leitungen drang in seine Nase und er sah sich auf der Brücke nach seinem Ursprung um. Zwar fand er nichts, war sich aber sicher, dass die jüngste Attacke zu viel für die Schiffssysteme gewesen war. Ohne Schilde mochte die
Nowlan
noch eine Salve überstehen, wenngleich Reyes das bezweifelte.
„Hüllenbruch auf Frachtdeck fünf“, berichtete der Lieutenant an der Sensorstation, „ist aber unter Kontrolle. Außerdem erkenne ich ein Kühlungsleck im Maschinenraum.“
Was erklärt, warum da keiner antwortet
, wusste Reyes. Ein Kühlungsleck führte mit großer Sicherheit zu einer Evakuierung des gesamten Schiffsbereiches, zumindest bis die Ingenieursteams Sauerstoffmasken oder gar Schutzanzüge anziehen konnten.
Auf seiner Konsole leuchtete ein rotes Licht auf. „Sie kommen wieder ran“, rief er über die Schulter.
Ein paar Sekunden später blickte der Lieutenant von der Sensorstation auf und bestätigte, was Reyes’ Bauchgefühl ihm schon lange sagte. „Ihre Waffen sind komplett aktiviert.“
„Keine Antwort auf unseren Ruf!“, brüllte Ket über den Lärm vom hinteren Bereich der Brücke. „Ich habe versucht, einen Notruf abzusetzen, aber sie blockieren unser Signal!“
Das war’s dann
.
Der Gedanke hallte in Reyes Geist wider, während er zu dem rätselhaften, unidentifizierten Schiff aufblickte, dass auf dem Hauptschirm immer größer wurde, und dessen Front von einem Paar rotglühender Disruptorbänke dominiert wurde.
„Hier kommt es!“, rief Easton. „Achtung Einschlag!“
Eine Sekunde später flackerten die Disruptoren des Kriegsschiffes erneut auf. Sie spuckten Strahlen aus kaum gezügelter Energie, die den Bildschirm erfüllten und einen Herzsschlag später auf die ungeschützte Außenhülle der
Nowlan
trafen.
Als das Schiff diesmal erzitterte, wusste Reyes, dass es Todeszuckungen waren. Das Ende der
Nowlan
, und das Ende von allem.
Kapitel 53
Die Worte auf dem Datenbrett verspotteten sie. Sie tanzten vor Desais Augen und blieben deutlich und scharf umrissen, als wären sie immun gegen ihre Tränen.
Transporter
Nowlan
zerstört. Angriff durch ein privates Schiff vermutet. Keine Überlebenden
.
Es war ein vorläufiger Bericht, den der Föderationsnachrichtendienst aufgefangen hatte, und er stammte aus dem Hauptcomputer der Station. Über die Identität des Angreifers sagte er so wenig aus wie über die Flagge, unter der dieser gefahren sein mochte. Bevor Desai ihn gelesen hatte, war Admiral Nogura persönlich an ihrer Tür erschienen und hatte sie über den Vorfall informiert. Leider konnte auch er nur wenig hilfreiche Informationen nennen. Die
U.S.S. Gloucester
, ein in der Taurus-Region auf Sensorpatrouille befindliches Schiff der Sternenflotte, hatte den Flugschreiber der
Nowlan
aufgespürt und seinen Inhalt der nächsten Föderationsstation übermittelt – Vanguard. Der letzte Eintrag war vom kommandierenden Offizier des unglücklichen Schiffes gewesen und hatte keine Aufschlüsse über die Gründe des Angriffs gegeben.
Auf ihren Wunsch hin war Nogura gegangen, und Desai konnte schon nicht mehr sagen, wie oft sie den FND-Artikel gelesen hatte. Ihre ganze Welt schrumpfte auf die Größe des kleinen Monitors vor ihr zusammen und Zeit verlor jegliche Bedeutung, während sie dem Gerät befahl, ihr neue Informationen zu geben. Stattdessen quälte sie das Datenbrett mit den ewig gleichen seelenlosen Worten und Formulierungen.
Keine Überlebenden
.
Mit Tränen im Gesicht, warf Desai das Datenbrett durchs Zimmer und gegen die Wand. Das Gehäuse aus geformtem Polymer zerbrach und fiel auf den Teppichboden ihres
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